Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
aufgesetzt, als wir schon fast zurück waren.«
»Dann wusste sie also schon Bescheid.« Ich versuche, das mit allen Fakten und Umständen in Einklang zu bringen. Hat Anna uns die ganze Nacht beobachtet? Ein Bild taucht vor meinem inneren Auge auf: Sie hat den Arm um meine Schultern gelegt und zeigt mir ihre schlammverkrusteten Abendschuhe. »Was hat sie gesagt?«
»Sie fand es ausnehmend amüsant – zumindest hatte es den Anschein. Bei Anna weiß man nie. Da geht hinter den Kulissen so manches ab. Ihr Lachen kann man bisweilen für ein Knurren halten. Sie ist sehr intensiv, einer der Menschen, die tief und leidenschaftlich empfinden. Manchmal vielleicht leidenschaftlicher, als es für sie gut ist.« Plötzlich wirkt Dominic gedankenverloren, starrt in die Ferne.
Er stellt sie sich gerade vor. Während wir miteinander reden, ist sie vor seinem inneren Auge lebendig.
Ich werde wütend. Ich will, dass sie für immer aus unserem Leben verschwindet. Aber zuerst muss ich all diesen Geheimnissen auf den Grund kommen, die uns in den letzten Wochen heimgesucht haben. Ich schaue ihm in die Augen. »Und was genau hast du ihr von uns erzählt? Hast du die Spielchen erwähnt, die wir so gern miteinander spielen? Hast du ihr erzählt, was geschehen ist, bevor du gegangen bist? Von den Experimenten mit der Peitsche, die im Asyl ihr Ende fanden?«
»Natürlich nicht«, erwidert er ungehalten. »Warum sollte ich das tun?«
»Dann ist es sehr merkwürdig, dass sie alles darüber weiß.«
»Weiß sie nicht«, erwidert er rasch, »das kann sie gar nicht.«
»Dominic, sie weiß es. Sie hat sich mit mir in Andreis Schlafzimmer zusammengesetzt und mir bis in alle Einzelheiten erzählt, was zwischen uns passiert ist.« Ich weiß, mein Blick ist anklagend, aber ich kann nicht anders. James hat mir geraten, ruhig zu bleiben, wenn ich mit Dominic rede, aber es fällt mir schwer. Er hat geleugnet, es ihr erzählt zu haben, wo ich doch weiß, dass er es gewesen sein muss. Wer sonst hätte es gewesen sein können? Ich fahre fort: » Ich habe es ihr jedenfalls nicht gesagt. Ich habe nicht einmal Laura alles erzählt, was zwischen uns passiert ist. Nicht einmal James, der mehr als sonst jemand weiß, kennt alle Details. Du weißt es, und ich weiß es … und Anna weiß es. Willst du also weiter leugnen, dass du ihr davon erzählt hast?«
Seine braunen Augen blitzen. Ich sehe, wie die Wut in ihnen aufflackert. Bin ich schon zu weit gegangen?
Aber ich brauche Antworten, verdammt!
»Nun?«, frage ich.
Er starrt mir in die Augen. Er ist ein wenig blass geworden, sein Gesichtsausdruck ist steinern. »Ich habe ihr selbstverständlich nichts erzählt.«
»Woher weiß sie es dann?«, verlange ich zu wissen. Meine Stimme schraubt sich immer höher.
»Ich habe keine Ahnung!«, bellt er und springt auf. Er wirkt frustriert. »Bist du sicher, dass sie nicht einfach nur gut geraten hat und du die fehlenden Details selbst ergänzt hast und nun glaubst, sie wisse alles?«
»O bitte, etwas mehr darfst du mir schon zutrauen. Natürlich war es nicht so. Und ich habe auch nichts zugegeben, als sie damit herausplatzte.«
Er sieht mich fest an. »Ich habe ihr nichts gesagt, Beth. Das musst du mir glauben.«
Ich schaue zu ihm auf, und in meinem Gesichtsausdruck muss etwas zu lesen sein, denn er sagt: »Was? Was ist, Beth? Da ist doch noch mehr, nicht wahr? Du hast irgendeinen Grund, ihr zu glauben, das lese ich dir doch am Gesicht ab.«
»Na schön.« Es ist sinnlos, jetzt noch etwas zurückzuhalten. »Sie … sie weiß von den Striemen auf deinem Rücken.«
Dominic starrt mich verblüfft an. Er wirkt ehrlich erstaunt. Ich bin mir schlagartig sicher, dass er nicht nur so tut als ob. Eine Welle der Erleichterung durchströmt mich. Dominic schüttelt den Kopf. »Sie weiß es?«
Ich stehe auf, erregt, kann nicht länger still sitzen. »Ja. Es hat ihr großes Vergnügen bereitet, mir das mitzuteilen.« Den Rest kann ich ihm nicht sagen. Noch nicht.
Ein seltsamer Ausdruck flackert über Dominics Gesicht, und er wird ganz still. Als er dann spricht, klingt seine Stimme merkwürdig, beinahe verzerrt. »Sie hat dir noch mehr gesagt, nicht wahr? Sie hat etwas Schreckliches gesagt, etwas, das deine Gefühle für mich verändert hat.«
Mir kommen die Tränen. »Woher weiß sie all diese Sachen, Dominic? Woher?«
Er schaut mich fast wie ein kleiner Junge an. »Beth, ich sage es dir doch, ich weiß es nicht! Was genau hat sie dir erzählt?«
Ich gehe zum
Weitere Kostenlose Bücher