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Finsternis

Finsternis

Titel: Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Reed
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Martin, der nicht so recht wusste, was er gerade antworten sollte, empfand die wenigen Augenblicke der Ruhe, in der nicht er oder seine schwangere Freundin die Hauptrolle in einem Horrorfilm spielten, als angenehm.
     
    „Wir sollten uns schnell etwas einfallen lassen“, sagte die Blonde mit barscher und tiefer Stimme, sie versuchte den Ton zu halten, doch ihre Stimme brach immer wieder ab. Die Blonde erinnerte sich an ihr Auftreten, an ihre Eleganz. Alle hatten sie Angst vor ihr gehabt, als sie ein Geschäft in Graz betreten hatte, weil sie alle fertigmachte. Sie war eine reiche, blonde Frau, die mit erhobenem Haupt durch die Grazer Innenstadt stöckelte, breitbeinig und breithirnig und die Verkäufer fertig machte. – Zuhause konnte sie das nicht tun, da musste sie willenlos sein. Aber in ihrer Freizeit, wenn sie durch die Stadt ging, konnte sie endlich Macht ausüben. Sie sah in einer kurzen Traumvision sich selbst, ihre wackelnden Brüste bebten, groß war sie, mager war sie und sie liebte es beim Samstageinkauf die Verkäufer bis zur Weißglut zu treiben, um dann am Abend eine passende Beschwerde zu schreiben. Manchmal setzte sie sich in eine Buchhandlung (obwohl sie nicht gerne las), zückte ihr Handy und lachte laut hinein, sprach hochgeschwollenes Zeug und tat so, als ob sie telefonieren würde. In Wahrheit war niemand in der Leitung. Wer ließ sich schon gerne herablassend behandeln? Ach ja, die Verkäufer, die müssen auch freundlich zu einem sein, wenn man sie anspuckt. Das gefiel ihr so an Graz. In anderen Ländern oder Städten konnte man dafür verhaftet werden. Aber in Graz nicht! Sie hatte erlebt, wie in der Buchhandlung Hunde hingeschissen haben und die Verkäufer die Hundescheiße wegmachen mussten und die Besitzer der Hunde eine Beschwerde-E-Mail an die Buchhandlung schickten, weil keine parfümierten Hundekackbeutel in den Stockwerken aufgestellt waren. War doch ein tolles Leben in Graz, aber nicht für die Verkäufer, die mussten weiterlächeln. An jedem verdammten Tag in der Woche. Ja, sie wusste, dass sie ein schönes Leben hatte und das wollte sie wieder zurück. Hier endete für sie nichts!
      „Wie heißt du nochmals?“, fragte die Blonde die Mollige.
      „Ich heiße Daniela, Daniela Camhy. Und du?“
      „Kartnig, Veronika Kartnig. Woher kommst du?“
      „Aus Graz.“
      „Echt? Ich auch!“
     
    Abby wies mit ihrer Hand zum Baum, an dem die beiden Frauen angebunden war en und machte eine abwertende Gesichtsbewegung, die Martin veranlasste ein wenig zu lachen. Auch wenn er nicht alle Gesichtszüge seiner Freundin sehen konnte, wusste er, wie doof sie blicken konnte.
      Abby flüsterte: „Martin, jetzt ganz ehrlich, das sind Opfer! Die kommen aus Graz.“ Ihr Freund und baldiger Vater, nickte und fragte, wie sie sich zu erkennen geben soll ten. Denn vielleicht wartete in der Nähe schon jemand auf sie. Abby verstand natürlich diesen Einwand und sagte: „Wenn du die Angreifer nicht erstichst, dann eben ich!“
      Martin war angesichts der Situation überrascht über Abbys plötzliche Gewaltverherrlichung, aber er nickte und sagte, dass sie sich die Umgebung ansehen sollten, vielleicht war da wirklich noch jemand, der auf sie lauerte.
      Abby hieß diesen Vorschlag für gut und sie versuchten durch das Dickicht einen Weg um die Bäume zu finden. Es dauerte auch nicht lange und sie hatten beide erkannt, dass zumindest in weiterer Umgebung niemand auf sie lauerte, ihre Nerven spielten noch immer verrückt. Nachdem eine der Frauen ein ständiges Rascheln hörte und glaubte, dass die sexhungrigen Wesen wieder zurückgekommen waren, gaben sich Abby und Martin zu erkennen. Zuerst aber riefen sie in beinahe hysterischen Tönen, dass sie alle verschwinden sollten. Martin und Abby waren sich sicher, dass ihnen schlimme Dinge angetan worden waren.
      „Es muss doch einen Weg geben, von hier wegzukommen“, flüsterte sie Martin ins Ohr. Dieser sagte – weniger auf Abby eingehend: „Versuchen wir es! Befreien wir sie.“
      Sie gingen auf Veronika und Daniela zu und sagten: „Bitte schreien Sie nicht mehr, schreien Sie nicht.“
      Veronika sagte nichts und glaubte kurzzeitig an eine Fatamorgana und Daniela, die rücklings an den Baum gebunden wa r, wusste nicht, was gespielt wurde und sagte: „Was ist, was ist los?“
      Martin ging zu ihr und sagte: „Wir sind auch Gefangene, aber wir können Sie befreien.“
      Er durchschnitt die Fesseln mit seinem Messer. Daniela wus

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