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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ich nicht gewusst und du auch nicht. Darum war ich im Recht.«
    »Das ist wahr, aber nun, wo wir es wissen, musst du deine Leute sammeln und gehen. Verlasse unser Territorium noch heute Nacht. Wenn wir euch morgen Abend noch auf unserem Land antreffen, ist euer Leben verwirkt.«
    »Du würdest doch meine Musette nicht wirklich töten?« Eine leise Unsicherheit war ihr anzuhören.
    »Musette zu töten, ganz legal, ohne politische Auswirkungen«, er schnalzte mit der Zunge, »davon haben schon viele Meistervampire geträumt, und ich werde es tun, Belle. Du schmeckst gewiss die Wahrheit meiner Worte.«
    Sie machte sich ein bisschen steifer. »Ich werde Musette streng beaufsichtigen, bis wir außer Landes sind. Sie hat zuweilen üble Launen.«
    »Es wäre schlecht, wenn sie hier in St. Louis solch einer Laune nachgäbe«, sagte Jean-Claude tonlos und ganz ohne Freude.
    In dem Moment erschien Cherry neben mir. »Tut mir leid, wenn ich störe, und ich kenne mich mit Vampiren nicht so gut aus, aber ich glaube, Asher stirbt.«

49
    A sher lag an der Wand, abgemagert bis aufs Skelett. Seine Haut war wie Pergament. Er lag auf einem Bett aus strohigen, mattgoldenen Haaren. Seine Kleider hüllten seinen eingefallenen Körper lose ein. Seine Augen waren geschlossen und als Einziges an ihm nicht geschrumpft.
    Ich sank neben ihm auf die Knie, weil meine Beine plötzlich nachgaben.
    »Er ist nicht tot«, sagte Valentina, hielt sich aber vorsichtshalber außer Reichweite. Sie bot mir Trost an, war aber nicht dumm.
    Ich betrachtete, was von all der Schönheit übrig geblieben war, und glaubte ihr nicht.
    »Sieh nicht mit den Augen hin, ma petite«, sagte Jean-Claude. Er hatte sich nicht zu mir gekniet, sondern war vor Belle Morte stehen geblieben, als wagte er nicht, ihr den Rücken zuzukehren.
    Ich befolgte seinen Rat und tastete mit meiner Magie nach Asher. Da war noch ein Funke zu spüren, ein Rest von Leben glomm in ihm. Er war nicht tot, noch nicht. Ich blickte zu Jean-Claude hoch. »Er ist zu schwach, um Blut zu saugen.«
    »Und er hat keinen menschlichen Diener und kein gehorsames Tier«, sagte Belle Morte und fügte nach kurzem Zögern hinzu: »Er hat keine Mittel mehr.«
    Keine Mittel mehr – was für ein widerlich angenehmer Ausdruck. Aber wie man es bezeichnen wollte, sie hatte recht. Asher konnte sich nur mit Blut ernähren, und wenn er zu schwach zum Saugen war … ich wollte den Satz nicht zu Ende denken.
    »Belle Morte könnte ihn retten«, sagte Jean-Claude nüchtern.
    Ich sah zu ihm auf, dann an ihm vorbei zu ihr. »Inwiefern?«
    »Sie hat ihn gemacht und ist ein Sourdre de sang. Sie kann ihm etwas von der Lebenskraft, die sie ihm gestohlen hat, zurückgeben.«
    »Ich habe gar nichts gestohlen«, widersprach Belle mit leiser Wut. »Man kann nicht stehlen, was einem rechtmäßig gehört, und Asher gehört mir, restlos, Jean-Claude, jedes Stückchen Haut, jeder Tropfen Blut. Er lebt durch meine Duldung und ohne sie stirbt er.«
    Jean-Claude machte eine einlenkende Geste. »Stehlen ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber du kannst ihm seine Lebenskraft zurückgeben. Wenigstens so viel, dass er Blut saugen kann.«
    »Kann ich, werde ich aber nicht tun.« Ihr Zorn wehte wie ein sengender Wind zu mir herüber und brannte auf der Haut, wo er mich berührte.
    »Warum nicht?«, fragte ich, weil es offenbar kein anderer tat. Aber ich wollte es wissen.
    »Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, Anita.«
    In der Hand hielt ich noch die Pistole, und plötzlich wurde sie schwer, als wollte sie mich erinnern, dass sie noch da war, oder vielleicht spürte ich sie auch nur, weil ich zufällig die Hand bewegte. Ich stand auf und zielte auf Musettes Brust. »Wenn Asher stirbt, dann auch Musette.«
    »Du hattest vorhin schon nicht viel Erfolg mit deiner kleinen Pistole«, sagte Belle unbeeindruckt. Natürlich war es nicht ihr Körper, den ich durchsieben würde.
    »Die Kinder der Finsternis sind ein Sonderfall. Vermutlich überleben sie alles außer Feuer. Auf Musette dürfte das aber nicht zutreffen.« Ich hatte langsam ausgeatmet, um völlig ruhig zu werden. Die freie Hand hielt ich auf dem Rücken, meine bevorzugte Haltung beim Scheibenschießen.
    »Angelito wird dich daran hindern«, erwiderte sie schlicht.
    Ich drehte den Kopf zu Angelito, der am Boden kniete und von drei Werwölfen festgehalten wurde. »Wenn er andere belästigt, stirbt er gleichfalls. Wahrscheinlich wird er Musettes Tod sowieso nicht überleben.«
    Belle

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