Finsternis
ihnen ein Schild auf. Söllnerwald stand darauf.
„Martin, wir können hier Hilfe holen.“
„Bloß nicht!“, sagte er bestimmend. „Die stecken doch alle unter einer Decke. Zwei Wagen, die auf einer Landstraße zum Stillstand kommen, dann von einem Ungeheuer gejagt werden, da stimmt etwas nicht. Ich traue hier niemandem.“
Abby erschien seine Erklärung logisch und sie betrachteten kurz diese verlassenen Hü tten, in einigen von ihnen brannte Licht. „Da wohnen Menschen.“
„Menschen, die sind wie das Ding, das uns verfolgt hat.“
Abby war überzeugt. Sie musste doch auch das Kind schützen, das in ihr heranwuchs, da konnte sie keine überschnellen Entscheidungen treffen. Verdammt. „Was machen wir jetzt?“
„Komm!“, hatte Martin sie angewiesen und sie beide waren zu einem Haus, das beleuchtet war, g erannt. Unter der Veranda warteten sie.
„Ich habe Angst“, flüsterte Abby und weinte stark. Martin versuchte sie zu halten und hatte selbst die Hosen voll. „Ich will nicht sterben!“, flüsterte sie leise. – „Das wirst du nicht“, versuc hte Martin standfest zu sagen, aber seine Stimme brach immer wieder ab, da er schwer Luft bekam. Und wieder sagte er zu ihr: „Du wirst nicht sterben, guck dir an, was wir geschafft haben, bis hierher und viel weiter “, das sagte er oft, und immer wieder hatte es ihr ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, aber heute war das nicht der Fall. Seine Stimme war dünn, man hätte meinen können, ein Käfer würde summen, so leise sprach er.
„Martin, bitte beschütz mich, ich … ich“, es lag ihr auf den Lippen, da war es … „ich bin schwanger.“
Vor Martins geistigem Auge spielte sich etwas Wunderschönes ab, er war auch schockiert, aber er sah sich einen kleinen Kinderwagen schieben. Etwas so Schönes in den Händen zu halten wie seine Freundin Abby, die er so sehr liebte, die er durch keine andere Frau eintauschen wollte, machte ihn zum Vater. „Ich liebe dich“, sagte er und sie sagte es ihm gleich. Weil sie ihn so sehr liebte.
Doch es waren noch Hürden zu überwinden. Leise, so leise wie möglich flüsterte Martin seiner A bby zu, dass sie jetzt zusammenhalten mussten, sonst würde aus der Familie nichts werden. Abby grinste ohne jeglichen Ton von sich zu geben. Niemand durfte auf die Idee kommen, dass sie sich hier versteckt hielten. Es durfte sie niemand hier unter der Veranda vermuten. Abby nickte, weinte und spürte die Hände von Martin in ihrem Gesicht, er hielt sie und zog sie wieder zu sich und bat, sie möge bitte leise sein. Fast wäre auch ihm eine Träne entwichen, aber er hielt stand und weinte nicht.
„Komm! Vielleicht ist in diesem Haus ein Telefon, dann können wir Hilfe holen. Es scheint Licht heraus, also muss es auch Strom geben.“
Abby nickte und kroch mit Martin unter der Veranda hervor. Düster waren die einzelnen Silhouetten, die das Mondlicht beschien und da, es blinzelte tatsächlich Licht aus dem Fenster des Hauses, dessen Veranda sie als Unterschlupf genommen hatten. Sie gingen um das Haus, schlichen leise und versuchten so unauffällig wie nur irgend möglich zu sein, dann blickten sie durchs Fenster. Nichts war zu hören. Nichts. Zu sehen war ebenso wenig, da die Vorhänge die Sicht versperrten.
„Ich schlage ein Fenster ein!“, sagte Martin. Abby erklärte, dass das keine gute Idee wäre und schlug vor, wenigstens die Haustüre zu versuchen … vielleicht vermuteten die Menschen hier keine Besucher und ließen sie offen. Martin willigte ein und sie gingen zur Haustür und siehe da, sie ließ sich öffnen. Beide gingen in das Haus hinein. Es war eine kalte, schäbige und unordentl iche Hütte. Ein eigenartiger Geruch kam ihnen entgegen, sowie Ratten, die eiligst das Weite suchten und Abby sagte, dass sie sich nicht vorstellen könne, dass hier Menschen wohnten, wenn solche Rattenbiester hier hausten und ein derartiger Gestank einen umgab. Sie gingen durch den Flur und steuerten den Raum an, der beleuchtet war.
„Hallo?“, sagte Martin, aber er bekam keine An twort.
Sie öffneten die Tür. Sie war angelehnt und sie erblickten einen Raum, der dr eckig war und der fürchterlich stank. An den Wänden waren schmierige Linien zu erkennen, die teilweise mit roter Farbe ausgemalt worden, mit Blut, mit Dreck?
„Fäkalien?“, sagte Martin, „das erklärt den Gestank.“ Er hielt sich die Nase zu und Abby blickte angewidert weg, so ekelerregend war der
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