Firkin 04 - Hundstage
zusammenrollten und einschliefen. Sie waren bis zum Stehkragen voll mit der Schlafdroge Dösamin. Er huschte hinter dem Vorhang hervor, berührte vorsichtig eine Verdammnis mit dem Zeh, schob dann das schnarchende Geschöpf in die Vitrine und schloß sie ab. Er nahm den eingestellten Empathieprojektor aus dem Bündel, legte ihn neben das Becken und vollbrachte schnell ein paar Handgriffe. Wie durch Zauberei erschien eine in jeder Einzelheit perfekte und von einer echten nicht zu unterscheidende Verdammnis.
Mancini grinste selbstgefällig vor sich hin, eilte verstohlen aus dem kaiserlichen Badezimmer und fegte durch die Korridore des Palastes, die schlafende Verdammnis unter dem Arm.
Knapp folgte ihm, ziemlich verdattert und nicht sonderlich entspannt.
»Das bringste nicht hier durch!« brüllte der Oberbetonmischer und deutete auf des Fuhrmanns Magnus beladenes Fuhrwerk.
»Wer sagt das?« kam die wütende Antwort bedrohlich über den Foh-Paß.
»Ich und das Schild da drüben. Siehste? Durchfahrt gesperrt.«
Magnus warf dem Heer der rotweißen Kegel, die das Meer der glitzernd empfindlichen jungfräulichen Straße beschützten, einen finsteren Blick zu. »Und was soll ich meinen Kunden erzählen, wenn sie nichts zu verkaufen haben, he?«
Eine Welle zustimmenden Gemurmels erklang aus den Reihen der etwa zwölf weiteren Fuhrleute, die auf der Gegenfahrbahn festhingen. Man stritt sich nun schon den ganzen Abend, und die Geduld der Betroffenen war inzwischen dünner als das fadenscheinigste Damenunterkleid.
Rosch Mh’tonnay lugte aus dem Fenster seiner Baubude und fluchte. Sepp, der Vorarbeiter der Baustelle, rannte auf ihn zu und gestikulierte wild. Mh’tonnay verschob verzweifelt seinen Schreibtisch, klemmte ihn gegen die Tür und stellte noch ein paar Stühle oben drauf. Er hatte viel wichtigere Dinge am Hals als die Schlichtung eines neuen Streits. Er riß blitzschnell die Bretter hinter dem Ofen hervor, bewegte denselben und hämmerte gegen die Falltür. Von unten kam ein grunzender Laut, ein kämpfendes, sich windendes Geräusch, dann tauchte das bärtige Gesicht auf, gerade als der quirlige Sepp die Baubudentür rammte. Die Klinke ruckelte in hektischem Unvermögen, begleitet von einer Tirade gedämpfter Bitten.
»Wie lange?« fragte Mh’tonnay, dessen Gesicht nur Zentimeter von dem des keuchenden Zwerges entfernt war.
»Könnt Ihr dat nich selbst beantworten?« fragte Proph, während die Tür wild gegen den Schreibtisch ratterte.
»Wann habt Ihr es erreicht?«
»Also wirklich …«, begann der Zwerg und hielt inne, als er Mh’tonnays wilden Gesichtsausdruck sah. »’s Thaumometer spielt verrückt. Noch ’n paar Stunden, dann bin ich direkt am Thaumafer. Wenn’s eins is.«
Wieder klapperte die Tür.
»Was soll das heißen?« raunzte Mh’tonnay.
»Fühlt sich unheimlich an. Zu isoliert …«
»Aber es ist doch geomagisch, oder?«
»Klar dat …«
»Dann holt es. Die Arbeit hier wächst mir über den Kopf. Ich brauche es!« Er schob den Zwerg wieder ins Loch zurück, fluchte, setzte sich hin und verbarg den Kopf in den Händen. Warum können die Menschen nicht wie Steine sein? schrie es lautlos in ihm. Fest, verläßlich, still … Steine verstand er. Wenn man genug Sprengstoff hatte, taten sie genau das, was man wollte. Ihm kam eine Idee. Er stand blitzschnell auf, raste in den rückwärtigen Teil der Baubude, öffnete einen verschlossenen Schrank und zog einen großen Behälter heraus. Sepp donnerte fest gegen die Tür. Panik stieg auf, als sechs zwergenhafte Entwässerungstechniker Keulen von einem Stapel ergriffen und herunterbrandeten, um den wütenden Mob der dreißig Betonmischer zu verstärken. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Tränen flossen. Und es würde noch länger dauern, ehe man zu Bett gehen konnte.
Ein besonders provokativer Kegelaufsteller, der mit einer Handvoll rotweißer Markierungen bewaffnet war, marschierte auf den schäumenden Fuhrmann Magnus zu. Und in diesem Moment riß – mit Fanfaren und knallenden Peitschen – Magnus der Geduldsfaden. Seine Lunge feuerte aus allen Zylindern, er schrie die drei vor ihm stehenden Kegel an – ein rotweißes Tuch für einen optimistischen Fuhrmann. Er ließ seine Peitsche theatralisch über die sechs angeschirrten Tiere seines Vierzigtonners knallen und fuhr los. Die Reihen der wütend dreinblickenden Betonmischer verdichteten sich und schwenkten Schaufeln. Hinter ihnen leuchtete das Meer der frisch betonierten
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