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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Querrille im Straßenbelag und die Reihe der roten Terrakottarohre, die daneben der Verlegung harrten. »Wir können übers Geld reden! ’ne kleine Lohnerhöhung, ’n paar Kröten mehr! Drei Prozent? Fünf?«
    Ein Kegel mit der Aufschrift »Bitte hier drauf Platz zu nehmen« fegte pfeifend durch die Luft an dem Stapel vorbei, kollidierte mit Mh’tonnays Hinterkopf und ließ seine schwere Stirn gegen die geschwächte Tür knallen. Ein splitterndes Geräusch ertönte, und der Chefingenieur taumelte, begleitet von einer Jubelsalve der cranachischen Seite, hinein.
    Rosch Mh’tonnays Laune nahm rapide ab. Er riß den katalytischen Kegel aus dem Türgesplitter, packte ihn wütend und warf sich in die Hütte hinein. Er schrie, stieß Salven von Flüchen aus und ließ Lawinen beißender Hiebe gegen die Kojen los.
    Hätte sich tatsächlich jemand in der Hütte aufgehalten, wäre die Chance sehr groß gewesen, daß man Mh’tonnay in sieben Zwergizidfällen vor Gericht gestellt und verurteilt hätte.
    Doch so brauchte man nur vier Kästen Bier, zwölf klobige Fuhrleute und ein halbes Dutzend Matratzen, um den Schäumenden einigermaßen unter Kontrolle zu bringen.
    Und niemand unter einsachtzig durfte sich ihm je wieder nähern.
     
    Es war eine knappe Stunde her, seit Herr Murx eine hastig zubereitete Schlangennierenpastete, drei Humpen Bier, zwei große Vanillepudding und ein halbes Dutzend Feenküchlein verputzt hatte – alle ein Dank des ungeheuer erleichterten Fettsacks. Doch momentan fühlte er sich schauerlich.
    Sein Kopf pulsierte gewaltig. Zuckungen schädelzerdrückender Agonie explodierten, als er sich bewegen wollte. Auf seiner Stirn brach kalter Schweiß aus. Er wimmerte schwach.
    »Aha! Ihr seid wach!« brummte Fettu Tschini. Die riesige Sonnenfinsternis einer Gestalt im Nadelstreifenkasack klatschte sich das Haar zurück, als sie den verunfallten Ritter begutachtete.
    »Mein Kopf …«, stöhnte der gefangene Ungeziefervernichter.
    »Tausend mal Verzeihung«, brummte Tschini, wobei es ihm nicht die Bohne gelang, auch nur den kleinsten Anflug von Aufrichtigkeit in seine Stimme zu legen. »Ein überaktiver Meuchlerlehrling. Er wird es nicht wieder tun.«
    Der letzte Satz erzeugte den deutlichen Eindruck, daß er nie wieder etwas tun würde. Niemals.
    Herr Murx erinnerte sich matt und durch eine vernebelte Windschutzscheibe der Erinnerung, daß die Sparren außerhalb der Palastküche von grauenhaft bewaffneten Leibern explodiert waren, als er vorsichtig, mit ächzenden Kettenhosen, sein Roß bestiegen hatte. Ein, zwei, drei tödliche Waffen waren aufgeblitzt, endlos, dann ein Befehlsgebell, das Pfeifen einer riesigen Keule durch die Luft. Dann war alles schwarz geworden.
    Er schwor sich resigniert, sein Roß beim nächsten Mal zu tarnen. Oder es im Königreich nebenan zu parken.
    Das heißt, falls es ein nächstes Mal gab. Fettu Tschini ließ seine riesigen Finger schnippen, und zwei Nadelstreifen-Schläger wetzten heran, bewegten Herrn Murx in eine sitzende Position und warfen das Chaiselongue in schwindelerregender Eile um einhundertachtzig Grad herum.
    Herr Murx öffnete seine verschleierten Augen und musterte die vor ihm sitzende Gestalt, die ihm über einen polierten Tisch aus Walnußholz entgegenschaute. Der Mann verfügte über ein Heer von Kinnen, das von zu vielen Freßorgien kündete. Herr Murx war überzeugt, daß er die uneheliche Frucht einer Jungfer anstarrte, die ein verbotenes Stelldichein mit einem geistesverwandten fettleibigen Ochsenfrosch gehabt hatte. Die beringten Finger des Ochsenfrosches streichelten eine dicke weißfellige Ratte, und er glotzte den Ritter an, ohne mit der Wimper zu zucken. Dann streckte er die linke Hand aus, öffnete eine Schublade, entnahm ihr eine ungefähr eine Woche alte talpinische Steinmaus und warf sie beiläufig in eine große, neben ihm stehende Glasschüssel. Der Nager blinzelte und kämpfte einen Moment in dem Wasser, bevor blubbernd Blasen aufstiegen, ein feuchtes Quieken ertönte und eine Spur von Rot sich in der plötzlich turbulenten Flüssigkeit ausbreitete.
    »Feine Piranja!« grinste die schleimige Gestalt in dem makellosen mitternachtsblauen Anzug und dem dazu passenden Nülon-Hemd. [8] »Iste nichte hibsche Tiere? Nagte eine Rhino ine dreie Minute abe bise aufe die Knochene! Du mögene?«
    »Nur gegrillt, und mit Pfeffersoße«, erwiderte Herr Murx mit gespielter Lässigkeit und bemühte sich fieberhaft, seinen dröhnenden Schädel und die

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