Firkin 04 - Hundstage
auf und blickte in Practz’ verzweifelte Augen. »Thaumafere«, wiederholte er, überrascht, daß er überhaupt einen Ton abgelassen hatte. »Die eine Molluske hatte einen unglaublich detaillierten Lageplan von ihnen gespeichert, und die da …«, er deutete auf die noch immer am Rönthexschirm klebende Bademattengestalt, » …die da hat uns gezeigt, wozu sie fähig waren. Wenn man annimmt, daß sie miteinander verbunden sind …«
»Wollt Ihr damit sagen, daß das ganze Gesinge, die Steinringe, Schneisen und explodierenden Gräser Thaumafere waren?« jammerte der verdutzte Thurgia und entfernte sich nervös von dem noch immer zischenden Thaumatron.
»Ein Zugang zu den Thaumaferen … ja«, sagte Phlim, der plötzlich, als die Ahnungen eines beunruhigten Sinnes in seinen Geist sickerten, größere Zuversicht empfand. »Schaut her.« Er hob den Thaumaferen-Lageplan hoch, klappte ein Zeigestöckchen auf und deutete auf eine Kreuzung zweier Linien. Sie liefen an einem gepunkteten Kreis zusammen. »Das da haben wir gerade gesehen!«
»Aber um was ging es überhaupt?« fragte eine Stimme aus dem Hintergrund. Es war die Frage, die niemand hatte stellen wollen. Und schlimmer noch: die eigentlich niemand beantworten wollte. »Also, für mich sieht alles recht praktisch aus«, fuhr die Stimme des Technikers fort, der sich der Schwierigkeit der Situation zum Glück gar nicht bewußt war. »Unbegrenzte Energie zu unseren Füßen, die nur darauf wartet, wie ein riesiges Thaumatron eingesetzt zu werden. Sie hat eine ganze Heerschar ausradiert!«
»Eine Heerschar von was?« fragte Rutger.
»Lumpenhunde!« erwiderte der Techniker begeistert. »Ssssummm! Fertig!«
»Nicht fertig!« rief Practz in einer besorgten Mischung aus Enthüllung und absolutem Grauen. »Vergeßt das Ende nicht!« schrie er und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Die Lumpenhunde wurden nur eingekapselt – nur in eine Falle gelockt. Der letzte Magiestoß hat sie nicht vernichtet; er hält sie nur irgendwo gefangen.«
»Na und? Nach fünfundachtzigtausend Jahrhunderten glaube ich nicht, daß sie sehr glücklich sind«, klagte Thurgia. »Ich hatte schon mit Geistern zu schaffen, die nur eine Woche irgendwo festsaßen, und die waren wirklich stinkig!«
»Warum sollten sie jetzt noch eine Gefahr sein?« fragte Wat, der wieder in die Höhle zurückkehrte und eine erleichterte Miene zur Schau trug. »Sie haben doch die ganze Zeit dort festgesessen. Wir wissen nur von ihnen, weil Phlim …«
Phlim und Practz zogen beide gleichzeitig den schrecklichen Schluß.
»Die Mollusken!« schrien sie in einstimmiger Furcht, als Wissen, Vermutung und Logik den Motor anwarfen und sie einem schwindelerzeugenden Schluß entgegenrasten.
»Der Alte hat uns gesagt, wann!« rief Practz und deutete auf die Badematte auf dem Schirm.
»Und dies sagt uns, wo!« Phlim blickte die Lageplanmolluske an.
»Alles Dinge, die keine Rolle spielen …«
» …wenn man sie schon kennt!« beendete Phlim.
Practz’ Gesicht wurde fahl, als er sich bemühte, die Worte hervorzubringen. »Die verschwundene Molluske enthält alle Informationen, die man benötigt, um … um … die Thaumafere neu zu beleben. Warum sonst sollte man sie gestohlen haben?«
Die Höhle brach in eine betäubende Menge kreischender Panik aus.
Wenn wir die Molluske nicht bald finden, jaulte Practz in der Intimsphäre seines Kopfes, wird – zwar nicht heute oder morgen, aber sehr bald – irgend etwas Grauenhaftes diese Bestien finden!
Achtzehn Zugrhinozerosgespanne stießen ins Horn und blökten dickhäuterische Verärgerung. Die im Gegenverkehr festsitzenden Fuhrleute warfen mit Flüchen und allen festen Gegenständen um sich, die sie in die Hände bekamen. Die Kegelsetzerwandereinheiten höhnten hinter schnell errichteten Stapeln rotweißgestreifter Verkehrsleiter hervor, sprangen aus dem Straßengraben und warfen Betonbrocken auf die stehenden Laster. Und das war nur die rhyngillische Seite des Trans-Talpino-Ausbauprojekts. Den ganzen Tag über hatte man nichts bewegt, wenn man von den zu unhöflich provokativen Symbolen und Phrasen verstellten Kegelreihen und dem unablässigen Bombardement beider Seiten absah.
Es war eine Katastrophe. Und alles war Rosch Mh’tonnays Schuld.
»Kommt raus!« schrie er und donnerte noch fester an die Tür der Baubude, den die Zwerge der Kleinkaliber-Entwässerungsgesellschaft bewohnten. »Bitte!« schrie er zum hundertundzwölften Mal und musterte die lange
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