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Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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war über Khucaph, saß der Prospektor, wie so oft an den Abenden in letzter Zeit, mit einem Glas in der Hand vor seiner Hütte und starrte auf den gelbgesäumten und mittlerweile ein klein wenig tiefer gerutschten Felsgrat.
    Sollte mich eigentlich allmählich drum kümmern, daß die Messer für die Lemmingsaison geschliffen werden, sagte er zu sich selbst. Muß Wylff fragen, vielleicht hilft er mir dabei. Wenn er sich von seinem Garten losreißen kann … Weiß gar nicht, warum er sich mit so was abplagt. Hat er doch nix davon! Außer Moos und nochmals Moos und Kreuzschmerzen … Er nahm einen weiteren Schluck Lemmo mit Schuß und sah wieder nach oben.
    »Verdammt lästig, diese Kulis. Wird höchste Zeit, daß sie verschwinden. Wenn sie noch lange da oben rumrandalieren, verscheuchen sie noch die Lemminge.«
    Und dann – krampfhaft hielt er sein Glas fest – fielen ihm urplötzlich bestimmte Situationen wieder ein, wie eine schnelle Bilderfolge schoß es ihm durch den Kopf: eine Pergamenturkunde, das Ultimatum der Cranachier; der Abend mit Vizehauptmann Schikaneder. Und davor, schon vor diesen Ereignissen: die geheimnisvolle schwarzgekleidete Gestalt mit dem Sextanten… Und jetzt die Arbeiten auf dem Felsgrat …
    Die Ahnung, daß alles miteinander zu tun habe, diese Ahnung hatte sich irgendwo in seinem Hinterkopf festgesetzt und für immer dort eingenistet. Hartnäckig und quälend wie der Juckreiz, der genau an der Stelle zwischen den Schulterblättern sitzt, die man trotz aller Verrenkungen nicht erreichen kann. Sie war der Stachel in seinem mentalen Fleisch, der wunde Punkt, der ihn nicht zur Ruhe kommen ließ. Und jetzt wußte er auch, warum.
    Er schloß die Augen, konzentrierte sich und betrachtete noch einmal das Bild, das er vor seinem geistigen Auge sah. Die Brille rutschte ihm von der Nase, fiel auf den Felsbrocken neben ihm und zerbrach. Er bemerkte es nicht. Tief in Gedanken versunken sah er, wie seine Hände die riesige Karte glattstrichen, die auf dem Tisch vor ihm lag, sah sich selbst, wie er sich darüberbeugte. Die vertrauten Konturen der Bergzüge sprangen ihm ins Auge, südlich davon die Wälder im Flachland, die Bäche und Flüsse. Und da, kaum zu erkennen, eine gestrichelte schwarze Linie, die exakt einer braunen Umrißlinie folgte, dem Verlauf des Felsgrats.
    Das Bild war komplett.
    Er stieß gotteslästerliche Flüche aus, verwünschte seine Dummheit und rannte in die Hütte. Warum war er nicht schon früher darauf gekommen?
    Er mußte etwas unternehmen.
    Und zwar schnell.
     
    Vlad bibberte am ganzen Körper. Er saß mit den Jungen auf dem Boden und teilte die Karten aus. Selig strichen die kalten grauen Finger über die glatten glänzenden Kartenblätter. Im Augenblick hatte der Zeiger des Uhrwerks, der bisher unaufhaltsam auf das Stündlein vorgerückt war, das den Jungen schlagen sollte, vorübergehend angehalten. Im Augenblick rangierten sie auf Vlads Werteskala ganz oben – als Partner, die man pflegen mußte. Doch das konnte sich jederzeit wieder ändern. Es konnte sehr leicht passieren, daß sie von einer Sekunde auf die andere in die ihnen zugedachte Rolle zurückfielen und wieder die armen Würstchen waren, halbe Portionen nur, die zusammen gerade eben ein ordentliches Mittagessen ergaben. Es kam nur darauf an, wie sie ihre Trümpfe ausspielten.
    Die Karten waren ausgegeben. Vlad sah die Jungen an und griente schief wie ein Plattfisch, der seit vier Wochen kein Wasser mehr gesehen hat. Dann drehte er seine Karten um und starrte ungläubig auf das, was er in der Hand hielt. Hogshead sortierte zappelig sein Blatt. Vlad rieb sich die Augen, starrte dann wieder auf seine Karten, die er ordentlich zu einem Fächer zusammengesteckt hatte …
    Er war schon weit in der Welt herumkommen und hatte auf seinen ausgedehnten Reisen immer wieder einmal feststellen müssen, daß es, was Pik, Kreuz, Karo und Herz (seine Lieblingsfarbe) anging, alle möglichen Varianten gab. Aber das Blatt, das er augenblicklich anstarrte, verstieß gegen alle Regeln einer logischen Kartenbildgestaltung. Es gab keine Asse, keine Könige, es gab auch keine Damen oder Buben. Er hatte Bildchen in der Hand, nein, nicht einmal Bildchen, sondern ›Bilderchen‹! Lächerliche Bilderchen, auf denen allerlei merkwürdige Kreaturen dargestellt waren.
    »Wos sind dänn dos fir Bildärchen?« schrie er verärgert. »Ich wollte Karten spielen! Kartän!«
    »Das sind Karten.«
    »Oba kaine ächten. Ich kennä kain ainziges

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