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Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Schar von Männern gemahnt, die sich beim geringsten Anlaß in die Schlacht stürzen, an Männer voll Angriffslust und bewaffnet bis an die Zähne. Männer, die den kämpferischen Genius des Königreichs repräsentierten, der strategische Gipfel von Isolon, der fleischgewordene Alptraum seiner Feinde. Nur in den schlimmsten Zeiten wurden sie zusammengerufen, die vier obersten militärischen Befehlshaber von Isolon, denen nachgesagt wurde, daß jeder einzelne von Natur aus ein höheres Aggressionspotential verkörperte als ein landläufiges gewappnetes Kriegsbataillon; daß ihre enge Zusammenführung eine instabile und extrem gefährliche Atmosphäre erzeugte, durch deren Wirkkraft – wenn man sich ihrer in der richtigen Weise bediente – jedwedem Krieg ein jähes und unwiderrufliches Ende bereitet würde. Etwa so, wie durch mehrere Kilogramm hochangereichertes Plutonium. Hauptsächlich aus diesem Grund waren die Konferenzsäle so weiträumig angelegt.
    Und das war auch der Grund, warum jetzt, im Jahre 1025 MEZ, die Kriegsherren ohne Trara und Tamtam, ohne daß ihre Ankunft angekündigt worden wäre (auch ohne einen leise geflüsterten Willkommensgruß), in den Kongreßsaal einzogen, der mit Kartenpergamenten übersät war, in dem ein dünner Mann mit flaschengrüner Brille auf ein Diagramm mit Verkaufs- und Absatzprognosen zeigte und, in dem ihr König saß, der erstaunlich jung wirkte.
    Franck sah zur Tür, um die Kriegsherren zu begrüßen. Und im selben Augenblick klappte ihm, ohne daß er es hätte verhindern können, die Kinnlade herunter.
    Er brauchte nicht zweimal hinzusehen. Es gab keinen Zweifel: Der Jahrzehnte währende Frieden hatte einen verheerenden Tribut gefordert.
    Drei alte Männer stolperten brabbelnd in den Konferenzsaal und schleppten sich zu ihren Thronsesseln. Dann noch einer, der vierte: Er kurvte in einem klapprigen Rollstuhl in den Raum.
    »Was soll’n das eigentlich, hä?« raunzte Schlurf unwirsch. »Habe eben über einer zünftigen Partie Backgammon mit Kam’rad Rachitwitz gegessen. Hervorragendes Spiel: exzellente Trainingsmöglichkeit taktischer und strategischer Fähigkeiten! Hält kolossal fit!«
    Rachitwitz nickte, hielt sich an seinem Stock fest und ließ sich – besorgniserregend hin und her schwankend – in seinem Sessel nieder.
    Batteur, ein kregler Achtzigjähriger mit blitzenden schwarzen Augen, furchteinflößend scharfgeschnittener Hakennase und dichter rabenschwarzer Mähne, sah sich begeistert um.
    »Außer mir noch einer für eine anständige Rauferei?« grölte er. »Würd mir ganz guttun, wieder mal richtig hinzulangen!«
    »Dafür bräucht’s aber einen, der früher aufsteht«, gackerte Brummas in seinem Rollstuhl.
    »Klappe, alter Knacker!« brüllte Batteur und piekte Brummas mit seinem langen spitzen Krückstock.
    »Hätt nur noch vier gebraucht. Nur noch vier, dann hätt ich gewonnen. Jetzt natürlich nichts mehr zu machen«, nörgelte Schlurf in einem fort. Er lebte in seiner eigenen Welt, und nichts konnte ihn da herausholen.
    »Alt?« krächzte Brummas heiser, und seine Hängebacken wabbelten und schlackerten. »Ich alt? Ich bin taufrisch, fit wie’n Turnschuh und zu allem bereit!« Er warf sich mannhaft in die Brust und kämpfte tapfer den unmittelbar darauf einsetzenden Hustenanfall nieder.
    »Bitte, meine Herren, bitte!« schrie König Kharthezsh. »Wenn Sie vielleicht Ihre Differenzen für einen Augenblick ein wenig zurückstellen könnten… Ich weiß, Sie haben sich lange Zeit nicht gesehen, ich kann verstehen, daß es da einiges nachzuholen gibt … Ich darf Sie trotzdem um Aufmerksamkeit bitten. Die Angelegenheit ist ernst.«
    »Erinnert mich an ein Spiel … liegt jetzt schon ein paar Jährchen zurück. Hab nur noch vier gebraucht, damals. Und was war? Zweimal gewürfelt – nur zweimal! – und: Geschafft! Ich hab’s geschafft! Mit zwei Wurfelwerf … äh … Würfelwürfen!«
    »Ruhe jetzt, Schlurf!«
    Nachdem sich der König mit diesem Machtwort bei der martialischen Seniorenrunde Aufmerksamkeit verschafft hatte, setzte er sie haarklein über die Situation ins Bild, in der sie sich befanden. Verwies auf die Diagramme, die Karten und detaillierten Prognosen, die Franck vorgelegt hatte, und schmückte, je länger er sprach, den Sachverhalt mit demagogischer Phrasendrescherei aus. Franck hörte ruhig zu und nickte gelegentlich. »… und frage Sie deshalb, meine Herren«, beendete der König seinen Vortrag, »was sollen wir Ihrer Meinung nach

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