Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
weiß, dass er auf sie aufpasst. Er wird sie beschützen.
Mein Blick schweift durch den Nebel hindurch, streift jeden einzelnen der am Boden liegenden Jäger und verweilt bei dem Mann mit den rauchenden Brandwunden an den Armen. Ich deute auf ihn, weil ich weiß, dass er nicht überleben wird, wenn wir ihn bewusstlos und ohne ärztliche Behandlung hier liegen lassen.
Cassian stellt sich mit Miram neben mich. Er schüttelt den Kopf. »Wir müssen weg von hier. Wahrscheinlich sind noch mehr Jäger auf dem Weg hierher.«
»Ich werde ihn nicht einfach sterben lassen.«
»Er hätte uns umgebracht –«
»Das ist mir egal!« Ich sehe Will an und bemerke, dass auch er den rauchenden Körper anstarrt. Wills Augen wirken entrückt, seltsam glasig … und ich frage mich, ob er an seine Familie denken muss. Dass genauso gut sein Vater oder Xander hier liegen könnte. Dass ich einen von ihnen hätte verbrennen können, wenn sie uns aufgespürt hätten. Dass das immer noch passieren kann. Ist er entsetzt über das, was ich getan habe? So entsetzt wie ich …
Wills Lippen bewegen sich kaum, als er sagt: »Wir können ihn nicht einfach hier sterben lassen.« Erleichterung überkommt mich, dass er einer Meinung mit mir ist.
Cassian schnaubt entrüstet und Ärger blitzt in seinen dunklen Augen auf. »War ja klar, dass du das sagen würdest.«
»Warum rufen wir nicht einfach die Polizei?«, schlägt Tamra vor und blinzelt gegen ihre Trägheit an. Sie bedeutet Deghan, dass er sie absetzen soll. Er setzt sie sanft wieder auf dem Boden ab und lässt eine Hand auf ihrem Arm, für den Fall, dass sie noch einmal das Gleichgewicht verlieren sollte. »Und hinterlassen eine anonyme Nachricht. Sie werden einen Krankenwagen herschicken.«
Will und ich tauschen einen Blick aus. Ich nicke. »Okay.«
»Gut«, stellt Cassian fest. »Und jetzt lasst uns von hier verschwinden.«
Mir schnürt sich die Brust ab. Ich massiere die Stelle direkt in der Mitte, als könnte ich das Gefühl irgendwie wegreiben. Natürlich funktioniert das nicht. Ich bezweifle, dass es jemals verschwinden wird. Dass ich mich jemals wieder normal fühlen werde. Normal für meine Begriffe, zumindest.
Ich habe vielleicht einen Menschen umgebracht. Die Gewissheit, dass ich es getan habe, um meine Schwester zu retten, macht es nicht einfacher, es zu akzeptieren. Plötzlich bin ich mir nicht mehr sicher, was ich tun soll. Was richtig ist und was falsch. Überall, wo ich hinsehe, sehe ich Schmerzen. Ich werfe einen Seitenblick auf Will. Seine Gesichtszüge wirken ernst, wie in Stein gemeißelt.
Mit einem grimmigen Nicken folge ich ihm und zusammen tauchen wir wieder ab in den Wald. Aber ich spüre keine Erleichterung. Ich fühle mich nicht frei. Meine Brust fühlt sich schwer an, niedergedrückt … und mit jedem Schritt, mit jedem Kilometer wird die Last nur noch schwerer. Dieser Weg scheint … endlos zu sein.
Als wir bei unserem Transporter ankommen, bleiben wir keuchend stehen. Ich glaube, dass das mehr mit dem Aufruhr und dem ganzen Gefühlschaos zu tun hat als mit dem Sprint, den wir hingelegt haben.
Wills Gesicht wirkt stoisch und verbissen, als er die Tür für uns öffnet und uns dann aber erst einmal den Weg versperrt. »Bevor wir hier irgendwohin fahren, müssen wir uns unterhalten und ein paar Dinge klarstellen.«
Ich nicke. Die Spielregeln haben sich geändert.
Tamra sieht sich unruhig um und scheint zu befürchten, dass noch mehr Jäger auftauchen könnten, um uns gefangen zu nhemen. Die Bäume ragen in den Himmel empor, stellen sich der Nachmittagssonne in den Weg und hüllen uns in lange Schatten.
Will sieht mich an und zieht eine Augenbraue hoch. Ich nicke erneut. Er hat natürlich recht. Die Erklärungen sollten von mir kommen. Ich bin schließlich diejenige, die das mit dem Sender in Miram herausbekommen hat.
»Die Jäger werden uns wieder aufspüren.« Ich schlucke, drehe mich zu Miram und füge hinzu: » Dich. Sie werden dich wieder aufspüren.« Ich blicke zu Deghan und frage mich, ob er weiß, wovon ich spreche, und es einfach nicht für nötig gehalten hat, uns davon zu erzählen. »Und dich auch. Wo auch immer ihr hingeht, sie werden euch finden. Euch beide. Ihr könnt euch nicht vor ihnen verstecken.«
»Und wie machen sie das?«, will Cassian wissen. Seine Augen glitzern wild und seine Pupillen zittern, als er mit der Gewissheit ringt, dass seine Schwester nicht frei ist. Zumindest noch nicht.
»Die Enkros pflanzen ihren Gefangenen
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