Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
schlägt die Hände vor das Gesicht. »O Gott, nein. Nicht das. Das halte ich nicht aus. Nicht du und er.«
Ich will zu ihm laufen, ihn packen, ihn zwingen, mir zuzuhören. Ich will ihm alles sagen, alles vor ihm ausbreiten, all meine Hoffnungen und Ängste und Sorgen, alles, was ich seit jener Nacht in der Höhle ertragen habe. Aber das tue ich nicht. Ich bin wie erstarrt, steif und kalt wie ein Verräter. Mit einer Stimme, die ich kaum als meine eigene erkenne, frage ich: »Woher weiß sie von den Striemen auf deinem Rücken?«
»Ich weiß es nicht!«, brüllt er. Ich zucke zusammen.
»Hat sie dir die Striemen zugefügt?«, beharre ich. Ich will nicht, dass er weiter über mich und Andrei nachdenkt. Die Vorstellung, welche Bilder ihm gerade durch den Kopf gehen könnten, macht mich fertig.
»Nein! Nein! Um Gottes willen, sie hat sie mir nicht zugefügt.«
»Wer war es dann?«
»Ich war es!« Es bricht aus ihm heraus. »Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. Verdammt.« Er geht zum Esstisch, legt die Hände darauf und beugt sich vor, als habe er keine Kraft mehr, sich auf den Beinen zu halten.
Ich meine, mich verhört zu haben. » Du warst es?«
Er schaut müde zu mir auf, und ich zucke unter der Kälte seines Blicks beinahe zusammen. »Ja, ich habe mich selbst bestraft, weil ich dir weh getan habe. Und nachdem, was am Sonntag geschehen ist, als du das Safeword benutzt hast, war ich verzweifelt genug, zu versuchen, das Dunkle aus mir herauszuprügeln, das mich in meinem Begehren immer zu weit gehen lässt.«
Die Kasteiung des Fleisches. Wo habe ich diese Worte nur schon einmal gehört?
»So, jetzt weißt du es also«, sagt er. »Es war nicht Anna. Ich war es, mit einer geknoteten Geißel, in dem Versuch, mich zu läutern.« Er schließt die Augen und wirkt zutiefst niedergeschlagen. »Lach ruhig, wenn du willst.«
»Ich lache nicht«, sage ich leise. Ich bin demütig und beschämt, weil er sich selbst so behandelt hat, sich meinetwegen so sehr bestraft hat. »Das hättest du nicht zu tun brauchen.«
»Das ist mir jetzt auch klar«, sagt er bitter.
»So habe ich es nicht gemeint …«
»Beth, bitte. Du kennst jetzt die Wahrheit. Und ich habe ehrlich keine Ahnung, woher Anna weiß, dass ich Striemen auf dem Rücken habe. Ich weiß nicht, woher sie weiß, was zwischen dir und mir passiert ist – vielleicht hat sie nur geraten. Aber ich schwöre dir, dass ich unschuldig bin. Dummerweise kannst du diesen Schwur nicht erwidern. Und das sagt mir alles, was ich wissen muss.«
»Dominic …« Flehen liegt in meiner Stimme. Meine Wut ist verraucht. Er war ehrlich, und jetzt will auch ich ehrlich sein und ihm alles sagen.
Er schaut zu mir auf, Hoffnung brennt in seinen Augen. »Kannst du es schwören?«
Schwöre, verdammt!
Langsam schüttele ich den Kopf.
»Verdammt!« Er spuckt das Wort voller Gift aus, dann erklärt er eisig: »Geh jetzt bitte. Geh einfach.«
Ich will etwas sagen, aber er schneidet mir das Wort ab.
»Geh. Ich bitte dich. Ich möchte dich im Moment nicht sehen.«
Ich spüre, wie sinnlos es ist, jetzt fortzufahren. Also gehe ich zur Tür, drehe mich noch einmal um und schaue ihn an. Er stützt sich immer noch auf dem Tisch ab, starrt auf die Tischplatte, die Schultern nach unten gesunken, wie bei einem Mann, der sich geschlagen gibt. Ich sehne mich so sehr nach ihm, und doch habe ich das Gefühl, dass uns Hunderte von Meilen trennen.
»Leb wohl, Dominic«, sage ich leise. »Du weißt, wo du mich findest, wenn du mich sehen willst.«
Er sagt nichts. Er dreht sich nicht einmal um.
Ich habe das Gefühl, die Tür zu meinen Träumen zu schließen. Ich glaube, es ist aus. Ich glaube, jetzt ist es wirklich vorbei.
Nein. Solange ich an dich glaube und an das, was uns verbindet, werde ich um dich kämpfen, Dominic. Das verspreche ich.
Epilog
Der Start verläuft reibungslos. Ich merke kaum, dass wir schon in der Luft sind. Das Flugzeug ist unglaublich luxuriös. Vermutlich war die Maschine, mit der Mark und ich nach Frankreich geflogen wurden, nur irgendeine aus der Flotte, während diese hier offensichtlich die Führungsmaschine ist, Dubrovskis Air Force One. Wir sind auf dem Weg nach Russland.
Andrei hat mir bereits die beiden Schlafzimmer gezeigt, jedes eingerichtet wie eine Suite in einem der teuersten Hotels der Welt. Jetzt sitzt er in einem Ledersessel im Salon des Flugzeugs, eine Tasse Kaffee auf dem Tisch vor sich, daneben ein Stapel Fotos.
»Beth«, sagt er, »welches halten
Weitere Kostenlose Bücher