Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
war nicht mal offiziell eingeladen. Ich bin nicht einmal sicher, dass sie über einen neuen Herrn so glücklich sind, und gar einen Sterblichen.«
Neirin ging neben Jonmarc her, während sie den Fortschritt der Bautrupps begutachteten.
»Ihr werdet auf Lord Gabriels Ländereien sein. Das schützt Euch. Er wird dort seine Brut haben, die Euch schützt. Keiner wird es wagen, Euch auch nur ein Haar zu krümmen. Selbst wenn sie das wollen.«
»Danke. Ich fühle mich schon gleich besser.«
Jonmarc zog seinen Mantel enger und sah den Arbeitern wieder zu. Bei Tageslicht waren die Arbeiter Sterbliche. In der Nacht arbeiteten Vayash-Moru-Handwerker daran, das Herrenhaus wieder in alter Pracht erstehen zu lassen. Gabriel hatte den Wiederaufbau angeschoben, bevor Jonmarc in der Lage gewesen war, aus Margolan abzureisen. In den Wochen seit Jonmarcs Ankunft waren die Vorratskammern gefüllt worden, in den Schuppen waren Feuerholz und andere Notwendigkeiten gestapelt, in den Ställen standen Pferde und hing Zaumzeug. Dark Haven war für Sterbliche wieder bewohnbar.
Dark Havens Herrenhaus war vier Jahrhunderte alt. Es war drei Stockwerke hoch, rechteckig und mit je einem großen Flügel auf jeder Seite. Der Haupteingang hatte eine geschwungene Treppe, die von einem säulenbestandenen Eingang herunterführte, und darüber einen großen Balkon. Aus dunklem Granit erbaut, machte Dark Haven einen bedrohlichen Eindruck.
Selbst die Konstruktion des Gebäudes entsprach seiner Rolle, für Sterbliche und für Vayash Moru gleichermaßen ein Heim zu sein. Seine Räume waren ineinander verschachtelt, die äußeren Zimmer hatten große Fenster und waren für die sterblichen Bewohner gedacht. Ein innerer Ring von Räumen war fensterlos, sodass sich die Vayash Moru sicher vor der Sonne draußen bewegen konnten. Am äußeren Ende des linken Westflügels war ein kleiner Tempel für die Göttin. Aber während die Margolaner sie als die Mutter mit dem Kind und Isencroft die Rächerin Chenne anbeteten, verehrten nur die Leute von Dark Haven sie als Istra, die Dunkle Lady. Der Tempel war all die Jahre gepflegt worden, während der Landsitz brachlag. Selbst Jonmarc – dessen Ansichten bestenfalls agnostisch genannt werden konnten, es sei denn, er stand unter Beschuss – konnte eine geisterhafte Präsenz dort spüren.
»Wie kann es so früh im Herbst schon so verdammt kalt sein?«, grummelte Jonmarc.
»Das hier ist Fahnlehen! Es ist nur der Dunklen Lady zu verdanken, dass es noch nicht geschneit hat.« Die grüngraue Färbung der Wolken sah aus, als würde es sich die Lady aber gerade anders überlegen.
»Wenn es zu stark schneit, wird Linton seine Karawane zum Winter nicht verproviantieren können. Das Handelsabkommen, das wir mit ihm und Jolie ausgemacht haben, kann nur dann Geld bringen, wenn sie Güter transportieren. Wir werden Gold brauchen, um den Landsitz ganz reparieren zu können, und noch mehr, um Saatgut für die Ernte nächstes Jahr zu kaufen. Ewig wird das Gold von Stadens Belohnung für mich nicht reichen.«
Neirin lächelte. »Ich habe Euch handeln gesehen. Wenn jemand aus einer Münze das Letzte herausholen kann, dann seid Ihr das. Es ist lange her, dass Dark Haven sich selbst erhalten hat. Handel, wie Ihr ihn betreibt, kann das Dorf wieder auf die Beine bringen.«
»Mal von den Handelsrouten abgesehen, die Reise zurück nach Margolan zu Tris’ Hochzeit wird ganz übel, wenn wir mit Schnee zurechtkommen müssen. Sie sollte mit gutem Wetter ungefähr drei Wochen dauern, auch wenn ich sie nie zuvor ohne Soldaten auf den Fersen unternommen habe. Das muss ich also abwarten.«
»Ein früher Schnee wird die übrig gebliebene Ernte vernichten und die Reparaturen am Landsitz. Aber Ihr habt ja noch gut zwei Wochen, bevor Ihr und Lord Gabriel nach Margolan aufbrechen müsst. Das Wetter kann sich noch einmal völlig ändern bis dahin.« Neirin zog seinen Mantel erneut enger um sich. »Es geht das Gerücht, dass Ihr eine Heilerin hierhin zurückbringt, und eine sehr gute noch dazu. Wir haben hier schon seit Ewigkeiten keine anständige Heilerin mehr gehabt. Wenn Eure Lady einverstanden ist, dann wird sie hier mehr als genug Patienten haben, denke ich.«
Jonmarc lächelte. »Versuch mal, sie davon abzuhalten. Ich vermute, sie kommt gut vorbereitet hierhin. Ihr solltet ihr allerdings keine Verletzungen von Wirtshausschlägereien vorsetzen. Da ist sie empfindlich.«
»Klingt, als hättet Ihr das aus erster Quelle.«
»Bei mehr als
Weitere Kostenlose Bücher