Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
herrjeh!« sagte sie. Es klang wie der Stoßseufzer, der üblicherweise als Entgegnung vorgesehen ist, wenn einem eröffnet wird: ›Jetzt habe ich leider auf Ihre Lieblingsspinne getrampelt!‹
    Hogshead rechnete beinahe damit, daß sie noch anfügen würde: ›Aber machen Sie sich nichts draus! Ich kann mir jederzeit eine neue besorgen.‹ Zu seiner großen Erleichterung durfte er feststellen, daß sie das nicht tat.
    »Aber wir können doch nicht einfach hier rumsitzen, oder?« fragte Dawn schließlich. »Ich meine, von allein kommt er ja bestimmt nicht zurück, oder?« Courgette und Hogshead schüttelten den Kopf.
    »Dacht ich’s mir doch. Hach ja – für eine Frau gibt es eben keinen Feierabend!«
    Die drei sahen sich an. Dann zuckten sie die Achseln, sausten los und stürzten sich in die pechschwarze, weglose Finsternis einer beängstigenden Zukunft. Und hofften, daß Firkin noch keinen allzu großen Blödsinn angestellt hatte.
    Und während das Geräusch der blitzschnell dahinsausenden Schritte in feuchtkalten Tiefen verklang, zischte ein leises Knistern durch das Dunkel, so als hätte sich eine Stechmücke in einem Draht verfangen, der mit einer Stromspannung von dreitausend Volt geladen war. Dann zischte es noch einmal, und eine hochgewachsene Gestalt erschien, die einen zerdrückten kegelförmigen Hut trug (die Decke des Tunnelgangs war ein wenig niedrig) und mit einem Fuß in einer dunkelgrünen Pfütze von höchst zweifelhaftem Reinheitsgrad stand.
    »Alles in Ordnung«, stellte der Zauberer fest und blinzelte ins trübe Licht. »Keine Angst! Ich will nur … Also, das ist ja allmählich wirklich ärgerlich!« Er schüttelte angeekelt den Fuß.
    »Wie wahr!« fauchte Arbutus gereizt und tappte verärgert mit einer Kralle auf Merlots Schulter. »Klappt wohl nicht mehr so recht? Wirst anscheinend langsam alt, was?«
    »Ach was! Unsinn!« Merlot schrubbte ärgerlich an seinem zerdrückten, bemoosten Hut herum. »Sie sind nur schon weg, das ist alles. Dann mal los! Beim dritten Anlauf klappt’s!«
    »Das war bereits der dritte Anlauf!« erklärte Arbutus mit Nachdruck.
    »Unwesentlich, mein gefiederter Beckmesser, nicht der Rede wert! Kommst du?«
    Merlot schielte die brummelige Eule an, wertete das kauzige Schuhu, mit dem sie ihren entschiedenen Widerspruch zum Ausdruck brachte, als Zustimmung und streckte die rechte Hand aus. Dann zählte er bis drei – und dann waren sie beide verschwunden.
     
    Fisk wirbelte und flitzte geschickt und sicher durch die labyrinthischen Tunnelgänge, sein Gedächtnis gab den Gesamtplan der Anlage mit erschreckender Präzision wieder. Vlad hatte Mühe, Schritt zu halten: Ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen, nahm Fisk nach der zweiten Abzweigung rechts die erste nach links, dann – drei Ebenen höher – die fünfzehnte nach rechts, bog scharf links ab und raste schließlich wie ein Verrückter geradeaus. Erst als sie in die Nähe der königlichen Gemächer kamen, verlangsamte er das Tempo. Hier gab es zu wenig Hintergrundgeräusch, das seine Schritte übertönt hätte, hier waren die Späher und Lauscher so wachsam wie nirgendwo sonst, hier war seine Beute versteckt!
    Heimlich schlich er sich Zentimeter um Zentimeter an die Gemächer des Prinzen heran, das Geräusch seines Atmens war lediglich eine Winzigkeit lauter als das fortwährende Knarzen seiner ledernen Panzerhandschuhe. Und während er sich vorsichtig unter dem Zimmerboden dahinschlängelte, hörte er über sich den jungen Prinz gelangweilt mit den Füßen klopfen.
    Klayth lehnte am Fenster und schlug die Zeit bis zur nächsten Unterrichtsstunde tot. Im Laufe der Jahre hatte er herausgefunden, daß es sich nicht lohnte, wenn er zu früh kam. Das leichteste Anzeichen von Übereifer veranlaßte seinen alten Hauslehrer dazu, ihm alle möglichen zusätzlichen Arbeiten aufzuhalsen: eine Stunde Fechten mehr, drei Stunden Bogenschießen pro Woche zusätzlich und dann auch noch Mathematik! Dann, hatte sich Klayth gedacht, lieber rumhängen, gelangweilt dreinschauen und zu spät kommen. Sein Lehrer hatte die Eigenheit, Unpünktlichkeit und ausgeprägtes Desinteresse mit einer Ohrfeige und fünfzig Runden um den Schloßhof zu kurieren. Woraus Klayth für sich den Schluß zog, daß seinem alten Lehrer weit mehr daran lag, Menschen tödlich zu langweilen, als Menschen zu interessieren und zu inspirieren. Traurig, aber wahr.
    In einem Dielenbrett zu seinen Füßen verschwand jetzt ein kleines Astloch, und an seine Stelle

Weitere Kostenlose Bücher