Firebird

das Schiff dort gestartet ist.«
    Cormoral.
    Dies war einer jener Momente, in denen ich die Luft durch die Belüftungsanlage zirkulieren hören konnte. Alex schloss die Augen. »Hat es zur damaligen Zeit einen Bericht über ein verschollenes Schiff gegeben?«
    »Ich konnte nichts finden. Aber wir sprechen von mehr als zweitausend Jahren. Damals stand Cormoral noch am Anfang seiner Entwicklung.«
    »Und das zweite Ereignis?«
    »Das findet in elf Wochen statt.«
    »Konntest du das auch zurückverfolgen?«
    »Der Ausgangspunkt scheint in der Nähe von Epsilon Aquilae zu liegen. Die nächste Sichtung wird tief im Karim-Sektor möglich sein.«
    »Im was?«, fragte Alex.
    »Karim«, sagte ich. »Das ist eine weite Reise. Grob in die Richtung von Antares, aber noch viel weiter weg.«
    »Wenn wir mit Epsilon Aquilae richtig liegen, dürfte es ursprünglich von Brandizi gestartet sein.«
    »Dann ist es also spätestens im sechsten Millennium gestartet.«
    »Die Zeitachse führt in das vierte Millennium. Deshalb habe ich auch gewisse Zweifel. Wenn das stimmt, dann ist dieses Schiff wirklich alt .«
    »Shara«, fragte ich, »wie lange hat das gedauert? Die Sichtung?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht feststellen, Chase. Die Daten sind unvollständig. Wir haben aber keine Sichtung gefunden, die länger als sechs Stunden gedauert hat.« Shara strahlte uns an. »Also« , sagte sie, »werden wir uns irgendwas davon ansehen?«
    »Wir?« , fragte Alex.
    »Ja, natürlich. Ihr wollt doch bestimmt einen Experten dabei haben.«
    Er lachte. »Na gut. Wenn du darauf bestehst. Wir haben da noch etwas anderes, das dich interessieren dürfte.«
    »Ihr habt die Feuervogel gefunden?«
    »Ja.«
    »Großartig. Wann fliegt ihr hin?«
    »Wenn wir etwas genauere Daten haben. Willst du mitkommen?«
    Sie dachte nach. Schüttelte den Kopf. »Ich glaube, in diesem Fall passe ich. Ich muss noch zu viele Nachforschungen über die schwarzen Löcher anstellen.«

Zweiunddreißig
    Im Kern ist das Leben eine Frage der Geometrie. Nähert man sich den Dingen aus dem richtigen Winkel, kann man nicht sonderlich falsch liegen.
    Mara Delona, Reisen mit dem Bischof , 1404
    Wir holten Belle zurück in den Hafen und trafen Vorbereitungen, endlich selbst auf die Suche nach der Feuervogel zu gehen. Inzwischen wuchs das Interesse an den Chris-Robin-Artefakten weiter. Die Leute, die sie ursprünglich erworben hatten, hätten sie nun mit beträchtlichem Gewinn wieder veräußern können, und Alex gab zu, dass wir die Auktion zu früh abgehalten hatten.
    Aufträge und Anfragen trafen ein, bisweilen zusammen mit Beschwerden über Alex oder Aufmunterungen von Leuten, die ihn drängten, seine »gute Arbeit« fortzuführen. Viele unserer neuen Klienten schienen zu glauben, er wäre nur ein Angestellter und sollte befördert oder entlassen werden.
    Aber der zunehmende Trubel tat aus irgendeinem Grund wenig dazu, dass die Zeit verging. Ich musste ständig an die offene äußere Luke denken. Na schön, als Cermak und Robin die Feuervogel verlassen hatten, hatten sie eben nicht daran gedacht, sie zu schließen. Und die KI hatte nicht korrekt gearbeitet, denn sonst hätte sie das für sie übernommen. Also keine große Sache. Aber irgendetwas daran ließ mich schaudern.
    Shara erzählte uns, die Bemühungen, verlorenen Schiffen auf die Spur zu kommen, die nun unter der Bezeichnung »Projekt Feuervogel« liefen, gingen recht gut voran. »Das große Problem«, so sagte sie uns eines Abends beim Essen, »ist, dass wir nicht genug über die Verbreitung schwarzer Löcher wissen. Wie viele gibt es da draußen? Erkennen können wir sie nur anhand von Gravitationseffekten. Schätzungen zufolge kennen wir nur etwa zehn Prozent derjenigen Löcher, die sich insgesamt in einer Umgebung von zweitausend Lichtjahren befinden. Ich selbst habe das Gefühl, es gibt nicht annähernd so viele, wie die meisten Menschen annehmen. Aber wenn ihr mich fragt, worauf dieses Gefühl basiert, dann landen wir bei purer Spekulation.« Sie grinste. »Oder vielleicht purem Optimismus.«
    Endlich war die Zeit zum Aufbruch gekommen.
    Ich ging rauf nach Skydeck, um eine Vorflugkontrolle mit Belle durchzuführen, machte mich aber schon einen Tag früher auf den Weg, um einen der seltenen Abende im Pilotenclub zu verbringen. Ich liebe diesen Ort. Ich habe dort eine Menge alter Freunde und mehr als nur ein paar Erinnerungen. Ich war gerade dabei, einer alten Freundin dabei zu helfen, ihre Flucht vor einem