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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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worden, einer an dieser, einer an der anderen Wand.«
    »Was ist mit der Wanne?«
    »Das Wasser ist hellrot. Ich habe noch keine volle Wanne gesehen, in der jemand verblutet ist, deshalb weiß ich nicht, wie dunkel das Wasser dann ist. Aber mein Gefühl sagt mir, dass in der Wanne niemand verblutet ist. Das Opfer kann darin gestorben sein, aber das meiste Blut befindet sich am Boden und an den Wänden.«
    »Sind Sie sich da sicher?«
    »Nein. Wie gesagt, ich habe noch keine Wanne gesehen, in der jemand ausgeblutet ist. Aber ich frage mich auch, warum sie so voll ist. Man kann eine Wanne eigentlich nicht bis zum Rand füllen, weil sie alle einen Überlauf haben. Aber die hier ist so voll, dass sie überfließt, wenn man hineinsteigt.«
    Er musterte mein Gesicht, als ich das sagte, dann schweifte sein Blick ab durch das Bad und zu dem sauberen Stück Boden, auf dem wir standen.
    »Es stimmt, dass hier zwei Leute umgebracht worden sind, nicht wahr?«
    Er hatte seine Mimik im Griff und stellte sich meinem forschenden Blick. »Möglich.«
    Ich seufzte, aber mehr aus Frustration. »Hören Sie, ich habe jahrelang mit Dolph zusammengearbeitet, und ich mag ihn. Ich respektiere seine Arbeitsmethoden. Aber verdammt noch mal, Zerbrowski, sie müssen sich nicht genauso wenig in die Karten gucken lassen. Mich hat dieses Frage-und-Antwort-Spiel bei ihm schon immer genervt. Lassen Sie uns mal was Neues ausprobieren. Ich stelle Fragen, und Sie beantworten sie.«
    Fast lächelte er. »Vielleicht.«
    Ich riss mich zusammen, um nicht laut zu werden. Dann sagte ich sehr ruhig und sehr leise: »Mindestens zwei sind hier getötet worden, an der Wand niedergemetzelt.« Ich überwand mich und betrachtete die beiden fraglichen Wände. Nachdem ich nun ein menschliches Wesen zum Reden hatte und ein bisschen wütend geworden war, konnte ich wieder denken. Die Wände waren nicht völlig mit Blut überzogen, es gab freie Stellen, aber die Kacheln waren mittelbraun, weshalb es zunächst schlimmer ausgesehen hatte, als es war, aber auch so war es noch schlimm genug.
    Ich drehte mich zu Zerbrowski um. »Also gut, zwei Morde an zwei Wänden. Zumindest wurden die Opfer an der Wand aufgeschlitzt.« Ich blickte zur Wanne. »Sind da Körperteile drin?«
    »Dolph würde Sie danach angeln lassen.«
    Ich starrte ihn an. »Möglich, wahrscheinlich. Aber Sie sind nicht Dolph, und ich bin nicht in der Stimmung dazu.«
    »Wir haben die Teile extra für Sie drin gelassen, Anita. Ohne Scherz.« Er hob die Hände. »Sie sind der Monsterexperte, und wenn das kein Monster war, dann weiß ich auch nicht.«
    Da hatte er recht. »Der Täter ist ein Monster, Zerbrowski. Aber ist er ein menschliches Monster oder ein anderes? Das ist die Vierundsechzig-Milliarden-Dollar-Frage.«
    »Ich dachte, es heißt Vierundsechzigtausend.«
    »Das ist die Inflation. Haben Sie wenigstens ein Paar lange Handschuhe für mich?«
    »Gerade nicht dabei«, sagte er.
    »Ich hasse Sie.«
    »Das habe ich heute schon mal gehört«, sagte er und klang müde.
    »Ich werde alles volltropfen.«
    Er suchte im Waschbeckenunterschrank und holte eine Mülltüte hervor. »Tun Sie die Überzieher da rein, bevor Sie den Raum verlassen.«
    »Was soll das bringen, wenn ich in der Wanne herumfische?«
    »Wahrscheinlich überhaupt nichts.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Warum soll ich es dann tun?«
    »Weil wir sie Ihretwegen unangetastet gelassen haben. Wir haben das Wasser nicht abgelassen, damit Ihnen nicht etwa irgendein arkaner Monsterscheiß entgeht, den Sie aufschlussreich finden.«
    »Arkan«, sagte ich. »Was, liest Katie Ihnen wieder aus den dicken Erwachsenenbüchern vor?«
    Er lächelte. »Je eher Sie anfangen, desto eher können wir alle nach Hause.«
    »Ich will es gar nicht rauszögern«, log ich.
    »Doch, wollen Sie, und ich mache Ihnen keinen Vorwurf.«
    Ich sah die Wanne und dann Zerbrowski an. »Wenn ich darin nichts finde, womit sich was anfangen lässt, gibt’s einen Tritt in den Hintern.«
    Er grinste. »Falls Sie mich kriegen.«
    Ich atmete einmal flach durch und ließ die Tür hinter mir.

54
    D as Blut floss mir um die Plastiküberzieher, aber nicht ganz bis zum Gummizug. Es sickerte nicht hinein, allerdings nur knapp. Selbst durch die Schuhe und die Plastikfolie fühlte sich das Blut kalt an. Ich war mir nicht sicher, ob das Einbildung war oder nicht. Eigentlich hätte ich es nicht spüren dürfen. Aber es fühlte sich so an. Manchmal ist meine Vorstellungskraft am Tatort nicht von

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