Firkin 04 - Hundstage
Dirigent, schlug auf den Steinblock links von sich, haute mit bloßer Hand auf den Felsen ein, entrang ihm Harmonien. Sein Herz wogte, als ein F erklang. Ohne abzuwarten, bis er wieder Atem holen konnte, deutete er nach rechts. Das Entsetzen ließ seine Bewegungen schneller werden; er drängte seinen Nebengeomagier, den Ton genau zu treffen und endlich anzufangen.
Ein krächzender Ton erklang, der dazu führte, daß sich alle im Kreis erschreckt duckten. Der Magier hustete und machte einen neuen Versuch. Er lauschte dem Schrillen, absorbierte den Ton und jaulte los. Der Dirigent warf einen raschen Blick über seine Schulter und beäugte das zwischen den Hügeln herannahende Heer, dann deutete er auf den nächsten Magier und gab ihm mit einem Blick zu verstehen, daß er ein makelloses F erwartete. Die Luft füllte sich mit Schlägen, als die Halbtöne aufeinanderkrachten. Der dritte Magier räusperte sich, schloß die entsetzten Augen und schleuderte ein G in den Kreis.
Ein entferntes Brüllen unterbrach für einen Moment ihre Konzentration. Der Altböse Feind hielt sich die ebenholzschwarzen Seiten und kreischte in wildem Gespött. Er lachte über ihre jämmerlichen Versuche zu gewinnen; er wußte, daß es unmöglich war, daß die dreizehn kampfmüden Magier genug Kraft aufbrachten, um die Niederlage abzuwenden.
Ein tiefes A, ein A und ein tiefes B wurden schallend hörbar, jeder Halbtonintervall durch den Steinkreis verstärkt, schlagend und kämpfend gegen die zunehmende Mauer eigenständiger Frequenzen. Die aktivierten Harmoniefelsen fingen an zu glühen, Hitze wurde durch das erhöhte Niveau der molekularen Bewegungen erzeugt. B, C und hohes C erklangen und ließen die Luft schillern. Außerhalb des Kreises stieg allmählich Dampf vom Gras auf, wie ein Heer gespenstischer Geister. Vier aufeinander zulaufende Schneisen fingen an zu schillern. D und tiefes E. Der Kreis war fast geschlossen. Elf Halbtöne pulsierten und kämpften innerhalb der jaulenden Klangmauer um Beachtung. Risse tauchten in den vier Schneisen des glühenden Bodens auf. Und noch immer strebten die Heerscharen des Altbösen Feindes voran, Vernichtung und Verderben bringend, Meter entfernt von der Mündung der Steinhaufenstraße. Der zwölfte Magier fügte den letzten Halbton hinzu, vervollständigte die Oktave, ließ den letzten der tonalen Monolithen vibrieren und formte eine gänzlich undurchdringliche Mauer.
Aber es war noch nicht vorbei. Rauchwölkchen kamen aus den Bodenrissen über den aufeinander zulaufenden Schneisen. Dann holte der Dirigent tief und verschreckt Luft, öffnete den Mund und fügte ein mikrotonales hohes E hinzu. Ein Hackern von Superharmonien krachte wild von der Klangmauer ab, brachte sie zum Scheppern und schlug den letzten Nagel in die Kakophonie ein.
Die vier Schneisen der Macht eruptierten; wogende Terrathaume speisten in den Kreis. Die urweltlichen Bilder hatten ein pulsierendes Quartett von Thaumaferen angezapft. Der Dirigent schrie auf, als die Energie entlang des Steinhaufenstraßenwellenleiters nach Befreiung suchte. Das Bild auf dem Schirm fing im thaumischen Niederschlag an zu kraxeln.
Plötzlich ertönte ein gewaltiger Schrei, denn dem Altbösen Feind wurde klar, daß er in den Lauf der größten thaumischen Knarre aller Zeiten glotzte. Der Dirigent warf sich zu Boden und krallte sich ins Gras, als zahllose Terrathaum über seinen Leib hinwegpreschten, in die hunderteins dämonischen Kreaturen donnerten und sie in nie gesehene Gestalten veränderte: vier Beine, schwarzweißes Fell. Die Zähne und Krallen blieben jedoch übrig. Es war kein gänzlicher Erfolg gewesen; wahrscheinlich hatte irgend jemand den Ton nicht gehalten. Unmenschliche Schreie und infernalisch gebrüllte Rüche griffen das Gehör an, als die hundertundeins Verdammnisse von den siegreichen Urzeitmagiern zusammengetrieben wurden. Dann eruptierte der Schirm in einen Hagelsturm von Kopfschuppen.
Das ursprüngliche schlammbespritzte Gesicht war wieder da, diesmal an einem Strand, und es wirkte geschwächt. Hinter ihm brüllten Feuer, Pferdeschwanzbäume und Farne, die der thaumische Niederschlag entzündet hatte. Vier tote Mollusken lagen zu den Füßen des Urmagiers in Terrakotta-Gefäßen. Eines war noch leer. Ein kleines Etikett mit den sorgfältig hingekritzelten Worten ›Nehmt Euch bitte dieser Gefäße an, danke‹ war am Henkel befestigt.
»Die Schlacht war zuviel. Die Verdammnisse sind eingekapselt. Im Moment. Hoffe, ich habe
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