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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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stand ich schwankend da, hin- und hergerissen zwischen Asher an der Wand und Micah in der sengenden Umarmung. Ich hätte Micah mit der Ardeur in ein paar Tagen tödlich auslaugen können, Belle schaffte das bestimmt schneller.
    Asher streckte die Hand nach mir aus. Sie war abgemagert bis auf die Knochen. Micah versuchte, von Belle loszukommen, doch sie hielt ihn umschlungen und die geisterhaften roten Lippen auf sein Gesicht gedrückt. Einen Moment lang fühlte ich Asher sterben, schwinden. Jean-Claude ging zu ihm, aber ich wusste, er würde ihm keine Lebenskraft geben können. Dann leuchtete mein Kreuz auf, das mit Klebeband an meiner Brust befestigt war.
    Es brannte auf der Haut, als könnte die Hitze durch das Klebeband nicht nach außen dringen. Mit einem kleinen Aufschrei riss ich es weg, und das Kreuz glühte grellweiß wie ein eingefangener Stern an einer Kette.
    Micah kam taumelnd von Belle Morte los. Jean-Claude warf seinen schwarzen Samtmantel über sich und Asher. Die anderen Vampire wandten fauchend das Gesicht ab. Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung wahr, dann wurde ich von Angelito gerammt. Niemand hielt ihn auf. Das Kreuz hatte auch seine Nachteile.
    Er packte mich mit einem Arm, hob mich vom Boden hoch und ergriff mit der anderen Hand das Kreuz. Ich stach ihm mit drei Fingern in den Hals. Er würgte und ließ mich fallen, doch das Kreuz hielt er fest in der Faust, und als ich fiel, riss die Kette. Sowie er es in seinem Besitz hatte, verblasste der Schein.
    Musette drehte sich zu mir um, aber ihre Augen waren dunkelgoldene Feuerseen. Keine geisterhafte Erscheinung lag über ihrer Gestalt, sondern mir war, als sähe ich doppelt. Meine Augen sahen Musette mit der falschen Augenfarbe, mein Verstand sah Belle in Fleisch und Blut, ein bisschen größer als Musette und mit knielangen schwarzen Locken. Ihr dunkelgoldenes Kleid zeigte ein Dreieck weißer Haut, das Gesicht wie aus Perlmutt gemeißelt, die Lippen ein perfekter roter Schmollmund. Sie legte ihre weißen Hände um meine Arme, lange dunkle Fingernägel strichen über meine Samtärmel. Sie presste mich an sich und neigte sich zu einem Kuss heran.
    Eine kleine Stimme in mir schrie: »Sie darf dich nicht küssen.« Doch ich konnte mich nicht bewegen, mich nicht von ihr losreißen und wusste nicht einmal, ob ich es wollte.
    Dieser ach so rote Mund schwebte über meinem. Ich spürte ihren Atem. Die Welt roch nach Rosen. Dann plötzlich schmeckte ich Ashers Kuss, als hätte ich ihn eben noch geküsst. Der Geschmack half mir die Augen zu öffnen und vor Belles Mund zurückzuweichen. Half mir, es überhaupt zu wollen.
    Als ich sie auf mich niederblicken sah, begriff ich, dass ich ohnmächtig geworden war. Sie hielt mich wie ein Tänzer mit einem Arm hinter dem Rücken in der Schwebe, dann griff sie mit der anderen Hand um meinen Hinterkopf und hob mich ihren Lippen entgegen.
    Hinter ihr bewegte sich etwas, ich blickte zur Seite und entdeckte Richard. Belle sah ihn leider auch. »Wenn du dich einmischst, Wolf, werde ich die Ardeur in dir wecken. Du hast keine Frauen mitgebracht. Hast du geglaubt, dadurch würdest du verschont? Wirst du nicht. Die Ardeur will nur gesättigt werden. Wie, ist ihr gleichgültig.«
    Richard zögerte. Ich schmeckte seine Angst auf der Zunge und ein wenig noch Ashers Kuss.
    Plötzlich erschien Jean-Claude neben Belle. »Ich bin es, den du willst.« Mit dramatischer Gebärde breitete er die Arme und den dunklen Mantel auseinander. »Hier bin ich.«
    Ich weiß nicht, was passiert wäre oder was sie darauf geantwortet hätte, denn mich überwältigte plötzlich die Erinnerung daran, wie Asher mich in Jean-Claudes Bett geliebt hatte. Sie überkam mich wie kürzlich bei Jason, aber stärker, schlimmer, besser. Mit einem Aufschrei bog ich den Rücken durch und wurde in Belles Armen von einem Orgasmus überrascht, bei dem ich ihr das Gesicht zerkratzte. Sie ließ mich fallen, und ich sah wie durch einen Schleier, dass sie nach Jean-Claude griff.
    Richard fing mich auf und barg mich in seinen Armen. Mit besorgter Miene strich er mir die Haare aus dem Gesicht. »Anita, bist du verletzt?«
    Es gelang mir, den Kopf zu schütteln, dann drehte ich mich nach Asher um, obwohl Richard mich zärtlich besorgt in den Armen hielt. Ich konnte einfach nicht anders. Ashers Haare hingen strohig um sein Gesicht, das nur noch Haut und Knochen war. Seine Lippen bildeten eine schmale, harte Linie, die Reißzähne waren deutlich zu sehen. Nur die Augen

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