Finsteres Verlangen
nackt war. Ich zog mir die Bettdecke über die Brüste und drehte mich zu Jason um. Er lag mit dem Rücken zu mir auf der Seite. Die Decke war so weit weggerutscht, dass ich einen Teil seines nackten Hinterns sah. Was zum Teufel machte ich nackt im selben Bett wie Jason? Wo war Jean-Claude? Okay, wahrscheinlich im Sarg oder in seinem Bett. Ich schlief nie bei ihm, wenn er in seinem Bett blieb. Aber warum war ich dann nicht nach Hause gefahren?
»Ich glaube nicht, dass es ihr gut genug gehen wird, um heute zu Ihnen rauszufahren.«
Ich wollte mich aufsetzen und stellte fest, dass die Welt noch nicht ganz stabil war. Aufstehen war also keine so gute Idee. Die Decke an die Brust gedrückt blieb ich liegen und musste zweimal ansetzen, um sprechen zu können. »Ich bin wach.« Mein Mund war unglaublich trocken.
Jason drehte sich halb zu mir herum. Dabei rutschte ihm der Deckenzipfel von der Hüfte und entblößte seine Rückseite vollends. Er hielt die Hörmuschel mit der Hand zu. »Wie fühlst du dich?«
»Wie bin ich hierhergekommen? Warum liege ich hier?«, fragte ich, und meine Stimme war so heiser, dass sie kaum nach mir klang.
»Erinnerst du dich an irgendetwas?«
Ich runzelte die Stirn, und das tat weh. Mir tat der Hals weh. Ich fasste hin und stieß auf einen dicken Verband an der rechten Seite. Darunter hatte ich einen Vampirbiss, das wusste ich, und mit dem Gedanken kam die Erinnerung zurück.
Mir fiel alles wieder ein, und die Erinnerung beschränkte sich nicht auf meine Gedanken, sondern erfasste meinen ganzen Körper. Ich wand mich, bog den Rücken durch, raffte das Laken in die Fäuste und stöhnte, bis meine Erregung mir den Atem raubte und ich unter der sensorischen Erinnerung auf dem Bett einen Orgasmus bekam. Er war nicht so gut wie der ursprüngliche, aber verdammt nah dran.
Ich grub die Fäuste ins Bettzeug, riss daran, suchte Halt, um mich dagegen zu stemmen. Plötzlich packte Jason meine Oberarme. »Anita, was hast du?«
Unwillkürlich schlang ich die Finger um seine Unterarme und ließ nicht mehr los. Unter krampfhaften Zuckungen kratzte ich ihm die Haut auf, fühlte meine Nägel eindringen.
Jason schrie halb, und halb stöhnte er.
Keuchend lag ich da, unfähig, den Blick auf etwas zu konzentrieren, und hielt mich an Jasons Armen fest, als wären sie der letzte Rettungsanker.
»Anita«, fragte er angestrengt, »geht es dir gut?«
Ich wollte ja sagen, konnte aber nur nicken. Er löste nacheinander meine Finger von seinen Armen und legte sie übereinander auf meinen Bauch. Die Matratze bewegte sich unter mir, als er aufstand. Da merkte ich, dass ich die Augen zuhatte, und konnte mich nicht erinnern, sie geschlossen zu haben.
»Was war denn das?«, fragte er.
Keine Ahnung, wollte ich antworten, aber ich wusste es doch. Ich erinnerte mich, dass Asher an einer langen Tafel saß, in rot-goldenen Kleidern und die Haare zu Locken gedreht. Die Frau unseres Gastgebers zerbrach ihr Weinglas mit behandschuhten Fingern. Erschrocken öffnete sie den Mund, die weißen Hügel ihres Dekolletés hoben und senkten sich heftig. Sie stieß einen kleinen Schrei aus, und als sie die Sprache wiederfand, bat sie ihre Zofe, sie auf ihr Zimmer zu bringen, da sie unpässlich sei. Sie war nicht unpässlich. Asher hatte sie in der Nacht zuvor verführt, auf Belles Anweisung. Er hatte sich bei Jean-Claude beklagt, die Frau habe nur mit verdrehten Augen dagelegen und keinerlei Reaktion gezeigt. Es sei höchst enttäuschend gewesen.
Sie hatte beim Abendessen einen Flashback ihres Orgasmus der vergangenen Nacht erlebt, und da sie eine stille Sexualpartnerin war, ließ sich der Flashback in der Öffentlichkeit als Unwohlsein ausgeben.
Ich lag da und starrte Jason an; inzwischen sah ich ihn anstelle des kerzenerleuchteten Raumes und der Menschen, die inzwischen längst zu Staub zerfallen waren. Ich fand die Stimme wieder, klang aber noch heiserer als vorher.
»Ich hatte einen Flashback«, keuchte ich.
»Worauf?«
»Kannst du mir etwas zu trinken geben?«
Er sprang vom Bett und hockte sich vor einen Kühlschrank, der daneben stand. Er holte ein Iso-Getränk heraus. »Das füllt deine Elektrolyte besser wieder auf als Wasser.«
»Ich mag das Zeug nicht.«
»Glaub mir, es wird dir danach besser gehen, als wenn du nur Wasser trinkst. Von Wasser kann dir schlecht werden.«
Plötzlich sah die neonblaue Flasche sehr verlockend aus. Er öffnete sie und gab sie mir. Die Kratzer an seinen Unterarmen bluteten; rote Tropfen
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