Finsteres Verlangen
Zweige gestreift. Ich fühlte, wie Richards Tier in mir aufsprang und wie Wind durch meine Haut nach außen strömte.
Richard blickte mich mit gelben Wolfsaugen an. Er hatte die Verbindung zwischen uns geöffnet, legte den Kopf in den Nacken und heulte, und ein Dutzend Kehlen antwortete ihm. Dann rückten die Werwölfe vor wie eine schwarze Woge.
Shang-Da und Jamil deckten Richard den Rücken; anstellte von Fingernägeln hatten sie Krallen. Bei den übrigen fühlte ich die glatte Haut unter dem Ansturm ihrer Kräfte verschwinden.
Jean-Claude hatte sich inzwischen so fest wie möglich gegen Richard und mich abgeschottet. Ich konnte ihn nicht mehr spüren. Er hatte geglaubt zu sterben und wollte uns nicht mit in den Tod reißen.
Ich fand eine der weggeworfenen Pistolen, und sofort ging es mir besser. Das Gefühl ihres Gewichts in der Hand tat richtig gut.
Leider war ich nicht der einzige menschliche Diener, der eine gefunden hatte. Angelito schoss auf eine Werhyäne, die darauf in die wimmelnden Ratten fiel, sich kreischend am Boden wand und versuchte, die Tiere von sich wegzuschlagen.
Ich schoss in die Tiere, die den Mann umringten, doch es waren zu viele. Es war, als feuerte man auf Wasser: man brachte es in Bewegung, konnte ihm aber nichts anhaben.
Ich kannte eine Methode, die Ratten loszuwerden. Ich zielte am Lauf entlang auf Musettes Kopf. Wenn ich sie tötete, würden die Viecher dorthin verschwinden, wo sie hergekommen waren.
Ich atmete aus, wurde ruhig. Allerdings würde ich viel zu nah an Jean-Claude vorbeischießen müssen, als dass mir wohl dabei war. Eine Ratte sprang zu meiner Schusshand hoch und biss zu. Andere besprangen mein Kleid und bohrten die Krallen in den schweren Stoff. Ich schrie auf, und plötzlich war Micah da, halb in der Hocke, und fauchte die Ratten an. Die am Boden fiepten erschrocken, die an meinem Kleid zeigten keine Angst. Er half mir, sie abzuklauben und in die wimmelnde Masse zu schleudern, wo die anderen über die verletzten Kameraden herfielen und sie auffraßen.
Die Ratten hatten offenbar mehr Angst vor den Werleoparden als vor den Wölfen, und so rückten die Werleoparden fauchend gegen die kleinen Nager vor und gewannen zunehmend an Boden.
Den beiden schwarzen Vampiren, die ich glaubte getötet zu haben, waren inzwischen Krallen und Reißzähne gewachsen, die kein normaler Vampir haben konnte. Sie teilten unter den Werwölfen blutige Schläge aus.
Einer hob die Hand gegen Shang-Da, und ohne nachzudenken feuerte ich, konnte sogar zielen, weil ich in dem Kreis stand, den die Werleoparden erobert hatten. Der Vampir verlor zum zweiten Mal den Kopf. Aber ich würde ihm das Herz entfernen und verbrennen müssen, wenn er tot bleiben sollte. Die Asche über verschiedene Gewässer zu zerstreuen könnte auch nicht schaden.
Shang-Da hatte Zeit für einen flüchtigen Blick zu mir, dann stürzte sich der zweite schwarze Vampir auf ihn und riss alle drei zu Boden, wo die Ratten sie überschwemmten.
Aus dem ganzen Lärm erhob sich Belles Stimme wie ein Sturmwind, wie ein Donner, der alle zum Erstarren brachte. Sogar das wimmelnde Heer der Nager hielt still. »Genug!«
Sie wich vor Jean-Claude zurück, und er fing an zu lachen. Es war nicht sein magisches Lachen, bei dem man sofort an Sex denkt, sondern ein ganz gewöhnliches, das ungetrübte Freude ausdrückte.
»Wir wollen nicht weiter kämpfen«, sagte Belle. Ihr Alt war noch genauso tief, aber nicht mehr im Geringsten sexy. Sie klang nicht wütend, sondern entrüstet, als wäre sie übel überrascht worden.
Die Ratten zogen sich fiepend und quiekend zurück. Die meisten Werwölfe waren mit kleinen Bisswunden übersät. Die Leiche der gestürzten Werhyäne sah aus, als wäre sie von einem wesentlich größeren Tier zerfleischt worden.
Jean-Claudes Lachen verebbte, aber seine Freude klang noch deutlich heraus, als er sagte. »Du kannst nicht von mir zehren. Du kannst nicht zurückholen, was du mir gegeben hast, weil ich nicht mehr zu deiner Linie gehöre. Ich habe inzwischen meine eigene Blutlinie geschaffen.«
Belle starrte ihn mit derselben ausdruckslosen Miene an, die ich von ihm so gut kannte. Sie verbarg, was sie wirklich empfand. »Ich weiß, was das bedeutet, Jean-Claude.«
»Du kannst mich nicht mehr wie einen Untergebenen behandeln, Belle. Zwischen zwei Sourdres de sang gelten andere Gepflogenheiten.«
Sie strich ihren Rock glatt; ich kannte diese Angewohnheit von Jean-Claude. Belle Morte war nervös. »Das habe
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