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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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ganz in seine Gedanken versunken, da klopfte es an der Tür, und der blonde Lockenkopf seiner Mutter schaute herein und sagte:
    »Komm, Finn. Wir gehen einkaufen.«
    Finn musste grinsen. Das war typisch für seine Mutter. Immer, wenn sie ärgerlich war, ging sie einkaufen. Er ließ sich die Chance nicht entgehen, denn er hoffte schon lange auf ein neues Paar Sportschuhe.
    Eilig liefen sie aus dem Haus, das direkt am Holzhausenpark stand, mitten in der Stadt. Es war eines der wenigen WohngebieteFrankfurts, in denen es richtig schöne alte Häuser gab. Sie waren hoch gebaut, hatten helle Fassaden und schöne Dachgiebel. Nicht jeder konnte es sich leisten, dort zu wohnen. Aber offensichtlich war das Gehalt seines Vaters hoch genug. Dafür war er allerdings nur selten zu Hause. Meistens musste er arbeiten, manchmal sogar nachts. Finn und seine Mutter eilten durch den Park, der zwischen den Häusern lag. Am anderen Ende stand das schöne Holzhausenschlösschen, in dem oft Konzerte stattfanden.
    Eine halbe Stunde später überquerten sie den Platz vor der Alten Oper. Finn wollte gerade seine Mutter auf die Sportschuhe ansprechen, als ihm die Frage schier im Halse stecken blieb. Sah er jetzt schon Gespenster, oder stand da neben dem Brunnen, der mitten auf dem Opernplatz stand, gerade ein Bergmännchen und winkte ihm zu?
    »Ich bin sofort wieder da«, sagte Finn und rannte zu dem Brunnen, hinter dem das Bergmännchen gerade verschwunden war. Er lief einmal um ihn herum, aber da war nichts. Hatte er sich das nur eingebildet? War es nur ein kleinwüchsiger Mensch gewesen? Aber nein, so einen langen Bart hat er in Frankfurt noch nie gesehen. Das gab es nur bei den Bergmännchen von Gan. Verwirrt ging er zu seiner Mutter zurück.
    »Was war denn?«, fragte sie ihn.
    »Och, ich dachte, ich hätte einen Freund gesehen.«
    »So, wen denn? Du erzählst doch immer, du hättest keine Freunde in der Schule!«, bohrte sie nach.
    »Ach, kennst du nicht«, antwortete Finn schnoddrig. »Aber was ich dich fragen wollte, Mama. Könnten wir heute für mich neue Sportschuhe kaufen?«
    Seine Mutter schmunzelte. »Ich hatte auch schon daran gedacht. Und gegen ein paar Pumps für mein neues Kostüm hätte ich auch nichts einzuwenden«, sagte sie und steuerte die Goethestraße an, in der sich die besonders teuren Geschäfte befanden.

    Der Abend war für Finn ganz ruhig verlaufen. Sein Vater war noch einmal in die Firma gerufen worden, in der er mittlerweile eine leitende Position innehatte. Als seine Mutter sich an dem Abend entschied, den Fernseher mit einem kitschigen Liebesfilm zu belegen, zog Finn es vor, in sein Zimmer zu gehen, sich aufs Bett zu setzen und seine E-Gitarre in die Hand zu nehmen. Er sollte dringend üben, da er in der letzten Woche vor den Ferien, die bald beginnen würden, mit der Schulband einen Auftritt hatte. Die Band war das einzige Highlight in der Schule. Er war ein guter Schüler mit ganz ordentlichen Noten, mochte aber den Unterricht nicht. Richtige Freunde hatte Finn immer noch nicht gefunden. Für die anderen war er der Streber, der auf jede Frage die passende Antwort hatte. Und wenn sie ihn ärgern wollten, hänselten sie ihn wegen seines norddeutschen Akzents, und das, obwohl er jetzt schon so lange in Frankfurt wohnte. In der Schulband war das anders. Hier ging es darum, mit allen Instrumenten gemeinsam gute Musik zu machen, und er wurde wegen seines guten E-Gitarren-Spiels geschätzt.
    Als er gerade eine neue Grifffolge übte, hörte er ein schepperndes Geräusch. Finn hörte auf zu spielen und lauschte in die Stille hinein. Vielleicht war jemandem auf der Straße etwas runtergefallen, dachte er und spielte weiter. Da – wieder. Als ob jemand fest gegen die Fensterscheibe geschlagen hätte. Er ging zum Fenster und öffnete es. Da zischte ein Stein direkt an seinem Ohr vorbei. Erschreckt duckte sich Finn und lugte dann vorsichtig mit einer schützend vor den Kopf gehaltenen Hand aus dem Fenster. Direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite, am Rande des Parks, stand ein Bergmännchen und wollte gerade einen weiteren Stein werfen.
    »Pst«, machte Finn.
    Das Bergmännchen hielt inne, entdeckte Finn am Fenster und hüpfte vor Begeisterung in die Luft. Freudig winkte es ihm zu. In dem Moment öffnete sich Finns Zimmertür und die Mutter kam, mit einem legeren Hausanzug bekleidet, ins Zimmer.
    »Hast du auch gerade das Geräusch gehört?«, fragte sie Finn,der nach einem warnenden Blick zu dem Bergmännchen

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