Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
Fenster, lehne mich auf den Sims und schaue hinaus. Gegenüber befindet sich in nächster Nähe der andere Gebäudeteil des Apartmenthauses, und ich kann direkt in eine der Wohnungen schauen. Dort habe ich gelebt, als ich während der heißen Sommermonate nach London gezogen bin. Durch dieses Fenster habe ich den ersten Blick auf Dominic erhascht und mich gefragt, wer er ist. Das Zimmer ist leer, aber auf einem Beistelltisch brennt eine Lampe, wirft ein weiches Licht, das von der silbernen Lackvertäfelung der Wände reflektiert wird. Celia ist nicht da. Falls sie es wäre, wäre ich versucht, zu ihr zu gehen, ihr mein Herz auszuschütten und sie um Rat zu bitten. Einen Moment lang wünsche ich mir, ich wäre wieder dort, in meiner ersten Nacht in London, mit gebrochenem Herzen nach meiner Trennung von Adam, ahnungslos, welche Freuden und Qualen mich erwarten, sobald ich aus dem Fenster sehe. Wenn ich damals schon gewusst hätte, was ich heute weiß, hätte ich dann den Blick aus dem Fenster riskiert?
Kommt ganz darauf an …
Ich drehe mich zu Dominic um, der mitten im Raum steht und mich beobachtet. Ein Teil von mir fühlt mit ihm, weil sich seine glückliche Stimmung von eben völlig aufgelöst hat, alle Freude ist aus ihm verschwunden. Aber wenn er nicht erklären kann, woher Anna diese intimen Details weiß, was soll ich dann denken?
»Sie sagt …« Meine Stimme klingt jetzt tief und monoton, als ob ich keine Emotionen preisgeben will. »… dass ihr beide ein Liebespaar seid, und dass sie dich ausgepeitscht hat, bevor ihr euch geliebt habt.«
Dominic stößt ein ungläubiges Schnauben aus, die Augen weit aufgerissen. Dann muss er lachen, laut und erzwungen. »O bitte! Wie verrückt ist das denn? Du glaubst diesen Quatsch doch nicht etwa, oder?«
Ich starre ihn einfach nur an, sehe sein leidenschaftliches Flehen. Er streckt die Arme aus, die Handflächen nach oben, fast flehentlich.
»Beth, du glaubst ihr doch nicht … du kannst ihr doch unmöglich glauben!«
»Ich glaube ihr nicht, aber …« Beinahe panisch schüttele ich den Kopf. Aber meine Gedanken kreisen immer und immer wieder um diesen Punkt. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. »Woher weiß sie es?«, rufe ich. »Das verstehe ich einfach nicht. Woher kann sie das wissen ?«
Er kommt auf mich zu, packt mich mit beiden Händen an den Oberarmen und schüttelt mich beinahe, so frustriert ist er. »Ich bin nicht ihr Liebhaber, verstanden? Vor langer Zeit wäre beinahe mal etwas zwischen uns passiert, aber das war rein körperlich, und sobald ich sie besser kennenlernte, gefiel mir das, was ich sah, überhaupt nicht mehr. Aus der Ferne macht es mir nichts aus, sie ist amüsant und sehr gut in ihrem Job. Aber ich könnte nie eine Beziehung zu ihr eingehen, dazu ist sie mir viel zu merkwürdig und exzentrisch. Ehrlich, Beth, sie ist psychisch nicht stabil, nur erkennen das die meisten Menschen nicht, weil sie einen so umwerfenden Körper besitzt. Die anderen sehen nur den Körper und wollen nicht sehen, wie sie wirklich ist. Aber sie ist eine optische Täuschung. Wenn man sie genau betrachtet, verschwindet die Schönheit, und man erkennt, was darunter liegt.«
Während er spricht, sehe ich Anna vor mir, wie sie vorgestern auf dem Bett saß. Das Lächeln der roten Lippen plötzlich voller Bösartigkeit, der Blick der grünen Augen feindselig und destruktiv. Ich weiß, was er meint, wenn er davon spricht, wie die Schönheit sich auflöst, wie aus dem Gesicht des Engels plötzlich eine Teufelsfratze wird.
Ich sage nichts. Dominic starrt mich einen Moment lang wütend und gleichzeitig flehend an. Dann lässt er meine Arme los, geht zu einem Sessel und setzt sich.
»Also gut«, sagt er mit dumpfer, beinahe niedergeschlagener Stimme. »Ich erzähle dir von mir und Anna.«
Ein kalter Schauder schlägt in meinem Magen Purzelbäume. O Gott, nein. Ist es das jetzt? Seine Beichte? Ich will es nicht hören, wenn meine schlimmsten Ängste dadurch wahr werden, und doch will ich auch nichts tun, was ihn aufhalten könnte. Ich muss das hören. Ich muss es wissen.
Ich setze mich auf einen Stuhl beim Fenster und warte, was er mir zu sagen hat.
Er fängt leise, monoton an. »Als ich ihr das erste Mal begegnete, war ich geblendet, so wie jeder, das gebe ich zu. Ich war Single und sie auch, und wir fühlten uns zueinander hingezogen. Nach einem Deal, bei dem wir viel Geld gemacht hatten, gingen wir eines Abends zusammen trinken. Manchmal verleiht einem der
Weitere Kostenlose Bücher