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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Moment, nicht zu fallen, zu kotzen oder ohnmächtig zu werden, solange Jenkins noch überlegte, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

17
    M ein Ausweis, den ich an einer Kordel um den Hals hängen hatte, brachte uns an den meisten Polizisten ohne Umstände vorbei. Die wenigen, die mich ansprachen, erkannten meinen Namen oder hatten schon mit mir zusammengearbeitet. Ein gewisser Bekanntheitsgrad kann nützlich sein. Als sie Jasons Befugnis anzweifelten, erklärte ich ihn zu meinem Deputy.
    Ein großer Kerl mit breiten Schultern – so breit wie ich groß war – sagte: »Ich habe ja schon viele Ausdrücke dafür gehört, aber Deputy war noch nicht dabei.«
    Ich drehte mich zu ihm herum, ganz langsam, denn schnelle Bewegungen waren nicht gut für mich. Die Langsamkeit unterstrich allerdings meine Bedrohlichkeit. Es ist schwierig, auf jemanden bedrohlich zu wirken, dem man nur bis zur Taille reicht, aber ich habe viel Übung darin.
    Jason hatte offenbar Befürchtungen, wie ich reagieren könnte, denn er sagte: »Sie sind bloß neidisch.«
    Der große Mann schüttelte den Kopf mit seinem Smokey-Bär-Hut. »Ich hab sie lieber größer.«
    »Komisch«, meinte ich, »das sagt Ihre Frau auch.«
    Es dauerte eine Minute, bis er das kapiert hatte, dann löste er seine verschränkten Arme und trat einen Schritt näher. »Was –«
    »Trooper Kennedy«, fuhr eine Stimme hinter uns dazwischen, »haben Sie nicht ein paar Raser zu schnappen?«
    Ich drehte mich um und sah Zerbrowski auf uns zukommen. Er sah aus wie immer – schlampig, so als hätte er in seinem braunen Anzug geschlafen. Bei seinem gelben Hemd stand eine Kragenecke nach oben, der Schlips hing auf Halbmast und hatte einen Fleck, obwohl Zerbrowski wahrscheinlich noch nicht gefrühstückt hatte. Katie, seine Frau, war immer wie aus dem Ei gepellt. Ich konnte mir nie erklären, wie sie ihn so aus dem Haus gehen lassen konnte.
    »Ich bin nicht im Dienst, Detective«, erwiderte Trooper Kennedy.
    »Und das ist mein Tatort. Ich denke, wir brauchen Sie hier nicht.«
    »Sie sagt, sie hat ihn zum Deputy ernannt.«
    »Sie ist ein Bundesmarshal, Kennedy, sie darf das.«
    Der große Mann war perplex. »Ich wollte mit der Bemerkung nichts andeuten, Sir.«
    »Das weiß ich, Kennedy. Genauso wenig wollte Marshal Blake mit ihrer Bemerkung etwas andeuten. Nicht wahr, Anita?«
    »Ich kenne seine Frau nicht. Wollte Sie nur ein bisschen auf den Arm nehmen, Officer Kennedy, bitte entschuldigen Sie.«
    Kennedy zog die Stirn kraus und überlegte angestrengt. »Nichts für ungut, kein Problem, Ma’am.« Er konnte sich noch nicht überwinden, mich mit Officer oder Marshal anzusprechen, was mir ganz recht war. Mein neuer Status war noch so ungewohnt für mich, dass ich nicht immer reagierte, wenn jemand Marshal rief. Ich vergaß ständig, dass ich einer war.
    Als Kennedy sich zu seinem Wagen getrollt hatte, rief Zerbrowski einen Kollegen des Regional Preternatural Investigation Team heran, kurz und liebevoll RPIT genannt. Wer sie ärgern wollte, sagte RIP.
    »Sehen Sie mal, ob Sie ein paar Leute wegschicken können, die wir nicht brauchen.«
    »Gute Idee, Sarge.« Und der Kollege ging, um mit all den netten Polizisten der verschiedenen Zuständigkeitsbereiche zu reden.
    »Sarge«, wiederholte ich. »Dass sie Dolph zum Lieutenant gemacht haben, wusste ich ja, aber von Ihrer Beförderung habe ich nichts gehört.«
    Achselzuckend fuhr er sich durch die ungekämmten Locken. Katie sollte ihn mal zum Friseur schicken. »Als sie Dolph befördert haben, brauchten sie für ihn einen Nachfolger und kamen auf mich.«
    »Gab’s schon die große Party für Sie?«
    Er rückte seine Brille zurecht, die schon vorher völlig richtig gesessen hatte. »Ja.«
    Wäre ich ein Mann gewesen, hätte ich es dabei bewenden lassen. Aber ich war eine Frau, und Frauen haken mehr nach als Männer. »Zu Dolphs Party war ich eingeladen, zu Ihrer nicht?«
    »Ich kann Micah gut leiden, Anita, aber Dolph … war überrascht, als Sie Micah mitgebracht haben. Ich glaube, er hätte es nicht ertragen, ihn bei meiner Sause wiederzusehen.«
    »Er kann noch immer nicht akzeptieren, dass ich mit einem Gestaltwandler zusammen bin.«
    Zerbrowski zuckte die Achseln. »Katie hat mir strikte Anweisung erteilt, Sie und Micah zum Abendessen einzuladen, sobald ich Sie sehe. Also, wann können Sie kommen?«
    Es gibt Momente, wo man aufhört, nachzuhaken. Ich fragte nicht, ob Katie das wirklich gesagt hatte. Vielleicht stimmte es,

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