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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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bei den leuchtenden Farben. Die Welt drehte sich in Technicolor und verstärkte die Übelkeit.
    »Wie kannst du das bloß immer wieder aushalten?«, fragte ich.
    »Wenn du wie jeder andere Pomme de sang oder Vampirdiener den Tag verschlafen hättest, wäre dir jetzt nicht schlecht.«
    »Tut mir leid, dass ich einen richtigen Beruf habe.«
    »Und wenn Asher nicht mehr genommen hätte, als zum Sattwerden nötig ist, wäre dir nur ganz leicht übel.« Er fuhr durch eine Kurve. »Eigentlich sollte dir überhaupt nicht schlecht sein.«
    Wir erreichten eine Anhöhe und sahen meilenweit sanfte Hügel in hellrot, gold, dunkel-weinrot und braun. Es sah aus wie eine alte Landkarte mit verwunschenen Orten.
    »Wenigstens wird mir bei den bunten Farben nicht mehr schlecht.«
    »Das ist gut. Aber ich meine es ernst, Anita. Nach ein paar Stunden Schlaf und ein bisschen Bewegung hätte es dir wieder gut gehen müssen.« Die nächste Kurve nahm er noch vorsichtiger als die vorige.
    »Was ist schiefgegangen?«, fragte ich.
    Er zuckte die Achseln und fuhr noch langsamer, um die Adressen an einer Traube aus Briefkästen zu entziffern.
    »Dolph hat gesagt, dass es direkt an der Hauptstraße liegt. Wir können es gar nicht verfehlen.«
    »Wieso bist du dir so sicher?«
    »Glaub mir einfach.«
    Er schoss mir ein Grinsen zu. Seine Augen waren hinter einer verspiegelten Sonnenbrille verborgen. »Das tue ich.«
    »Was ist schiefgegangen?«, fragte ich noch einmal.
    »Was hast du gerade gemacht, als es anfing zu dämmern?« Er beschleunigte und ging für meinen Geschmack ein bisschen zu schnell in die nächste Kurve.
    »Ich habe die Ardeur befriedigt, Asher saugen lassen und …« Ich zögerte eine Sekunde lang. »Wir hatten Sex.«
    »Mit beiden gleichzeitig«, schloss er mit gespieltem Ernst. »Ich bin wirklich enttäuscht von dir, Anita.«
    »Enttäuscht? Warum?«
    »Weil ich nicht mitmachen durfte.«
    »Dein Glück, dass du gerade am Steuer sitzt.«
    Er grinste, blickte aber auf die Straße. »Was glaubst du, warum ich es beim Fahren gesagt habe?« Er bremste. »Es ist tatsächlich nicht zu verfehlen.«
    Ich riss den Blick von Jasons Profil los und sah durch die Windschutzscheibe. Überall standen Streifenwagen und Zivilfahrzeuge der Polizei. Zwei Krankenwagen parkten am Straßenrand, sodass man nicht daran vorbeifahren konnte. Hätten wir weiter gewollt, wir hätten umkehren und einen Umweg fahren müssen. Aber zum Glück waren wir am Ziel.
    Jason fuhr rechts ran ins Gras, um für andere, die vielleicht nach uns kämen, Platz zu lassen.
    Ein Streifenpolizist kam auf uns zu, noch ehe Jason den Motor abgestellt hatte. Ich zog meinen Dienstausweis aus der Jackentasche. Ich, Anita Blake, Vampirhenker, war theoretisch ein Bundesmarshal. Alle Vampirjäger mit gültiger Lizenz eines Bundesstaates hatten diesen neuen Status erhalten, sofern sie die Prüfung auf dem Schießplatz bestanden. Ich hatte sie abgelegt. In Washington wurde noch gestritten, ob sie uns mehr geben wollten als das Almosen, das uns die einzelnen Staaten für eine Tötung zahlten, und das nicht reichte, um sich davon zu ernähren. Zum Glück schlugen die Vampire nicht so sehr über die Stränge, dass jeder Staat einen Vollzeitvampirjäger beschäftigen musste.
    Ich verdiente nicht mehr als vorher, wozu also hatte ich mir den Dienstausweis geben lassen? Weil ich damit Vampire und andere übernatürliche Schurken auch über Staatengrenzen hinweg verfolgen konnte, wo andere polizeiliche Zuständigkeiten herrschten, und niemanden um Erlaubnis fragen musste. Man würde mich auch nicht des Mordes anklagen, wenn ich einen Vampir erst hinter der Grenze erwischte.
    Doch für mich hatte der Dienstausweis noch einen Nutzen: Ich war nicht mehr auf die Zustimmung von Polizisten angewiesen, wenn ich mir einen Tatort ansehen wollte.
    Den Polizisten, der gleich an die Fensterscheibe meines Jeeps klopfen würde, kannte ich nicht, aber das war egal. Er würde mir den Zutritt nicht verweigern können. Ich war ein Bundesmarshal, ich durfte meine Nase in jede Ermittlung reinstecken, bei der es um Verbrechen mit übernatürlicher Beteiligung ging. Ein echter Bundesmarshal hätte sich in jede Ermittlung einschalten können, und auf meinem Dienstausweis stand nichts von begrenzter Zuständigkeit, aber ich kenne meine Grenzen. Ich kenne mich mit Monstern und den von ihnen begangenen Verbrechen aus. Ein richtiger Ermittler bin ich deswegen noch lange nicht. Was ich kann, kann ich sehr gut, aber wo ich

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