Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
für die Baufirma seines Vaters, die ihm eines Tages gehören würde, und er fühlte sich total zufrieden damit, den Rest seines Lebens an demselben Ort zu verbringen, an dem er aufgewachsen war. Ich wusste nicht, ob das auch für mich galt, aber ich wusste, dass ich Adam liebte, und ich wollte meinen Wunsch, zu reisen und Neues zu erleben, eine Zeitlang auf Eis legen, damit wir zusammen sein konnten.
Nur gab es diese Perspektive für mich nicht mehr.
De Havilland jault neben meinen Knöcheln und stupst mich, um mich daran zu erinnern, dass er auch noch da ist.
»Tut mir leid, Katerchen«, entschuldige ich mich und stelle meine Reisetasche ab. »Bist du hungrig?«
Der Kater wickelt sich auch dann nicht von meinen Beinen, als ich versuche, mich zu orientieren. Ich öffne die Tür zu einer Garderobe und eine andere zu einer Gästetoilette, bevor ich die kleine Küche finde. Die Näpfe für die Katze stehen ordentlich unter dem Fenster auf der anderen Seite des Raumes. Sie sind porentief sauber geleckt, und De Havilland wartet sichtlich begierig auf seine nächste Mahlzeit. Auf dem kleinen, weißen Esstisch, der gerade Platz genug für zwei bietet, sehe ich eine Schachtel mit Katzentrockenfutter und mehrere Blatt Papier. Ganz zuoberst liegt ein handschriftlich gekritzelter Zettel.
Schätzchen, hallo!
Jetzt bist Du also da. Wunderbar. Hier ist das Futter für De Havilland. Füttere ihn zwei Mal täglich. Fülle einfach die kleine Schale mit seinem Trockenfutter, als ob du Häppchen zur Cocktailstunde verteilst. Das macht De Havilland glücklich. Er braucht frisches Wasser dazu. Alle anderen Anweisungen findest du in dem Stapel unter diesem Zettel, aber ganz ehrlich, Schätzchen, es gibt keine Regeln. Mach dir einfach eine schöne Zeit!
Wir sehen uns dann in fünf Wochen,
Kuss, Celia
Unter dem Zettel liegen einige maschinengeschriebene Seiten mit allen nötigen Informationen über das Katzenklo, die elektrischen Geräte, wo ich den Warmwasserboiler und den Erste-Hilfe-Kasten finde und an wen ich mich wenden muss, falls es Probleme gibt. Der Portier unten ist offenbar meine erste Anlaufstelle. Also Anlauf nehmen und auf ihn mit Gebrüll. He, wenn ich Kalauer schwingen kann, und seien sie noch so schlecht, dann hat diese Reise möglicherweise schon ihren Zweck erfüllt.
De Havilland miaut in ununterbrochenen Wellen. Seine kleine, rosa Zunge zittert, während er aus seinen dunkelgelben Augen zu mir aufschaut.
»Gleich gibt es Abendessen«, sage ich.
Nachdem ich De Havillands Wassernapf aufgefüllt habe und er glücklich knirschend vor sich hin kaut, sehe ich mich im Rest der Wohnung um. Ich bewundere das schwarzweiße Badezimmer mit den Apparaturen aus Chrom und Bakelit, betrachte das herrliche Schlafzimmer, das silberne Himmelbett mit dem schneeweißen Überwurf, auf dem sich weiße Kissen stapeln, und die verschnörkelte Chinoiserie-Tapete, auf der Papageien in leuchtenden Farben einander durch Kirschblüten hindurch beobachten. Ein gewaltiger Spiegel mit Silberrahmen hängt über dem Kamin, und daneben stehen eine antike Frisierkommode mit Spiegel und ein Sessel, dessen lila Samtpolsterung einen modernen Akzent setzt.
»Es ist wunderschön«, entfährt es mir. Vielleicht kann ich hier etwas von Celias Schick in mich aufnehmen, mir selbst etwas Stil zulegen.
Ich begebe mich durch den Flur ins Wohnzimmer und mir wird klar, dass es hier viel schöner ist, als ich es mir je hätte vorstellen können. Ich hatte eine schicke Wohnung vor Augen gehabt, die das Leben einer wohlhabenden, unabhängigen Frau widerspiegelt, aber das hier ist etwas völlig anderes. Anders als jede Wohnung, die ich zuvor gesehen habe. Das Wohnzimmer ist riesig, in kühlen, gedeckten Tönen gehalten, Blassgrün und Grau, mit Akzenten in Schwarz, Weiß und Silber. Das Mobiliar beschwört auf wundervolle Weise die Ära der dreißiger Jahre herauf. Niedrige Ohrensessel mit breiten, abgerundeten Lehnen, das langgestreckte Sofa, auf dem weiße Kissen liegen, die formschöne, gebogene Chromlampe und der eckige, moderne Couchtisch aus pechschwarzem Lack. Die gegenüberliegende Wand wird von einem gewaltigen, eingebauten Bücherregal beherrscht, in dem nicht nur Bücher, sondern auch Kunstgegenstände stehen, darunter zierliche chinesische Jade-Figuren. Die breite Fensterfront ist in Blassgrün gestrichen, unterbrochen von silbern lackierten Holztäfelungen, in die Weidenbäume eingraviert sind. Ihre Oberfläche glänzt wie ein Spiegel. Zwischen
Weitere Kostenlose Bücher