Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
zu kommen. Mit dem anderen Arm hält er sich schwer atmend die Seite.
Wir gehen tief in die Hocke und beobachten durch das Blätterdickicht hindurch die Szene, die sich vor unseren Augen abspielt. Mir rutscht das Herz in die Hose, als mein Blick auf Miram fällt, die von einer Gruppe von Jägern mit dem Rücken gegen einen Baum gedrängt wird. Sie ist noch immer in ihrer Menschengestalt, aber ihre Augen wirken so panisch wie die eines in die Enge getriebenen Tieres.
Cassian stößt ein leises, kehliges Knurren aus. Sein Zorn frisst mich auf und vermischt sich mit meiner Angst und Panik. Panik, die von dem Wissen genährt wird, dass ihre menschliche Hülle sie nicht beschützen kann. Cassian will sich auf die Jäger stürzen und sie alle in Fetzen reißen, einen nach dem anderen.
Ich beäuge alle sechs von ihnen – jeder einzelne ist bis an die Zähne bewaffnet – und lege Cassian eine Hand auf den Oberarm, um ihm zu bedeuten, dass er lieber hierbleiben soll. Deutlich spürbar spannt sich sein Bizeps unter meinen Fingern an. Das Verlangen, Schaden anzurichten, zu zerstören, pulsiert in ihm. Ich schlucke einen Schwall von Wut hinunter und versuche, mich von seinen gefährlichen Gefühlen zu befreien und ihm etwas von meinen zukommen zu lassen … einen konstanten Strom Ruhe, der ihn hoffentlich dazu bringt, sich zu konzentrieren und keine Dummheiten zu machen.
Ich sehe Miram an und frage mich, wo die anderen sind. Meine Schwester und Deghan. Ich kann es ihnen nicht verübeln, falls sie sie tatsächlich zurückgelassen haben. Mit einem Sender unter ihrer Kopfhaut war es unvermeidlich, dass die Jäger Miram finden würden.
Ich bin einfach nur froh, dass Tamra irgendwo in Sicherheit ist. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Miram nicht gut mit Gefahrensituationen umgehen kann. Es überrascht mich eher, dass sie nicht bereits ihre Drakigestalt angenommen hat. Als Visiocrypter bleibt die Farbe ihrer Haut nahezu unverändert, auch wenn sie ihre Drakigestalt annimmt. Wenn sie anfängt, sich zu verwandeln, ist nicht sofort klar, dass sie kein Mensch ist. Und dann bemerke ich, dass genau das jetzt gerade passiert. Ich beobachte, wie ihre Haut aufblitzt und schimmert, aber sie ist noch nicht ganz verloren.
Wie eine Meute Hunde haben sie sie umstellt – und schreien sie an, brüllen sich gegenseitig an. Sie sind ganz offensichtlich verblüfft darüber, ein Menschenmädchen vorgefunden zu haben, und versuchen herauszufinden, warum sie zu ihr geführt wurden, wenn sie eigentlich auf einen Draki hätten stoßen sollen.
Es wird nicht lange dauern, bis sie es kapiert haben.
»Uns bleibt nicht viel Zeit«, flüstere ich. Wir müssen etwas unternehmen, bevor ihnen klar wird, wen – was – sie da in die Enge getrieben haben. Dass ihnen kein Fehler unterlaufen ist.
Der Kerl mit dem kleinen schwarzen Kästchen in der Hand starrt verständnislos auf die blinkenden Lämpchen und schüttelt das Gerät immer wieder, als wäre es kaputt. »Laut der Anzeige muss es direkt vor unserer Nase sein.«
Wieder »es«.
Der Typ mit den kurz geschorenen Haaren reißt ihm das Gerät aus den Händen. »Zeig mal her!« Er geht auf Miram zu, wedelt mit dem Gerät vor ihr herum, hält es über ihren Kopf und führt es an ihrem ganzen Körper entlang. Sie zuckt zusammen, als wäre es ein Messer, mit dem er sie jeden Moment erstechen könnte.
Sogar von unserem Versteck aus können wir hören, wie sich das regelmäßige Piepen in einen konstanten, unerbittlichen Ton verwandelt. Der Typ mit den kurz geschorenen Haaren hält es ihr erneut an den Kopf und das Geräusch wird noch lauter.
»Was zur Hölle soll das denn heißen?« Er entfernt sich ein paar Schritte von Miram und blickt mehrere Male von dem Kästchen zu ihr und wieder zurück. »Das kann nicht sein! Sie ist ein Mädchen!«
Unter den Jägern bricht eine hitzige Diskussion aus.
Mein Körper spannt sich an, jeder Muskel ist bereit zum Kampf. Denn uns bleibt keine Wahl. Ich tausche einen Blick mit Cassian aus. Ihnen geht jetzt jeden Moment ein Licht auf. Sie werden zwar ihren Augen nicht trauen, aber sie sind kurz davor, unser größtes Geheimnis aufzudecken. Wieder laufen wir Gefahr, enttarnt zu werden.
Das Piepen wird zu einem lauten, konstanten Ton. Ich blicke zu Miram und sehe, dass sie ihr erneut das Ortungsgerät über den Kopf halten. Sie schlägt es mit einer Hand weg und stößt einen kleinen Angstschrei aus.
»Seht euch nur ihre Augen an«, ruft der Jäger mit dem
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