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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Baskenmütze und einen Malerkittel trug, kämpfte sich unter der Last einer ganzen Galerie an Gemälden hinein. Gravur blickte von seiner Arbeit auf und nahm die bernsteinfarbene Brille mit einem eleganten Schwung ab. »Kann ich Ihnen behilflich sein?« erkundigte er sich freundlich.
    »Das hoffe ich doch, mein Herr«, antwortete der Künstler mit einem breiten Akzent. »Sehen Sie diese Bilder hier? Für diese Gemälde habe ich versehentlich zwei Ausstellungen parallel gebucht.« Er winkte dem Buchdrucker mit einem Wasserliliengemälde zu und gratulierte sich insgeheim zu diesem genialen Einfall.
    »Ach, ja? Und was habe ich damit zu tun, Herr ähm …?«
    »Herr ähm …«, stammelte der Künstler und blickte sich nervös um, in der Hoffnung, eine Eingebung zu haben. Ein Name mußte her! Er hatte sich keinen Namen einfallen lassen! Dann entdeckte er ein paar Münzen, die verstreut auf einem kleinen Regal herumlagen. »Geld! Ja, so heiße ich. Geld ist mein Name«, seufzte er erleichtert und hielt dem Drucker das Aquarell einer Kathedralenruine unter die Hakennase.
    »Ich bin Drucker und kein Kunstkritiker«, reagierte Gravur etwas unwirsch.
    »Aha! Ja, das habe ich mir schon gedacht. Sehen Sie, die Sache ist die, ich kann meine Bilder nicht zur gleichen Zeit an zwei verschiedenen Orten ausstellen.«
    »Ja und?«
    »Also, wieviel würde es kosten, wenn Sie alle Gemälde kopieren würden? Und zwar so gut, daß sie wie die Originale aussehen. Ginge das überhaupt? Ich meine, gleiche Größe, gleicher Farbton und so weiter. Was würde das kosten?«
    »Mehr, als Sie sich leisten können«, grunzte Gravur gereizt. Das war gerade kein günstiger Zeitpunkt, um mit ihm ins Gespräch zu kommen, denn er war immer gereizt, wenn er die grellgelbe Farbe benutzen mußte. Insgeheim fragte er sich schon seit längerem, ob er allergisch dagegen war.
    »Nun sehen Sie sich die Bilder doch bitte wenigstens mal an«, bat Geld, der ziemlich überrascht war, daß er so überzeugend auftrat. Wenn man kurz davor war, jemanden zu verhaften, mußte man eben voll in die Trickkiste greifen. »Ich möchte nur einen angemessenen Kostenvoranschlag von Ihnen haben.« Geld schob dem Drucker den Bilderstapel zu und musterte dabei Gravur neugierig wie ein Löwenäffchen.
    Der Drucker zuckte die Achseln; er merkte, daß es keine Möglichkeit gab, diesem Maler eine Absage zu erteilen, und machte sich daran, sich durch den endlosen Stapel mit Motiven verschiedenfarbiger Wasserlilien zu kämpfen.
    Jetzt, da der Drucker abgelenkt war, durchkämmte der Künstler die kriminell vollgestopften Regale mit den Augen. Mit kritischem Blick untersuchte er jede verdächtige Ecke und Ritze nach Beweismaterial …
    »Anscheinend haben wir eine Vorliebe für Wasserlilien, nicht wahr, Herr Geld?« grunzte Gravur, nachdem er das dreiundfünfzigste Exemplar begutachtet hatte.
    »Auf alle Fälle ist das billiger, als Modelle zu bezahlen«, antwortete der Maler. »Und die lenken einen weniger ab, wenn Sie wissen, was ich meine«, fügte er mit einem anzüglichen Grinsen hinzu, das ihn selbst überraschte. Gravur schnaufte abfällig und wandte sich wieder den Gemälden zu. Der Künstler fuhr damit fort, einen riesigen Stapel erst kürzlich angefertigter Schriftsatzrahmen zu durchforsten. Als er scheinbar zufällig einen davon mit zitternden Händen herauszog, hellte sich sein Gesicht vor lauter Zufriedenheit auf. Aha!
    »Sind das hier Ihre Schriftsatzmuster, mein Herr?« fragte er gezwungen locker, doch seine Knie waren weich wie Wackelpudding.
    Gravur brummte zustimmend und sah sich ein weiteres halbes Dutzend Heuhaufen an.
    »Das, was in diesen Räumlichkeiten lagert, haben Sie das alles ganz allein mit Ihrer eigenen Hände Arbeit erschaffen, mein Herr?« erkundigte sich der Künstler, der ungeheuer zufrieden mit sich war, daß er seine Fragen in solch einer professionellen Art und Weise formulierte.
    Gravur nickte abwesend und bemerkte nicht einmal, daß der Künstler schlagartig seinen breiten Akzent abgelegt hatte.
    »Und sind Sie auch dafür bezahlt worden, um diese Buchstaben hier auf diese ganz spezielle Art anzuordnen?«
    Gravur blickte stutzig auf. »Natürlich, schließlich gehört das zu meinen Aufgaben. Sie können aber wirklich komische Fragen stellen.«
    »Ja, genau das ist nämlich meine Aufgabe«, antwortete der Künstler grinsend und nahm mit einer schwungvollen Bewegung Bart, Baskenmütze und Perücke ab, als zöge er ein Kaninchen aus dem Zylinder. »Und

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