Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
sehnsüchtig an. »Ich finde, es klingt ganz nett. Mir würde das jedenfalls sehr gefallen.«
Sie sah aus, als würde sie über all die anderen Wege nachdenken, die sie hätte nehmen können, über die anderen Leben, die sie hätte führen können. Mein Vater wollte darauf sichtlich etwas Spöttisches erwidern, aber er hielt sich zurück, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte. Das freute mich: Mutter hatte ihren Beruf nach der Heirat aufgegeben, hatte sich ganz mir und meinen Brüdern gewidmet. Sie hatte ein Recht auf ihre Träume.
Mein Vater drehte sich zu mir um: »Was denkst du, Beth? Hast du Lust?«
Mum schaute mich an, und ich las es sofort in ihren Augen. Sie wollte, dass ich aufbrach. Sie wusste, es war unter den gegebenen Umständen das Beste. »Du solltest es tun«, meinte sie leise. »Nach allem, was passiert ist, kannst du dadurch eine neue Seite in deinem Leben aufschlagen.«
Ich fröstelte beinahe. Ich ertrug es nicht, wenn man davon sprach. Die Kränkung machte sich in meinem Gesicht breit.
»Nicht«, flüsterte ich, während sich meine Augen mit Tränen füllten. Die Wunde war immer noch offen und schmerzte.
Meine Eltern tauschten Blicke aus, dann meinte mein Vater unbeholfen: »Vielleicht hat deine Mutter recht. Es würde dir guttun, wenn du wieder unter Leute kommst.«
Ich hatte seit über einem Monat das Haus kaum verlassen. Ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, sie zusammen zu sehen. Adam und Hannah. Bei dem Gedanken daran drehte sich mir der Magen, und mir schwirrte der Kopf, als würde ich gleich in Ohnmacht fallen. Es war einfach unerträglich.
»Mag sein«, sagte ich lustlos. »Ich überlege es mir.«
An diesem Abend fällten wir keine Entscheidung. Es fiel mir ja schon schwer genug, morgens auch nur aufzustehen, ganz zu schweigen von so einem weitreichenden Entschluss. Mein Selbstvertrauen war dermaßen erschüttert, dass ich mir nicht einmal sicher war, ob ich entscheiden konnte, was ich zu Mittag essen wollte, geschweige denn, ob ich Celias Angebot annehmen sollte. Schließlich hatte ich mich seinerzeit für Adam entschieden, ich hatte ihm vertraut, und wie das ausgegangen war, wusste ich ja nun.
Am nächsten Tag telefonierte meine Mutter mit Celia, und sie sprachen über die praktischen Aspekte, und am Abend rief ich sie selbst an. Allein schon ihre kräftige Stimme zu hören, so voller Begeisterung und Selbstvertrauen, hob meine Stimmung.
»Du würdest mir einen Gefallen erweisen, Beth«, erklärte sie nachdrücklich, »aber ich denke, du hättest dabei auch deinen Spaß. Es ist höchste Zeit, dass du aus diesem Kaff herauskommst und etwas von der Welt siehst.«
Celia war eine unabhängige Frau, die ihr Leben nach ihren eigenen Regeln lebte, und wenn sie glaubte, dass ich dazu fähig war, dann war das eine echte Ermutigung. Also sagte ich zu. Als jedoch die Zeit zur Abreise näherrückte, knickte ich wieder ein und fragte mich, ob ich mich irgendwie davor drücken konnte. Aber ich wusste, ich musste das durchziehen. Wenn ich meine Reisetasche packen und allein, ohne jemanden zu kennen, in eine der größten Städte dieser Welt aufbrechen konnte, dann gab es vielleicht noch Hoffnung für mich. Ich liebte die kleine Provinzstadt in Norfolk, in der ich aufgewachsen war, aber wenn ich mich nur noch zu Hause einigeln und vor der Welt verstecken konnte, nur wegen dem, was Adam mir angetan hatte, dann wäre ich echt am Ende. Dann könnte ich gleich ganz aufgeben.
Was hielt mich dort schon groß? Meine Teilzeitstelle in dem kleinen Café, in dem ich seit meinem fünfzehnten Lebensjahr gejobbt hatte? Ein Job, den ich nur unterbrochen hatte, um an einer nahen Provinzuni zu studieren, und den ich nach meiner Rückkehr wieder aufnahm, weil ich immer noch unsicher war, was ich denn mit meinem Leben anfangen sollte. Meine Eltern? Wohl kaum. Sie wollten nicht, dass ich in meinem alten Mädchenzimmer Trübsal blies. Sie wünschten sich mehr für mich als das.
Um ganz ehrlich zu sein, ich war nur wegen Adam zurückgekommen. Meine Freunde von der Universität bereisten die Welt, bevor sie aufregende neue Jobs antraten oder ins Ausland zogen. Ich hatte mir all die Abenteuer angehört, die auf sie warteten, in dem Wissen, dass meine Zukunft zu Hause auf mich wartete. Adam war der Mittelpunkt meines Lebens, der einzige Mann, den ich je geliebt hatte, und mir hatte sich nie die Frage gestellt, ob ich etwas anderes tun sollte als mit ihm zusammen zu sein. Adam arbeitete schon seit der Schule
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