Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
Hausmädchen, auf die man einen Blick erhaschen kann, wenn sie wegen der Sonne die Vorhänge zuziehen.
»Ihrer Tante muss es ja gutgehen«, scherzt der Fahrer, als wir in eine schmale Straße biegen und dann in eine noch schmalere. »Hier zu wohnen kostet schon den einen oder anderen Penny.«
Ich lache, erwidere aber nichts, denn ich weiß nicht, was ich sagen soll. Auf der einen Seite der Straße befindet sich einer Reihe winziger, aber zweifellos irrsinnig teurer Einfamilienhäuser, auf der anderen ein langgestreckter Wohnblock, der sich fast über die ganze Länge zieht und mindestens sechs Stockwerke hoch ist. An der Art-déco-Fassade erkenne ich, dass er in den 1930 er Jahren erbaut wurde. Er ist weißlich grau und wird von einer riesigen Eingangstür aus Glas und Walnussholz beherrscht. Der Fahrer hält direkt davor. »Da sind wir. Randolph Gardens.«
Ich sehe nur Stein und Asphalt. »Wo sind denn die Gärten?«, frage ich verwundert. Das einzige Grün weit und breit sind die Körbe mit roten und lila Geranien zu beiden Seiten der Tür.
»Vor ein paar Jahren gab es die vermutlich noch«, meint der Fahrer. »Sehen Sie das Seitenhaus? Das waren bestimmt mal Stallungen. Ich wette, früher standen hier große Villen. Wurden wahrscheinlich im Krieg zerbombt.« Er schaut auf den Taxameter. »Macht 12 Pfund 70 .«
Ich fummele nach meiner Handtasche und reiche ihm 15 Pfund. »Stimmt so«, sage ich, in der Hoffnung, ihm genug Trinkgeld gegeben zu haben. Da er nicht vor Überraschung in Ohnmacht fällt, nehme ich an, dass ich richtigliege. Er wartet, während ich mich und mein Gepäck aus dem Taxi und auf den Bürgersteig hieve und die Wagentür hinter mir schließe. Dann wendet er gekonnt in der extrem schmalen Straße und röhrt davon.
Ich schaue hoch. Hier bin ich also. Mein neues Zuhause. Zumindest für eine Weile.
Der weißhaarige Portier mustert mich neugierig, als ich mich mit meiner großen Reisetasche mühsam durch die Tür und zu seiner Empfangstheke quäle.
»Ich möchte zu Celia Reillys Wohnung«, erkläre ich und widerstehe dem Drang, mir den Schweiß von der Stirn zu wischen. »Sie meinte, ihr Schlüssel würde hier für mich bereitliegen.«
»Name?«, fragt er barsch.
»Beth. Also Elizabeth. Elizabeth Villiers.«
»Lassen Sie mich nachsehen.« Er zieht seinen Schnauzbart bis zur Nase hoch, während er einen Ordner auf seiner Theke durchgeht. »Ah, ja, hier haben wir es schon. Miss E. Villiers. Wird während der Abwesenheit von Miss Reilly Apartment 514 bewohnen.« Er starrt mich fest, aber nicht unfreundlich an. »Sie hüten die Wohnung?«
»Ja. Das heißt, ich hüte eigentlich die Katze.« Ich lächele ihn an, aber er erwidert mein Lächeln nicht.
»Stimmt, sie hat ja eine Katze. Keine Ahnung, warum eine freie Kreatur ihr Leben in einer Wohnung verbringen muss, aber so ist es nun einmal. Hier sind die Schlüssel.« Er schiebt mir einen Umschlag über die Theke zu. »Wenn Sie bitte hier dafür unterschreiben würden.«
Ich beuge mich brav über das Papier, und er erklärt mir die Hausordnung, während er mich zum Aufzug begleitet. Er bietet mir an, mein Gepäck später nach oben zu bringen, aber ich lehne dankend ab. Auf diese Weise habe ich gleich alles, was ich brauche. Einen Augenblick später stehe ich schon in der winzigen Aufzugskabine und betrachte mein erhitztes, rotwangiges Spiegelbild, während der Aufzug gemächlich in den fünften Stock aufsteigt. Ich sehe auch nicht annähernd so stylish aus wie meine Umgebung. Mein herzförmiges Gesicht und die großen, blauen Augen werden niemals den hohen Wangenknochen und den eleganten Gesichtszügen ähneln, die ich so bewundere. Und mein gerades, dunkelblondes Haar wird mir niemals in den dichten, üppigen Locken auf die Schultern fallen, nach denen ich mich immer gesehnt habe. Mein Haar erfordert viel Arbeit, und normalerweise mache ich mir nicht die Mühe, sondern binde es einfach zu einem unordentlichen Pferdeschwanz.
»Nicht gerade eine Lady aus Mayfair«, sage ich laut. Während ich mich anstarre, tritt mir deutlich vor Augen, was die Ereignisse der letzten Zeit mit mir gemacht haben. Mein Gesicht ist schmaler geworden, und in meinen Augen scheint eine Trauer zu liegen, die einfach nicht verschwinden will. Ich wirke irgendwie schmächtiger, als ob ich unter der Last meines Elends geschrumpft wäre. »Sei stark«, flüstere ich mir zu und versuche, irgendwo das alte Funkeln in meinem matten Blick zu entdecken. Deshalb bin ich
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