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Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Flaezz blieben ihm dicht auf den Fersen.
    Mehrere Minuten lang rannte Wenzl dahin, zwängte sich wieselflink durch Menschenansammlungen, flitzte um Ecken und Kurven, hopste auf der Stelle, wenn er auf die beiden anderen warten mußte, wirbelte herum, als wollte er seine Rockschöße zu fassen kriegen … Bharkleed erinnerte sich an eine Szene mit einem Hund, die er einmal in einem Laterna-Magica-Animata-Palast in Krillingen gesehen hatte. Seine Eminenz war verblüfft: Noch nie hatte er erlebt, daß sich Bruder Wenzl so schnell in Bewegung gesetzt hatte und so lange so schnell in Bewegung geblieben war, wenn es nicht gerade ums Essen ging. Was aber der Grund für den augenblicklichen ungeahnten Ausbruch furioser Rasanz war, das zu erraten hätte ihn vermutlich überfordert. Selbst wenn er tausendmal hätte raten dürfen, selbst wenn er einige Kilo erstklassiger bewußtseinserweiternder Drogen zur Verfügung gehabt hätte, selbst dann wäre es äußerst unwahrscheinlich gewesen, daß er erfaßt hätte, welche Entwicklungen sich anbahnten.
    Ein paar Schritte voraus verschwand Bruder Wenzl hinter einer Bruchbude, die allem Anschein nach von einem Architekten geplant worden war, den man nie mit dem Konzept der geraden Linie beziehungsweise des rechten Winkels vertraut gemacht hatte. Bharkleed lief hinterher, bog um die Ecke und stand einem überwältigenden Spektakel gegenüber, so überwältigend, wie er es kaum jemals erlebt hatte.
    Zu Hunderten drängten sich die Menschen auf dem Marktplatz und starrten regungslos auf das dreißig Meter hohe Standbild eines weiblichen Steintrolls, der merkwürdig verlegen wirkte. Bis auf einen großen Mann in eindrucksvoller Uniform, der nervös zappelte, rührte sich niemand von der Stelle. Es war, als warteten alle auf ein bevorstehendes Ereignis. Die Trollfrau hoffte inständig, daß die Leute endlich aufhörten, sie unentwegt anzustarren. Mit ihrem hauchzarten Neglige in Moosgrün und Schiefergrau kam sie sich nackt vor, sie kauerte sich zusammen wie jemand, den man beim Duschen überrascht hatte. Wenn die Leute sich doch bloß einmal herumdrehen würden – auf der Stelle wäre sie auf und davon!
    Bharkleed hörte ein kratzendes Geräusch, ein nervenaufreibendes Quietschen: Zu seiner Linken, unten auf dem Boden, kritzelte S.H.A. Wenzl mit einem Steinbrocken auf der gestohlenen Tafel herum und kerbte irgendeine Botschaft in das schwarz gestrichene Holzbrett.
    »Was soll das?« fragte Bharkleed. »Hast du mich deshalb von meinem wohlverdienten Bier aufgescheucht? Damit ich mir das Standbild eines Trolls ansehe? Noch dazu eins, das nicht mal besonders naturgetreu ist!«
    »Das ist kein Standbild«, flüsterte Wenzl und kritzelte weiter auf der Tafel herum. »Glaub ich zumindest nicht. Jedenfalls habe ich noch kein Standbild gesehen, das auf diese Art und Weise angeliefert worden wäre.«
    »Hä? Würdest du freundlicherweise diese Rätselspielchen lassen? Ich hab heute noch ein Verabredung!« knurrte Flaezz.
    »Das Ding ist einfach vom Himmel gefallen!«
    »Was?«
    »Schwarze Wolken, wirbel-wirbel, und rums, da war es! Kommt euch das nicht auch unheimlich vor? Wie dieser Ort, wo wir vor ein paar Monaten waren? Wo mitten im Moor all diese Steine aufgerichtet waren, einer neben dem anderen … wie hat das gleich wieder geheißen? Ach ja, Hinkelsbühl! Und ich sag euch: Das hier ist so was Ähnliches! Eine großartige Gelegenheit!«
    Bharkleed strich sich über das Kinn und sah sich um. Überall die gleichen Gesichter, überall Angst, Verwunderung und Verärgerung: Nix war’s mit dem Stoff fürs Wochenende, Ladenschluß, Feierabend!
    Alles, was jetzt noch nötig war, war ein kleines bißchen Überredungskunst, und jeder von ihnen würde sich der Gemeinschaft der Gläubigen anschließen.
    Und wenn es ums Überreden ging – wer hätte das besser gekonnt als diese drei?
    Bruder Wenzl stand auf und zeigte vor, was er geschrieben hatte:
     

     
    Die Hochkirche von Sankt Mammon dem Ungewaschenen war entschlossen, Nutzen zu ziehen aus der Gemütsverfassung mehrerer hundert Seelen und all ihren irdischen Reichtümern!
    »Liebe Brüder und Schwestern! Fürchtet euch nicht vor diesem Ungeheuer!« rief Bharkleed. »Mag es auch Zeichen sein für das Ende der Welt, mich kann es nicht erschrecken. Erhobenen Hauptes trete ich vor es hin und sage: Weiche von mir, Standbild! Aber, höre ich euch da fragen, wie vermag er solches zu tun oder auch warum hat er keine Furcht? Ich aber sage euch: Weil ich

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