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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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anstrengende Kreatur in dem Schultergeschirr kaum kontrollieren konnte. Das Vieh fegte übermütig über das Chaiselongue, leerte einen Bankettisch und machte die Kaiserin mit tausend Pfund begeisterter reptilischer Zuneigung [5] platt. Sie kreischte freudig, als die meterlange Zunge ihr Gesicht wild abschleckte und die Vordertatzen der Todesechse ihre Schultern an den Boden nagelten. Jeder andere wäre auf der Stelle dem Tod anheimgefallen, aber Tau ergriff die Hörner des Geschöpfs, schüttelte seinen geschuppten Kopf, rang es zu bereitwilliger Unterwerfung und kratzte und kitzelte den harten gelben Bauch mit einem Köcher voller Pfeile. Mancini wußte nicht genau, welche der beiden Schreckgestalten bei der spielerischen Herumtollerei lauter lärmte.
    Plötzlich flog am anderen Ende des kaiserlichen Gemachs eine Tür auf. Eine japsende Meute schwarzweißer Kreaturen stürzte sabbernd herein und wogte heran, um ihre Herrin, die sie mit Ziegenmilch versorgte aus dem Griff der Todesechse zu retten. Mancini folgte Knapp, der sich angesichts der einhundertundeins wildroten Augenpaare und dem Gewirbel aus Zähnen und Krallen geistesgegenwärtig hinter einem Sofa verbarg. Die ammorettische Todesechse zuckte zusammen und brüllte freudig, als Tau ihren Bauch kraulte; sie öffnete erst die Augen und schaute sich um, als die Kaiserin von drei wuchtigen Verdammnissen ergriffen und in Sicherheit gezerrt wurde.
    Eine Sekunde später krachte es erneut, und die anstürmenden Kreaturen drückten eine zweite Tür ein. Ein Aufschrei, eine Reihe von Spritzern. Die Echse bog ihren gepanzerten Rücken, machte einen Purzelbaum und latschte ins kaiserliche Badezimmer. Mancini stürmte alarmiert unter dem Sofa hervor, packte das Schultergeschirr des virtuellen Reptils und hängte sich daran. Ein Problem, das er bisher noch nicht gelöst hatte, war das der Wasserdichte von PETs, ganz zu schweigen von der Milchdichte. Niemand konnte sagen, was passierte, wenn der Antrieb einer zehn Fuß langen projizierten Todesechse urplötzlich mit zahllosen Gallonen lauwarmer Ziegenmilch in Berührung kam. Er war sich allerdings sicher, daß es die Kaiserin nicht gerade erfreut hätte.
    Die Echse strebte dem mit Verdammnissen gefüllten Becken entgegen, ihre Krallen rutschten über den Marmor, als sie eifrig vorwärtssprang. Mancini verwünschte sich. Warum hatte er nicht pathologische Angst vor allen Flüssigkeiten in sie eingebaut? Er krallte sich wild an den Boden, wollte sich an irgend etwas festhalten, egal woran … An irgend etwas Festgenageltem. Er zählte seine letzten Sekunden, als seine Fingernägel hektisch an dem Marmor scharrten …
    Urplötzlich – mit einem einzigen Ruf – war alles vorbei.
    Mancini stierte die Kaiserin ungläubig an. Sie stand tröpfelnd im Becken, hatte einen Arm ausgestreckt und deutete befehlend auf die Echse.
    »Platz!« befahl sie, und der betonte letzte Konsonant hallte im ganzen Raum wider. Mancini hechtete in letzter Sekunde aus dem Weg und entging dem Hinterteil des Reptils um Haaresbreite.
    Im Becken schlappten die Verdammnisse lautstark die Milch, schnurrten zufrieden und ignorierten die finster blickende Echse.
    Mancini war sprachlos. Nach wenigen Sekunden planschten sich einhunderteins Verdammnisse – jene rasenden Kreaturen, die er gestern in der Öffentlichkeit einen Menschen hatte zerfetzen sehen; die wilden Ungeheuer, die Tau eifersüchtig aus dem Griff der Todesechse gerissen hatten – zufrieden gurgelnd und spritzend im Becken. Mancini war sicher: Wenn er ein Wollknäuel in das Gewühl geworfen hätte, sie hätten es freudig gejagt und spielerisch danach gehauen, wie ein Rudel eine Woche alter Kätzchen.
    Er trat heran, um sie sich genauer anzusehen. Ein Meer von Köpfen flog herum, funkelnde rote Augen und kräuselnde schwarze Lippen enthüllten Massen tödlicher Zahndurchbrüche.
    Vielleicht nicht, dachte er zitternd. Wenn er wirklich eins von diesen Viechern stehlen wollte, brauchte er einen verdammt guten Plan.
    Zuschauen und lernen, dachte er und zog sich vom Becken zurück. Zuschauen und lernen.
     
    Phlim schwenkte nonchalant die Hände über dem Wantze-Steuerpentagramm und murmelte mit der Mühelosigkeit eines Experten komplizierte Formeln. Müßig schlürfte er einen Krug Bier, als er die Niedrigprofilspuren der Pirhölli-Kutsche über Meilen öder Berge und Tundra verfolgte.
    Dann hörten sie unvermittelt auf. Phlim hustete, schüttelte den Kopf und beäugte die Kugel erneut. Kein

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