Firkin 02 - Die Frösche des Krieges
»Aufhören!« brüllte er. Es war ein Akt der Notwehr, durch den er sich die Möglichkeit verschaffte, endlich auch ein Wort zu sagen. »Was hast du gemacht?«
Hogshead klappte den Mund zu. Er wirkte ein bißchen verlegen.
»Tut mir leid. Ich, äh, habe mich wohl ein wenig hinreißen lassen. Aber es ist einfach so aufregend weil’s geklappt hat und weil ich es geschafft hab dabei hab ich sie überhaupt nicht angefaßt und …«
»Du fängst schon wieder an. Mach langsam und sprich so, wie es sich gehört. Was hast du getan?« Firkin war klar, daß er gar nicht darum herumkäme, sich die Geschichte anzuhören. Und weil Klayth im Augenblick nicht da war, konnte er sie sich genausogut auch gleich anhören.
Hogshead sah Courgette und Dawn an und kicherte. Auf eine Art, die außerordentlich kindisch war – selbst für ihn.
»Nun«, begann er gestelzt und schilderte den Vorfall mit der Tasse. Courgette und Dawn lauschten hingerissen, obwohl jede von ihnen alles darüber wußte und die Geschichte schon mindestens dreimal gehört hatte.
»… so war’s. Ein Akt der Magie. Ich habe gezaubert!« schloß Hogshead triumphierend.
»Magie«, sagte Firkin teilnahmslos. »Du kannst doch gar nicht zaubern.«
»Jetzt schon. Ich hab’s gelernt. Und ich hab’s gekonnt.« Hogshead war kurz davor, wieder mit seiner Hampelei zu beginnen.
»Ja, ja. Toll«, kommentierte Firkin trübsinnig.
»Also – von dir ich hätte eigentlich etwas Besseres erwartet als diese matte Reaktion«, jammerte Hogshead. »Fiesling!«
»Ich habe eben wichtigere Dinge im Kopf.«
»Was kann denn wichtiger sein als Magie …?« Hogshead wollte losplatzen. Dawn ging dazwischen und beschwichtigte ihn.
»Was ist los mit dir?« Als Dawn den gequälten Ausdruck auf dem Gesicht ihres Bruders sah, fiel ihr der Abend wieder ein, bevor er aus Khucaph verschwunden war. Und das beunruhigte sie. Es beunruhigte sie sehr. Nicht nur sie – auch Hogshead und Courgette.
»Wenn du zugehört hättest, statt wie eine Wilde auf mich einzufaseln, dann wüßtest du, was los ist«, sagte Firkin. »Es ist wegen Klayth …«
Hogshead hüstelte. »Äh, Entschuldigung, aber mir ist gerade wieder eingefallen, daß ich da noch eine Beschwörung, äh …«
»… am Laufen habe«, führte Courgette zu Ende.
»Gefährlich, so etwas unbeaufsichtigt zu lassen …« Hogshead war schon aus der Tür.
»Nicht auszudenken, was da passieren könnte …«, pflichtete Courgette bei. Weg waren sie.
Firkin wandte sich an seine Schwester. Dawn zitterte. Sie saß in der Falle. Zu spät, um sich noch eine Ausrede einfallen zu lassen. Sie war dran.
»Es ist wegen Klayth …«, fing Firkin wieder an.
Und wie eine wasserscheue Rotznase, die in die Badewanne gesteckt wird, begann sie zu schreien. Lautlos und stumm und nur für sich. Niemand sonst hörte sie.
Es war nicht klar, was Klayth sich vorgestellt hatte. Klar war nur (das war seinem Gesicht, in dem sich Verunsicherung und Verdruß spiegelten, deutlich anzusehen), daß er fest damit gerechnet hatte, daß sich mehr als drei Freiwillige melden würden. Er hätte natürlich auch eine Mannschaft rekrutieren können. Er hatte es nicht getan. Er war der Ansicht, daß ein Freiwilliger besser war als hundert Zwangsverpflichtete. Außerdem war er sich nicht sicher, was er in den krapathischen Bergen herausfinden würde. Je weniger die möglicherweise schreckliche Wahrheit kannten, um so besser. Es hatte keinen Sinn, die Pferde scheu zu machen.
Daß sich das Vorrücken der Truppe von Anfang an etwas laut und lärmend gestaltet hatte, das lag einzig und allein am quertreiberischen und streitsüchtigen Charakter von Mulben und Hassock, die sich (weiß der Himmel warum) entschlossen hatten mitzuziehen, um mit eigenen Augen zu sehen, was auf der transkrapathischen Handelsroute vor sich ging. Hassock, der knickrige Pfennigfuchser, wollte herausfinden, wer da oben ohne seine Genehmigung die Lieferwege seiner Waren umänderte. Mulben war mitgekommen, weil er ein wachsames Auge auf Hassock haben wollte, dem er allenfalls so weit über den Weg traute, wie ein Kamel spucken konnte.
Der dritte Freiwillige näherte sich dem Ziel der Expedition mit einem Gefühl der Beklommenheit und Furcht, das in seiner Intensität etwa dem gleichkam, das auch Klayth empfand. Hätte man die beiden gezwungen, mit verbundenen Augen von einem hohen Sprungturm mit doppeltem Salto rückwärts und dreifachem Schraubensprung in ein brennendes Faß zu hechten – es
Weitere Kostenlose Bücher