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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Musettes Brust.
    »Wenn du ihm den Lebenskuss nicht bald gibst, wirst nicht einmal du ihn noch retten können, Belle Morte«, sagte Valentina.
    Belle hatte Mühe ein gleichgültiges Gesicht zu machen, und ihr Zorn strömte durch den Raum. Oder vielleicht hatte ich nur mehr Gespür dafür. »Hast du die Seiten gewechselt, petite morte?«
    »Non, aber ich möchte Musette nicht durch eine Nachlässigkeit verlieren. Wenn du Ashers Tod willst, ist das eine Sache. Etwas anderes ist es, den Zeitpunkt zu verpassen, wo Rettung noch möglich wäre.«
    Ich musste mich schwer zusammenreißen, um mich nicht zu ihr umzudrehen, doch ich hielt den Blick auf Musette geheftet. Außerdem, sagte ich mir, würde Valentina wie jeder alte Vampir, der etwas Riskantes sagte, ein gleichmütiges Gesicht machen.
    Zwischen den beiden ging irgendetwas vor. Für mich blieb es undurchschaubar. Belle holte ungeduldig Luft, strich ihren Rock glatt und ging zu Asher. Sie hatte nicht den anmutig gleitenden Gang, den ich sonst von Musette kannte. Aber vielleicht kriegten Vampir den nicht so gut hin, wenn sie nervös waren, denn Belle war nervös. Das konnte ich spüren.
    Ich senkte die Waffe, denn wenn sie Asher rettete, würde ich Musette am Leben lassen. Das war abgemacht. Außerdem hatte ich schon Schmerzen in der Schulter und in der Hand. Wenn ich gewusst hätte, dass es so lange dauern würde, hätte ich die Waffe von Anfang an beidhändig gehalten.
    Belle Morte schien sich zu sammeln, während sie den Raum durchquerte, denn auf den letzten Metern bekam sie doch noch einen gleitenden Gang, und Musettes weißes Kleid verschwand vollständig unter Belles dunkelgoldenem, zumindest für meine Augen.
    Sie kniete sich neben Ashers Körper und beugte sich darüber. Ashers Körper, dachte ich. Ich ging bereits auf Distanz und stellte bestürzt fest, dass ich nicht mehr an seine Rettung glaubte. Er fühlte sich so tot an, so schrecklich tot.
    Jean-Claude drückte meine Schultern. Ich merkte, wie er sich gegen mich abschottete. Er wollte seine Gefühle für sich behalten, und das nahm ich ihm nicht übel. Sie waren zu intim, zu aufwühlend.
    Richard war ebenfalls nicht mehr zu spüren. Ich musste mich tatsächlich nach ihm umdrehen, um zu sehen, ob er noch da war, so stark schirmte er sich ab. Wann das passiert war, wusste ich nicht, was ziemlich seltsam war. Ich hätte es spüren müssen. Er fing meinen Blick auf und konnte sein Mitgefühl oder seinen Schmerz nicht ganz unterdrücken. Aber der Schmerz bezog sich sicher nicht auf Asher.
    Jean-Claudes Hände verspannten sich, und das lenkte meine Aufmerksamkeit zurück auf Belle. Ihre Haare glitten um sie wie ein schwarzer Umhang und ließen nur wenig von dem dunkelgoldenen Kleid sehen.
    Jean-Claude raffte seine Willenskraft zusammen. Ich spürte es wie eine körperliche Anstrengung. Dann seufzte er und schüttelte sich wie ein Vogel sein Gefieder, trat hinter mir hervor und bot mir ganz förmlich seinen Arm. Kurz zögerte ich, dann hakte ich mich unter. Er schirmte seine Empfindungen weiterhin ab, aber ich wusste auch so, was er dachte. Asher so zu sehen schmerzte ihn zutiefst. Mich ebenfalls, und dabei hatte ich keine jahrhundertelange Beziehung zu ihm.
    So ging er mit mir hinüber zu dem Sterbenden, den wir beide liebten. Aber ich würde nie wissen, ob meine Liebe zu Asher auf Jean-Claudes Liebe zu ihm beruhte. Vermutlich, aber ich konnte meine Gefühle von Jean-Claudes nicht trennen. Das hätte mich eigentlich in Panik versetzen müssen, tat es aber nicht. Ich war es leid, immerzu Angst zu haben. Ich wollte versuchen, im Herzen so tapfer zu sein wie ich sonst mit allem war. Außerdem war ich bei Richard immer vorsichtig gewesen, und am Ende hatten wir einander doch das Herz gebrochen. Ich sah zu ihm hin, als ich an Jean-Claudes Arm vorbeiging. Mein Herz machte bei seinem Anblick noch immer einen Sprung. Vor ein paar Stunden war ich zur Versöhnung bereit gewesen. Das war ich bei Richard fast immer, sowie er einen Zentimeter nachgab. Das Problem war, dass er den Zentimeter immer wieder zurücknahm.
    Er bemerkte meinen Blick, und ich sah in seinen Augen einen Schmerz, eine Trauer so tief und so weit wie der Ozean. Ich liebte ihn. Ich liebte ihn wirklich. Vielleicht würde ich es immer tun. Ich hatte den schrecklichen Drang zu ihm zu laufen, mich in die Arme nehmen zu lassen und seinen Schmerz zu vertreiben. Aber wahrscheinlich würde er mich nicht in die Arme nehmen. Er würde mich nur verständnislos

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