Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
Pferdeschwanz aus.
Jetzt nehmen sie sie genauer unter die Lupe. Bemerken all die kleinen Anzeichen. Zum Beispiel die Pupillen ihrer Augen. Sogar von meinem Versteck aus kann ich die Veränderung darin erkennen. Die scharfen senkrechten Schlitze, die vor Entsetzen zittern.
»Sie ist eine von ihnen!«
»Aber sie ist doch ein Mädchen!«
»Sieh sie dir nur mal an! Sieh dir ihre Haut an – sie ist kein Mensch. Sie ist ein Drache.«
Ich befreie mich hastig von meinen Klamotten und werfe sie neben mich auf den Boden. Wir stürzen nach vorn, schaffen es aber nicht bis zu Miram. Jemand ist schneller und kommt uns zuvor.
Plötzlich ist Tamra da. Sie ist wunderschön in ihrer Drakigestalt und blasser Nebel geht von ihr aus, sickert aus all ihren Poren. Wie ein Engel schwebt sie mehrere Meter über dem Boden, ihre glitzernden Flügel flattern und erzeugen heftige Windböen, die Blätter und Staub aufwirbeln.
Stolz schwillt in mir an – darüber, was Tamra ist, was in so kurzer Zeit aus ihr geworden ist. Sie ist wirklich dieses wunderschöne, mächtige, wundersame Wesen.
Die Jäger schreien auf und brüllen sich gegenseitig Befehle zu, während sie hastig nach ihren Waffen greifen. Mir wird klar, dass der einschläfernde Nebel, den Tamra versprüht, nicht schnell genug wirkt. Er wird die Jäger nicht rechtzeitig bewusstlos machen. Sie werden noch vorher das Feuer eröffnen.
Auch Cassian bemerkt das. Mit einem Satz schwebt er in die Mitte der Gruppe, schnappt sich Miram und bringt sie in Sicherheit, während die Aufmerksamkeit der Jäger noch immer auf Tamra gerichtet ist.
Ich trete ebenfalls aus meinem Versteck und versuche, die Jäger mit Rufen abzulenken, damit sie nicht sofort auf Tamra schießen. Mein Wunsch wird erfüllt. Ihre Aufmerksamkeit wendet sich mir zu. Will schaltet sich in den Kampf ein und zerrt mich aus der Schusslinie, sodass mich der Betäubungspfeil um Haaresbreite verfehlt.
Ich rapple mich wieder auf und beobachte entsetzt, wie ein Jäger eine Armbrust hebt und direkt auf Tamras Brust zielt.
»Nein!« Ich sause durch die Luft. Wind zischt um mich herum, als ich mich direkt vor Tamra stelle. Meine Lunge zieht sich zusammen und schwillt an.
Die Hitze rauscht durch mich hindurch und explodiert in einem Atemzug. Orangeblaue Flammen versengen den Jäger, bevor er seinen Finger am Abzug krümmen kann. Lediglich sein Umriss ist noch vage zu erkennen, ein dunkler Fleck, eine schwammige Gestalt gefangen in einer glühenden Feuersbrunst.
Seine gellenden Schreie schmerzen in meinen Ohren, während die knisternden Flammen ihn einschließen.
Ich setze wieder auf dem Boden auf und erstarre. Beim Anblick dessen, was ich getan habe, gefriert mir das Blut in den Adern. Die anderen Jäger scharen sich um ihren verletzten Kameraden, ziehen ihre Jacken aus und drücken ihn zu Boden. Sie rufen ihm zu, dass er herumrollen soll, während sie versuchen, die Flammen zu ersticken, die den Mann verschlingen. Der Geruch verbrannter Haut liegt in der Luft.
Ich habe das getan.
Tamras Nebel ist jetzt noch dichter und die Bewegungen der Jäger werden immer langsamer und träger. Einer nach dem anderen fallen sie zu Boden und sinken in einen tiefen Schlaf.
»Jacinda!« Ich sehe auf. Will springt über einen gefallenen Jäger, packt mich an beiden Armen und schüttelt mich. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
Ich wache aus meiner Trance auf und wende den Blick von all den am Boden liegenden Jägern ab. Der Gestank verbrannter Haut raubt mir den Atem. In Ordnung? Nein. Nichts ist in Ordnung. Tamras Augen schließen sich und ihr Kopf sinkt auf ihre Schultern, fast so, als wäre sie betrunken.
Links von mir bewegt sich etwas und ich drehe mich blitzschnell dorthin, bereit, erneut Feuer zu speien, obwohl ich noch immer geschockt bin von dem Schaden, den ich angerichtet habe. Trotz allem, was der Jäger, ohne mit der Wimper zu zucken, Tamra angetan hätte, erschüttert es mich, dass ich ihn fast umgebracht hätte.
Aber vor mir steht kein Jäger. Es ist Deghan und seine schiefergrauen Augen wirken verständnislos. Er mustert uns alle und sein Blick bleibt auf Tamra liegen. Tamra macht einen unsicheren Schritt nach vorn, und gerade als ihre Knie nachgeben und sie zu Boden sinkt, fängt er sie auf. Er hebt sie hoch an seine Brust. Sie schließt die Augen und massiert sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. Sie muss schreckliche Kopfschmerzen haben.
Unsere Blicke treffen sich. Ich nicke kurz und gebe ihm zu verstehen, dass ich
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