Finsteres Verlangen
des Entzückens huschte über sein Gesicht. »Oh Mann, ja. Ich fände es toll, auch mal so einen Superorgasmus zu haben.«
»Jason«, sagte ich nur, und das war Warnung genug.
»Na dann eben nicht. Aber wen willst du als Ersatz für Nathaniel nehmen, solange er sich erholt?«
Ich seufzte. »Blöder Mist.«
»Siehst du, du weißt es nicht, stimmt’s?«
»Ich könnte Asher dafür nehmen.«
»Ja, aber es dauert noch Stunden, bis er aufwacht. Du brauchst ein paar tagaktive Spender, Anita. Du musst ja nicht mich nehmen, aber irgendwen brauchst du. Denk darüber nach. Heute jedenfalls werde ich dich begleiten, denn du kannst noch nicht allein raus, nicht nach dem Blutverlust und Ashers Spezialbehandlung. Du könntest Micah anrufen, aber bis der hier wäre und ihr zwei dann beim Tatort ankämt, würden deine Freunde bei der Polizei schon Wutanfälle haben.«
»Na schön, du hast recht.«
»Hab ich? Das ist bei dir immer so schwer zu sagen. Manchmal denke ich, ich hab mich durchgesetzt, und dann überlegst du es dir doch noch anders und schlägst alle Argumente in den Wind.«
»Geh einfach und verpflastere dich, Jason.«
»Verpflastern, Mann, wenn ich ein Mensch wäre, würdest du mich zur Notaufnahme fahren. Erinnere dich, Anita, du hast die Kräfte eines Vampirs und eines Werwolfs in dir. Wir können anderen mit bloßen Händen die Rippen durchbohren.«
»Sind die Kratzer wirklich tief?«, fragte ich ernsthaft besorgt. Wenn ja, dann wollte ich nicht einfach darüber hinweggehen.
»Nicht sehr, aber sie werden mit menschlicher Langsamkeit zuheilen.«
»Das tut mir leid, Jason.« Dann fiel mir gerade noch meine gute Erziehung ein. »Und danke, dass du dich um mich gekümmert hast.«
Sein Grinsen verblasste, kurz kam so etwas wie Ernst in seine Augen, dann löste es sich in Lächeln auf. »Gehört alles zum Service, Ma’am.« Er tippte sich an die imaginäre Mütze und zog die Tür hinter sich zu. »Ich würde jetzt das Licht anknipsen. Es ist verdammt dunkel ohne Fenster«, sagte er noch.
Ich langte mit dem Arm hinüber und schaltete das Lämpchen ein, das neben dem Wecker auf dem Kühlschrank stand. Es kam mir unnatürlich hell vor.
»Dein Handy liegt auf dem Boden auf meiner Seite des Bettes. Ich hab’s fallen lassen, als du deine Krämpfe bekommen hast.«
»Ich hatte keine Krämpfe«, widersprach ich.
»Oh, Entschuldigung, ich hab’s fallen lassen, als du deinen mordsmäßigen Orgasmus hattest. Besser? Es klingt wirklich besser, oder?«
»Geh dich fertig machen«, sagte ich ungehalten.
Lachend schloss er die Badezimmertür.
Ich war allein mit der kleinen Lampe, dem großen Bett und ohne Klamotten in Reichweite. Gerade überlegte ich, ob ich mir zuerst etwas zum Anziehen besorgen sollte, bevor ich Zerbrowski zurückrief, da klingelte mein Handy. Ich fegte die Decke beiseite, um mich nicht darin zu verheddern, und kroch über das Bett. Halb glitt, halb fiel ich von der Bettkante und fand mein Telefon, indem ich mit dem Hintern darauf landete.
Es war Dolph, und er war nicht glücklich. Während er auf mich gewartet hatte, war die Meldung eines zweiten Gewaltverbrechens reingekommen. Er war sauer über Jasons Mätzchen am Telefon, über den zweiten Leichenfund und besonders auf mich.
16
D er erste Leichenfundort lag in Wildwood, der neuen Bastion sozialer Aufsteiger und Karrieristen. Vorher waren Ladue, Clayton, Creve Cœur die In-Adressen gewesen, aber die waren jetzt out. Jetzt war Wildwood der letzte Schrei. Dass es mitten in der Pampa lag, schien die Neureichen oder Möchtegern-Reichen nicht abzuschrecken. Ich selbst wohne auch in der Pampa in einer wesentlich unschickeren Gegend, aber nur aus einem Grund: Ich will nicht, dass meine Nachbarn versehentlich eine Kugel abbekommen.
Während Jason die kurvigen Straßen entlangfuhr, die uns zum Tatort brachten, stellten sich mehrere Dinge heraus. Erstens waren meine Augen lichtempfindlich, sodass ich froh war über meine Sonnenbrille. Zweitens mochte mein Magen die Kurven nicht. Wenigstens brauchten wir nicht anzuhalten, damit ich mich übergeben konnte. Das war gut so, denn ich hätte es in jemandes Einfahrt tun müssen, da es keinen Randstreifen gab. Rechts und links war Wald, Hügel, gezähmte Wildnis, wo keine echten Wölfe mehr umherstreiften und selbst die Schwarzbären sich in tiefere Höhlen zurückgezogen hatten.
Die Bäume waren herbstlich bunt. Normalerweise fuhr ich im Oktober gern durch die Wälder. Heute jedoch verschwamm mir die Sicht
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