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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Unterton und zeigte auf den glitschigen Fluß, der ihn verdächtig an eine gemalte Kulisse zu einem d’vanouinischen Theaterstück erinnerte, das er einmal gesehen hatte. Darüber hinaus hatte er von den mentalen Folterungsmethoden dieser Heiden gehört und auch davon, wie die D’vanouinen Kriegsgefangene behandelten. Jedenfalls würde dieser Kerl keine Information aus ihm herausbekommen, schon gar nicht inmitten solch einer geschmacklosen Kulisse. Wieso glaubten hier eigentlich alle, daß sie wirklich so schlimm verwundet waren? So ein Blödsinn! Es tat überhaupt nicht weh! Die D’vanouinen würden ihn niemals kleinkriegen. Jeder kannte die wichtigste Folterregel: ›Ohne richtigen Schmerz ist die beste Folter ein Scherz.‹ »Und ich wette, daß der Styx östlich von hier fließt, wie?« fügte Succingo ungezwungen hinzu und fragte sich, wo der Reißverschluß an diesem abscheulichen Teufelskostüm saß.
    »Volltreffer! So, jetzt weißt du, wo du bist, und nun erzähl mir, warum du hier bist.«
    »Ich dachte, das sei offensichtlich«, schnaubte Succingo und deutete auf den Pfeil, der seinen Schädel durchbohrte. »Mit einem in den Kopf gerammten Weidenstock von dieser Länge lebt man nicht sonderlich lange«, antwortete er in überheblichem Ton.
    »Ich freue mich, daß du immer noch einen Sinn für Humor hast«, reagierte Flagit trocken. »Den wirst du in den nächsten Jahrhunderten ewiger Höllenqualen auch gut gebrauchen können. Wenn du mir jetzt noch sagst, warum du hier bist, lasse ich vielleicht meine Beziehungen spielen, um dir die eine oder andere Vergünstigung bei den Folterungen zu verschaffen; Handschuhe für das Bergaufrollen von Steinen zum Beispiel, na, solche Dingen eben. Komm, schieß los.«
    »Wir haben verloren«, räumte Succingo ein, wobei er kritisch das Teufelskostüm seines Inquisitors musterte und sich erneut fragte, wo der Reißverschluß sitzen könnte.
    »Das weiß ich! Hör mal, ich möchte nur wissen, warum ihr gekämpft habt.« Flagits Geduldsfaden war kurz vor dem Zerreißen. Er hatte weit Wichtigeres zu tun.
    »Diese verdammten D’vanouinen haben unsere Schafe gestohlen!« fluchte Succingo, der noch immer voller Kampfeseifer steckte.
    »Das weiß ich auch schon!« stöhnte Flagit und verdrehte entnervt die Augen; allmählich kam er sich wie eine blutsaugende Stechmücke vor, die sich in einer Blutspenderklinik für Ziegelsteine befand. »Warum hat man euch die Schafe gestohlen?«
    Es war an der Zeit, die Wahrheit zu erzählen. »Weil diese D’vanouinen gottlose Schafdiebe sind!« ärgerte sich der Exmönchshauptmann.
    Flagit wollte am liebsten schreien, besann sich aber eines Besseren. »Hör mal, hast du schon mal was von einem Typen namens Gravur gehört? Der ist Drucker in Cranachan, hat eine neunjährige Tochter und ist Erfinder des Splitterdruckverfahrens.«
    Succingo schüttelte den Kopf.
    Flagits Gesicht lief vor haltloser Enttäuschung puterrot an, während er versuchte, einen Wutausbruch zu unterdrücken. Dann machte er auf der Hufe kehrt, rannte zur Uferböschung hinüber und haute mit der Stirn mehrmals gegen einen Felsen.
    »He! Was ist mit meinen Handschuhen fürs Steinerollen?« rief ihm Succingo grinsend hinterher, wurde aber von seinem Inquisitor überhaupt nicht beachtet.
    Wie erbärmlich, dachte er, man braucht sich nur dieses lächerliche Kostüm anzusehen. Als ob man mich damit an der Nase herumführen könnte! Außerdem haben Teufel niemals solche Hörner, die wie übergroße Korkenzieher aussehen.
    Dennoch stellte sich ihm eine Frage, auf die er zu gern eine Antwort gehabt hätte: Wie schaffte es dieser Kerl, daß sich sein Schwanz so naturgetreu bewegte?
     
    Tief in den Katakomben der kaiserlichen Palastfestung von Cranachan stöhnte ein Körper, der mit dem Gesicht nach unten auf dem kalten Steinboden lag. Nervös leckte sich Thor Ranzig die Lippen und spürte den pelzigen Belag auf der Zunge, der ihm nur zu gut vertraut war. Die adaptierte Gyromantie barg so ihre Gefahren, zum Beispiel die Gewißheit eines quälenden Katers und die allzu realistische Möglichkeit, sich beim unvermeidlichen Hinfallen schwere blaue Flecken zuzuziehen. Er stöhnte nochmals, massierte sich die pochenden Schläfen und brachte sich in eine Stellung, die zumindest den Anschein einer professionellen Einstellung zu seinem Beruf bewahrte. Blinzelnd schielte er vorsichtig nach den Kreidezeichen auf dem Boden, rollte sich erschöpft auf die Seite und versuchte, aus den

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