Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
hierherholen sollen. Ich hätte es besser wissen müssen. Alles, was ich berühre, zerfällt zu Staub.« Er zog den ruinierten shevir aus seiner Tasche, glättete ihn, so gut er konnte, und ließ ihn in Carinas Hand gleiten.
»Ich werde dich holen«, sagte er leise und beugte sich vor, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. »Warte auf mich.«
Schnell jetzt, bevor ich meine Nerven verliere , dachte er. Als er die Tür erreichte, sah er sich noch für einen Moment um und verließ dann mit einem Seufzer den Raum.
Er ging in seine eigene Kammer hinüber. Mit geübter Schnelligkeit zog er sich für die Schlacht an. Unter seinem Ärmel befestigte er die kleine Schleuder mit dem einzelnen Pfeil. Er ging zu seinem Schreibtisch hinüber und nahm eine Flasche Tinte und eine Schreibfeder, steckte sie in die Tasche. Er wusste jetzt, was zu tun war. Er nahm seinen Harnisch und einen Mantel, blies die Kerzen aus und schloss die Tür hinter sich.
Dark Haven war still. Die Sterblichen schliefen, und die Vayash Moru waren anderswo beschäftigt. Jonmarc traf auf niemanden, als er die Treppe hinunterging. Die vertraute Kälte vor einer Schlacht machte sich in ihm breit, es war die gleiche kalte Gefühllosigkeit, die ihn auch durch seine Erlebnisse in Nargi und die in Chauvrenne gebracht hatte. Jetzt war sie wieder da, als sei sie nie weg gewesen.
Er hielt einen Moment am Eingang zur Kapelle an. Der Chor war von Kerzen erleuchtet, das fleckige Glasbild von Istra glomm im Licht der Fackeln auf, hier, wo die Sonne nie schien. Er ging hin und stellte sich vor die große Marmorstatue der Istra. Vor langer Zeit hatte ein Bildhauer einen Augenblick der Pein abgebildet, in dem Istra eines ihrer gefallenen Kinder hochhob, als flehe sie den Himmel an. Zu ihren Füßen war ein großes, spiegelndes Wasserbecken aus Bronze.
Jonmarc kniete sich hin und öffnete die Tintenflasche. Er tauchte die Schreibfeder hinein und bemerkte zufrieden, dass seine Hand trotz seines klopfenden Herzens nicht zitterte. Besser, ich denke nicht darüber nach . Sorgfältig zeichnete er das Symbol der Lady über sein Herz. Die Tinte würde seine Haut einfärben. Es würde nicht dauerhaft sein, aber es würde keine Zeit für das Zeichen sein zu verblassen.
Jonmarc legte die Feder beiseite und zog sein Schwert. Er versuchte sich zu erinnern, was er Männer vor der Schlacht hatte tun sehen, Jahre zuvor, als er mit den Armeen der Ostmark und Fahnlehens in den Krieg gezogen war.
»Istra, Herrin der Dunkelheit. Höre mich an. Ich komme, um dir einen Handel anzubieten.« Nur Schweigen antwortete ihm. »Gib mir das Leben meines Feindes Malesh. Lass ihn schmerzlos in meine Hände fallen und im Gegenzug biete ich dir meine Seele, das schwöre ich.« Ein leiser Luftzug regte sich in der Kapelle. Die Kerzen flackerten und die Oberfläche des Wassers im Bassin erzitterte. So schnell sie gekommen war, war die Brise auch wieder verschwunden. Jonmarc steckte sein Schwert weg.
»Eine noble Geste, aber unnötig.« Gabriels Stimme erklang hinter ihm.
»Es ist getan.«
»Du bist schon der Auserwählte der Dunklen Lady.«
»Sie hat eine seltsame Art, ihre Gunst zu zeigen.«
»Es ist noch Zeit. Es gibt noch Hoffnung.«
Jonmarc zog sein Hemd wieder an und schloss seinen Harnisch. Er sah Gabriel an. »Ich bin fertig mit der Hoffnung. Jetzt gibt es Sicherheit. Ich werde Malesh zerstören. Und ich werde wieder zu Carina zurückkommen. Lass uns aufbrechen.«
Gail Martin wurde in Meadville, Pennsylvania, geboren. Sie ist Historikerin und Marketing-Fachfrau und hat zwanzig Jahre als Marketing-Leiterin für diverse Firmen und Organisationen gearbeitet. Regelmäßig schreibt sie Artikel für Fachzeitschriften. Sie ist Dozentin für Public Relations an der Universität in North Carolina. Ihre Leidenschaft für SF und Fantasy entdeckte sie bereits in der Grundschule. Geschichten schreibt sie seit ihrem 14. Lebensjahr. Gail Martin ist verheiratet und hat drei Kinder.
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