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Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 02 - Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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hätte bei weitem nicht die tosende Adrenalinsturzwelle ausgelöst, die ihnen jetzt durch die Adern brauste. Firkin war schlecht vor Angst, als sie sich jetzt der engen Erosionsrinne näherten, dem Einsatzort des Kettensträflingstrupps; er bedauerte zutiefst, daß sie nicht wenigstens einen kleinen Eimer mitgenommen hatten. Klayths Seele stapfte in ihren Gummistiefeln mühsam durch die steigende Flut des Grauens.
    Klayth schlich sich leise in die Rinne. Es war gespenstisch still. Befremdlich still für einen Ort, an dem ein Kettensträflingstrupp im Einsatz war. An dem es eigentlich laut und lärmend hätte zugehen müssen – an dem man wenigstens die Schmerzenschreie eines Sklaven hätte hören müssen, dem gerade eine unverdiente Strafe verabreicht wurde. Klayth hätte sich wesentlich besser gefühlt, wenn er die süße Stimme eines gemarterten Swinehunt vernommen hätte. Seine Augen waren in den königlichen Augenhöhlen ständig in Bewegung und suchten unentwegt unruhig und alarmbereit die Umgebung ab. Bis ihnen plötzlich die Sicht versperrt war: Die Rinne bog ab; was hinter der Kehre lag, war nicht zu sehen. Klayth winkte Firkin zu sich und gab den Kaufleuten mit Handzeichen zu verstehen, daß sie warten sollten. Die Jungen schlichen ängstlich weiter und spähten vorsichtig um die Biegung. Kalt und naß lief die hoch angestiegene Flut des Grauens über den Rand und in die Gummistiefel.
    Firkin stockte der Atem, er schauderte. Seine schlimmsten Befürchtungen waren wahr geworden: Börrnhadt und Mattsches lagen schlaff und reglos, mit dem Gesicht nach unten auf den steinigen Boden hingestreckt. Es war ein unsäglicher Schock. Firkin taumelte, wankte hinter die Wegbiegung zurück, schloß die Augen und lehnte sich zitternd an die steile Felswand. Wieder vermißte er schmerzlich den Eimer. Er konnte nicht glauben, was er eben gesehen hatte, es war unmöglich. Es konnte ganz einfach nicht sein. So, wie er es immer befürchtet hatte, genauso war es eingetreten: Swinehunt war offensichtlich geflohen und hatte Börrnhadt und Mattsches einfach liegengelassen. Schaudernd sah er ihr Bild wieder vor sich.
    Klayth (seine seelischen Füße glucksten im klebrig feuchtkalten Grauen) starrte auf die hingestreckten Leichen und bemerkte nicht, daß ihn jemand, der hoch über ihm hockte, angespannt beobachtete. Hassock, totenbleich im Gesicht, stand neben ihm und glotzte stier und stieläugig die beiden Opfer an. Arm in Arm sah er den Tod und das Entsetzen vor sich, sie grinsten fahl und winkten ihm mit ihren Sensen lässig und unheilvoll zu.
    Der heimliche Beobachter, ein hochgewachsener dürrer Mensch, spähte über einen riesigen Felsbrocken (der verfilzte Bart schabte dabei über den Flechtenwuchs auf dem Stein). Der junge König ging unsicher ein, zwei Schritte weiter. Der Beobachter rückte ein Stück zur Seite, um besser sehen zu können. Er zupfte nervös an seiner ramponierten ledernen Augenklappe herum. Dabei stieß er mit seinem Rucksack gegen einen lockeren Stein. Der Brocken sauste mit lautem Gepolter den steilen Abhang hinunter. Klayth trat instinktiv zur Seite. Der Stein verfehlte ihn nur knapp, er schoß haarscharf an ihm vorbei und schlug krachend an der gegenüberliegenden Wand der Erosionsrinne auf. Klayth blickte erschrocken nach oben und sah gerade noch den Rücken einer Gestalt, die ihm merkwürdig bekannt vorkam. Sie trug einen großen Rucksack und war im nächsten Augenblick hinter der Horizontlinie verschwunden. »Haltet ihn!« schrie Klayth verzweifelt. »Da oben! Er haut ab!«
    Firkin stürmte auf die Felswand zu, wollte in der Fallinie hinaufspurten, fuchtelte wild, suchte fieberhaft einen Griff, irgendeinen Halt und scheiterte kläglich. Mit einem halben Dutzend Kletterhaken, zehn oder zwölf Steigeisen, einem 30-Meter-Seil und zwei Eispickeln… hätte er möglicherweise eine Chance gehabt. Er rutschte ab und blieb wie ein wild keuchendes Häufchen Elend am Fuß des Abhangs liegen.
    Ein letztes triumphierendes Gelächter hallte keckernd durch die Rinne …
    Firkin schäumte vor Wut. Swinehunt war entkommen.
    Plötzlich: ein tiefes unmenschliches Stöhnen, dann Kettengerassel …! Hassock, schreckensbleich im Gesicht, fuhr herum. Der Tod und das Entsetzen – sie winkten, sie waren gekommen, um die armen Seelen zu holen …
    Die Leichen bewegten sich. Wollten seine Seele holen. »Ouuhhhhh«, stöhnte die massige, auf den Boden hingestreckte Gestalt.
    Hassock schrie.
    Eine riesige schwarze Hand erhob

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