Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
der Welt gesehen hat, würde sie es wohl nicht verstehen. Sie wäre entsetzt. Sie würde mich bestimmt auffordern, ihn unverzüglich in die Wüste zu schicken und mir einen netten, normalen Typen zu suchen.
Vielleicht sollte ich das.
Aber tief in meinem Herzen weiß ich, dass ich keinen netten, normalen Typen will. Das hatte ich schon, und dorthin kann ich nie wieder zurückkehren.
Laura wirkt verärgert. »Ich verstehe wirklich nicht, warum du ihn nicht einfach anrufst oder eine Mail schickst. Es ist doch offensichtlich, dass es dich verrückt macht! Du bist unglücklich, das sehe ich!«
»Ich bin nicht unglücklich«, widerspreche ich.
»Bist du nicht?«
»Nein. Ich bin wütend. Das bin ich. Fuchsteufelswild. Er kann meinetwegen für immer wegbleiben.« Meine Erklärung fühlt sich schon falsch an, während ich sie noch von mir gebe. Ich bin tatsächlich wütend, aber ich weiß nicht, ob ich wütend auf Dominic bin, weil er sich nicht bei mir meldet, auf mich selbst, weil ich ihm vertraut habe, oder auf seinen Chef, der ihn genau in dem Moment irgendwohin schickte, als wir zwischen uns alles klären wollten.
Laura starrt mich an, dann sagt sie: »Ruf ihn an, Beth. Befreie dich aus dieser Hölle.«
Ich schenke ihr ein Lächeln. »Du musst dir um mich keine Sorgen machen, ehrlich nicht. Aber ich werde ihn nicht anrufen. Und ihm auch keine SMS schicken oder ihm mailen. Wenn er mich will, weiß er, wo er mich findet. Bis dahin lebe ich mein Leben. Wo wir gerade davon sprechen, wer ist denn mit dem Abendessen an der Reihe? Ich bin am Verhungern.«
Erst viel später, als ich im Bett liege, verlässt mich meine künstlich aufrechterhaltene Tapferkeit langsam. Ich denke an Dominic. Ich stelle ihn mir vor, spüre fast, wie er mich küsst, schmecke seinen Mund, seine Zunge, die warm und lebendig in mich eindringt. Ich erinnere mich an seine Berührung, wie er meine Brustwarzen liebkoste, an ihnen leckte und knabberte, bis ich aufstöhne vor Begehren. In meinen Gedanken wandert sein Mund meinen Bauch entlang, mit gehauchten Küssen und Bissen, ganz hinunter bis zu meinem Geschlecht. Ich werde feucht, meine Klitoris pulst warme Lust in meinen ganzen Körper. Es ist, als läge Dominic nun auf mir, er drückt meine Schenkel auseinander, und sein Penis streift heiß und steif meine Vagina, presst sich gegen meine Perle, drückt mit der Spitze gegen meinen Eingang. Und dann spüre ich ihn, wie er in mich hineinstößt, langsam, kraftvoll, genüsslich. Er füllt mich ganz aus, dann zieht er sich zurück, stößt erneut in mich, so dass Lust in mir aufzuckt … Ich öffne die Augen. Ich bin allein.
Ich liege auf dem Rücken, halte mich tröstend selbst im Arm und schicke meine Frage hinaus ins Universum.
Dominic, wo bist du?
»Beth, wie geht es Ihnen?«
Mark Palliser, mein Chef, begrüßt mich so freundlich wie immer, als ich sein Büro betrete. Er nennt es sein Büro, aber in Wirklichkeit ist es ein dermaßen herrlicher Raum, dass man eine andere Bezeichnung dafür finden müsste, weniger persönlich als Studierzimmer, aber viel ansprechender als Büro, bei dem man an Neonröhren an der Decke, Ablageschränke und Fotokopierer denkt. Dieser Raum ist davon meilenweit entfernt. Er ist kreisrund. Um die Decke läuft eine Stuckzierleiste, und in der Mitte befindet sich eine Stuck-Rose, an der ein funkelnder Kronleuchter hängt. Es gibt drei große Fenster mit üppig drapierten Vorhängen und Blick auf den Garten. Im Erker steht Marks Schreibtisch, ein riesiges Regency-Möbelstück mit herrlichen Einlegearbeiten. Auf dem glänzenden Parkettboden liegen elegant verblasste Perserteppiche. Der ganze Raum strahlt in dem goldenen Licht, das die Lampen auf dem Schreibtisch und den Anrichten werfen. Das Beste von allem sind jedoch die Kunstwerke an den Wänden: Ölgemälde in aufwendig geschnitzten und vergoldeten Rahmen, Aquarelle, Pastelle, Kohlezeichnungen, Drucke und Radierungen. Das Themenspektrum ist breit: Ein wunderschönes Ölgemälde von einem schottischen See prangt gleich neben der Sepia-Bleistiftzeichnung eines Engels aus der Renaissancezeit. Das Porträt eines Spaniels, dessen Blick einem das Herz schmelzen lässt, hängt neben der Radierung einer ausschweifenden Regency-Szene. Hin und wieder verschwindet ein Bild, weil Mark bei einem seiner zahlreichen Kunden ein Heim dafür gefunden hat, und ein neuer Schatz nimmt seinen Platz ein. Allmählich begreife ich, wie alles funktioniert. Erst letzte Woche musste ich die
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