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Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Bücherwurm auf seiner Hand sagen, »ist folgendes: Sobald du ihn ausgesprochen hast, kannst du ihn nicht mehr abstellen. Genauso, wie du … Also stell dir zum Beispiel ein Telefon vor … nein, kannst du ja gar nicht … also stell dir einfach irgend etwas vor, das sich nur sehr, sehr schwer verdrängen läßt. Und wenn du dir das vorgestellt hast, dann versucht du ganz, ganz fest, es zu verdrängen – verstehst du, was ich meine? Kolossal schwierig, was? Als ich einmal mitten in ein riesengroßes …«
    Merlot, der sich anscheinend mit seiner Hand unterhielt, und auf dessen Schulter ein stolzer Arbutus hockte, war im Wald verschwunden, seine Stimme war kaum noch zu hören.
    Der Rest der Gruppe folgte ihm achselzuckend.
     
    In einer ansonsten fast verwaisten Küche, irgendwo in den unteren Etagen von Schloß Isolon, bewegte sich etwas. Pirschte, genauer gesagt, verstohlen durch den Raum. Dieses Etwas wußte genau, daß es eigentlich nicht hier sein durfte. Daß es in der Klemme säße, falls man es ertappte.
    Für einen Sekundenbruchteil nur erlahmte seine Aufmerksamkeit, und schon trat sein Fuß laut knackend auf den Splitter einer Nußschale. Wie angewurzelt blieb es stehen. Laut hallte das Echo durch die Küche. Viel zu laut. Und viel zu lange. Vorsichtig sah es sich um.
    Hinter einem zitterndem Schnurrbart, versteckt in einem Küchenschrank, lugten zwei winzige schwarze Augen hervor. Der Eindringling sah die Maus nicht, er fürchtete sich vor Menschen. Und die paßten normalerweise nicht in ein Mauseloch.
    Das Nagetier beobachtete, wie der große dünne Eindringling vorsichtig seinen Weg fortsetzte und sich heimlich und verstohlen an den Getreidevorrat auf der anderen Seite der Küche heranschlich. Und wenige Minuten später sah die Maus, wie er denselben Weg wieder zurückkam und einen Jutesack voll Vogelfutter schleppte.
    Ein paar Körner fielen auf den Boden, als der Dieb am Schloß der Küchentür herumfummelte, in den Geheimgang lugte, nach links sah, nach rechts blickte, und schließlich davonschlich. Einen Augenblick später war die Maus wieder allein.
     
    Ch’tin hatte seinen ersten Studientag hinter sich gebracht und schnarchte leise in Merlots Rocktasche. Es war ihm gelungen, sich unter den Bindfäden, Strohhalmen und den verschiedenen Stoffresten und Papierfetzen, die Merlot dort verstaut hatte, einigermaßen bequem einzurichten. Der Zauberer haßte es, irgend etwas wegzuwerfen. Er war der Meinung: ›Nur weil ich mir nicht vorstellen kann, wozu etwas gut ist, muß das noch lange nicht heißen, das es zu nichts gut ist! Was?‹ In den Taschen seines saxofranfarbenen wallenden Gewands schleppte er allen möglichen Ramsch mit sich herum, unsinniges Zeug, das jeder normale Mensch, ohne mit der Wimper zu zucken, auf den Müll geworfen hätte. Wie er es eigentlich fertigbrachte, sich trotz dieser Gerümpelladung nach wie vor gerade zu halten, konnte sich niemand so recht vorstellen.
    Merlot hatte einige Besonderheiten, von denen sich andere Menschen keine rechte Vorstellung machen konnten. Nicht zuletzt jene außergewöhnliche Fähigkeit, Dinge zu wissen, von denen er eigentlich nicht die geringste Ahnung hätte haben dürfen. Man sagte ihm nach, daß er sein Leben rückwärts lebte, daß er Dinge nicht erkannte, sondern wiedererkannte. Merlot konnte sich gut daran erinnern, daß er diese Gerüchte, irgendwann in ferner Zukunft einmal, wiederholt dementiert hatte.
    Was der Zauberer aber ganz aktuell erkannt hatte, war folgendes: Firkin und Hogshead hatten erbärmlich wenig Ahnung von Kampf und Krieg. Was sie davon wußten, stammte ausschließlich aus den Geschichten, die ihnen ihre Eltern oder Franck erzählt hatten. Merlot verstand sehr gut, warum sie sich Prinz Chandoon gewünscht hatten: er war ein mächtiger Ritter, hatte ein oder zwei mächtige Schwerter und konnte ihnen in zweifacher Hinsicht nützlich sein – als Beschützer und als Attentäter. Was sie nicht im geringsten verwunderte, war die Tatsache, daß die Rüstung des Prinzen blitzte und glänzte, als wäre sie funkelnagelneu. Das daran lag, daß sie es war – funkelnagelneu. Eine Galarüstung, papierdünn und federleicht, Designerware. Ein einziger Hieb oder Stoß, und sie hätte sich verbogen und wäre in Fetzen gegangen.
    Was den Prinzen selbstverständlich nicht bekümmerte. Warum auch? Seine Großtaten auf dem Schlachtfeld waren zur Legende geworden, er hatte Hunderte mit seinem Schwert gefällt, ganze Schlachten im Alleingang

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