Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Figuren verziert, sodass jeder Ring seine eigene Geschichte erzählte. Unzählige Kerzen brannten darin, der ganze Leuchter strahlte.
»Es ist gut, dich wiederzusehen, Jonmarc.«
Jonmarc sah auf und erkannte Riqua, die direkt vor ihm stand. Kolin, ihr Zweiter, war bei ihr. Jonmarc kannte beide von der Nacht her, die er und die anderen in Riquas Krypta verbracht hatten. Kolin hatte ihn ebenfalls erkannt und nickte ihm zu, was Jonmarc erwiderte. Sich Riqua zuwendend machte er eine lässige Verbeugung und nahm ihre Hand, um sie zu küssen. Ihr Fleisch war eisig.
»Ich grüße Euch, Lady Riqua.«
»Gefällt es dir hier besser als seinerzeit in meiner Krypta?«
»Ich bin dankbar für eine Unterkunft, wie auch immer sie aussehen mag.«
Riqua verstand ihn richtig. »Eine Gruft kann auch eine Zuflucht sein, und eine Zuflucht eine Gruft. Das Schicksal hat damit genauso zu tun wie die Lady.«
Jonmarc fühlte sich von Riqua nicht bedroht, aber er hatte dennoch Mühe, einen unbeteiligten Gesichtsausdruck bei diesen Worten zu wahren. Eine Warnung?
In diesem Moment kamen ein Mann und eine Frau heran und Gabriel machte ihnen in der Runde Platz. Beide waren in schmuckloses Schwarz gekleidet und der Mann schien so alt zu sein wie Jonmarc selbst. Er hatte dunkles, schulterlanges Haar und einen sorgfältig gestutzten Bart. Die Frau war etwa gleich alt, aber ihr dunkles Haar war von grauen Strähnen durchzogen. Beide waren gepflegt und durchtrainiert. Als Jonmarc aufsah, traf sein Blick die violetten Augen der Frau.
»Ich darf dir Yestin und Eiria vorstellen«, sagte Gabriel und die beiden nickten Jonmarc zu. »Sie sind keine Mitglieder des Blutrats, aber vielleicht kann man sagen, dass sie adlige Gäste sind, die ein berechtigtes Interesse daran haben, Dark Haven wieder hergestellt zu sehen.«
»Es ist mir ein Vergnügen, Euch zu treffen«, sagte Jonmarc. Eiria lächelte und Jonmarc fiel auf, dass sie keine langen Augzähne wie die Vayash Moru hatte. Ihre violetten Augen schienen durch ihn hindurchzusehen und er schauderte, als er sich an den Wolf erinnerte.«Das klingt wirklich sehr vielversprechend.«
»Unsere Familien haben seit Generationen über die Herren von Dark Haven gewacht«, sagte Yestin und nahm Eirias Arm. »Viele unserer Verwandten sind im Dienst von Dark Haven gestorben. Wir heißen Euch willkommen und drücken unsere tiefsten Wünsche für eine lange und fruchtbare Herrschaft aus.«
Jonmarc erwähnte die Tatsache nicht, dass der letzte Herr von Dark Haven nicht lange genug gelebt hatte, um diesen Schutz zu genießen. Aber bevor er sich eine passende Antwort ausdenken konnte, verschwanden Yestin und Eiria wieder in der Menge. Sie bewegten sich mit der Grazie von Tänzern.
»Und das hier ist Lord Rafe, mit seinem Zweiten Tamaq«, meinte Gabriel und lenkte Jonmarcs Aufmerksamkeit damit ab. Rafe hielt sich selbst auf militärische Art. Er hatte kurzgeschnittenes, sandfarbenes Haar und einen perfekt getrimmten Bart. Bei ihm war ein blasser junger Mann, der das Aussehen eines Gelehrten oder Priesters hatte.
»Euer Ruf eilt Euch voraus, Lord Vahanian.«
»Und welcher Ruf wäre das?«
Rafe lächelte und zeigte damit die Spitzen seiner Augzähne über seinen Lippen. »Ein Ruf mit vielen unterschiedlichen Aspekten. Ich habe Verwandte in der Ostmark. Die waren Zeugen der Ereignisse in Chauvrenne. Und was die Nargi tun, ist uns wohlbekannt. Ihr habt Behandlungen von ihrer Seite überlebt, die viele Vayash Moru nicht überlebt hätten. Vielleicht liegt die Hand der Lady auf Euch.«
»Wenn das so ist, dann hat sie eine seltsame Art, mir das zu zeigen.«
Rafes Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. »Das ist immer so.«
»Ich habe gehört, Ihr habt die Gegenwart des Obsidiankönigs selbst erduldet«, meinte Tamaq.
Jonmarc nickte. »Ich habe die Schlacht gesehen, in der Tris ihn besiegt hat.«
Tamaqs Augen glänzten wissensdurstig auf. »Dann müssen wir uns zu einem anderen Zeitpunkt für ein Gespräch treffen. In meinem sterblichen Leben habe ich gegen den Obsidiankönig gekämpft, als er sich zum ersten Mal erhob. Aber ich habe ihn nie persönlich getroffen.«
»Dann schätzt Euch glücklich.«
Rafe machte eine kurze Verbeugung. »Wir haben uns viel zu sagen, Lord Vahanian. Gehabt Euch wohl!« Damit traten Rafe und Tamaq wieder in die Menge hinter ihnen zurück. Auf einmal tauchte hinter Jonmarc jemand auf. Er spürte die Präsenz eher, als dass er sie hörte.
»Ihr müsst Jonmarc Vahanian sein.«
Jonmarc
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