Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum
Stiefelabsätze des Hungers, stieg bei jedem Schwertstreich noch einmal an und strömte wie wallender Nebel um alle Fußknöchel.
»Was geschieht jetzt?« Firkin schrie, um das tiefe Dröhnen zu übertönen. »Er hat das Pergament! Du kannst ihn jetzt nicht mehr bestechen!«
»Bestechen? Wer hat was von Bestechen gesagt?« brüllte Merlot.
»… Spielgeld, verglichen mit den Schätzen, von denen ich weiß! Ich hab genau gehört, wie du das gesagt hast!«
»Das war doch kein Bestechungsversuch! Das sollte nur eine kleine Anregung sein.«
»Anregung? Und was soll das dann sein?« schrie Firkin – ein Fußknöchel, groß wie eine riesige Steinsäule, stieß durch die Rückwand des Thronraums.
»Das, denke ich, ist ein Zeichen des Erfolgs«, brüllte Merlot. Und zuckte zusammen, weil sich Arbutus mit seinen scharfen – empfindlich scharfen – Krallen erschrocken an der Schulter des Zauberers festklammerte.
Wieder parierte Fisk einen Hieb, der auf seinen Kopf gerichtet war. Dann drehte er sich um und sauste davon. Er sprang über einen Stuhl und nahm überhaupt nicht wahr, daß ein knapp dreißig Meter großer Steintroll durch seinen Thronraum stakte. Und dann sprang Fisk in die Luft und … und blieb dort oben hängen, schlug wild um sich und fluchte … Blaue Funken sprühten zischend um seine durchscheinenden Schultern und zogen ihn nach oben. Nebel waberte Courgette um die Waden.
(»Willst du mir wirklich erzählen, daß du dieses Rumpeln nicht spürst?« Mittlerweile lagen zwei Angehörige der Schwarzen Garde auf dem Marktplatz auf dem Bauch und drückten die Ohren an den Boden.
»Komisches Gefühl ist es schon – aber ich hör keine Schwerter!«)
Courgette schrie und schlug mit Exhibitur nach den Füßen von Fisk. Erfolglos – sie hingen zu hoch. Auch ihr Schwert schien plötzlich den Drang zu Höherem zu verspüren und fliegen zu wollen. »Kumm auf der Stell herab und kämpf wie ein Mann!« kreischte sie. Sie packte das Schwert fester und hakte sich mit einem Fuß unter einer riesigen Steinplatte ein. »Memme!«
Fisk traten die Augen aus den Höhlen, er blickte entsetzt um sich, wirr und kopflos. Und nicht nur kopflos – beinahe schon körperlos! Panische Angst packte ihn: Er starrte durch seine geisterhaft durchsichtige Hand und blickte einem dreißig Meter langen goldenen Drachen genau ins Gesicht, der – ebenso durchscheinend wie seine Hand – durch die Rückwand in den Thronraum platzte.
Whintz kritzelte und kritzelte. Mit jedem Wort lockerte sich der Griff, mit dem sich Fisk an die Realität klammerte, jedes Wort bog einen seiner Finger hoch, mit denen er sich an dieser Dimension festhielt. Und jeder Schlag des Drachenflügels kostete ihn ein Stück geistige Gesundheit.
Hogshead umklammerte seinen Nacken. Ihm war, als wäre er in einen tobenden Tropensturm geraten. Wörter fielen über ihn her wie Malariamücken in der Regenzeit, Sätze schnitten auf ihrem sausenden Flug zum Riß im Raum-Seitlichen Kontinuum mitten durch ihn hindurch. Niemand hörte ihn schreien, seine Stimme ging unter im tosenden, ohrenbetäubenden Tumult, den der Flug des Drachen erzeugte.
›… tru g ein e Augg… genklappe …‹ Für Whintz wurde das Schreiben zunehmend schwieriger. Es schreibt sich schlecht auf einem Blatt Pergament, das nicht stilliegen will. Der Kittel, auf dem er kniete, bockte, warf sich und sprühte wie rasend Funken. Ch’tin schlug in der Tasche wild um sich, er spürte das Rumoren, er fühlte, wie sich die Wörterwand unaufhaltsam aufrollte – immer weiter, immer höher, bis knapp an den Horizont der Imagination.
(»Eindeutig: Es rumpelt!« sagte ein Angehöriger der Schwarzen Garde. Seine fünfzehn Kollegen, die mit ihm am Boden lagen, nickten zustimmend. »Was machen wir jetzt?«
»Nix. Da is das Abwasseramt für zuständig.«)
»Kumm herab, wenn ich dich kein Hosenscheißer nit heißen soll!« brüllte Courgette zu dem schnatternden Fisk hinauf. Sie schlug und hackte und hielt Exhibitur eisern fest. Bis zu den Schenkeln stand sie jetzt in wirbelnden Nebelschwaden.
›…genklappe, und auh die wa r shcwrz …‹ Whintz kritzelte unermüdlich, hielt die Ereignisse fest, fiktionalisierte Fisk immer mehr, verdrängte ihn aus der Realität. Unterstützt wurde er bei seiner Arbeit durch die magische Energie, die der Anhang IIIb, den Fisk in der Tasche hatte, kilothaumweise lieferte. Der Hunger galoppierte auf ihn zu und ließ den Poloschläger wirbelnd über seinem Kopf
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