Firkin 05 - Fahrenheit 666
Einwanderungsbaracke geschmissen hab. Und dann haben die mit den Füßen aufgestampft und ein Lied angestimmt, das vom Sieg über die D’vanouinen handelte, diese Deppen!«
Wie es aussah, hatte Nabob seine Chancen für den Wahlsieg in den Wind geschossen. Jetzt war er selbst an der Reihe, den verhaßten Seirizzim zu besiegen. Alles lag nun auf seinen schuppigen Schultern.
Nun ja, auf seinen sowie auf denen eines neunjährigen Mädchens und eines gewissen Druckers.
Flagit lief immer schneller und hoffte inbrünstig, daß seine geliebte Stalagmilbe Hunger hatte.
Es war, als ob eine riesige Abdeckplane der Verzweiflung, die all die Jahre auf Seelenwachtmeister Knalli J’hadds innerer Einstellung gelastet hatte, durch ein rosafarbenes Bettuch aus überschäumendem Optimismus ersetzt worden wäre. Vor genau dreizehn Jahren, elf Monaten und achtundzwanzig Tagen war er erwartungsvoll diese Gänge zum Büro von – damals noch – Kommissar Scheitel entlanggelaufen, um einer glänzenden Zukunft beim Geheimdienst zur Unterwanderung religiöser Untergrundaktivitäten entgegenzusehen. Es war ein langer und steiniger Weg gewesen, aber schließlich – wie beim alten Propheten Pwarroh selbst – war er doch am letzten Stein angelangt und hatte sein Ziel endlich erreicht. Er konnte es gar nicht abwarten, das Gesicht von Hauptkommissar Sakrosankt Scheitel aufleuchten zu sehen, wenn er ihm die guten Nachrichten mitteilen würde. Ach, Gott schütze ihn!
J’hadd schlitterte um die Ecke, raste einen kurzen Gang hinunter, kam quietschend zum Stehen und trommelte melodiös an die Tür des Hauptkommissars.
Drinnen ertönte ein Brummen. J’hadd atmete tief durch, drehte den Türgriff herum und trat ein. Fast feierlich schritt er in Richtung des gewaltigen Schreibtischs, schlug zum Gruß schwungvoll ein Kreuz und zuckte nur leicht zusammen, als er bemerkte, daß er den Malerkittel nicht ausgezogen hatte. Aber schließlich war das hier der Geheimdienst zur Unterwanderung religiöser Untergrundorganisationen, und Hauptkommissar Sakrosankt Scheitel würde bestimmt Verständnis dafür haben.
»Moment noch bitte«, murmelte Scheitel durch seinen rötlichen Backenbart hindurch, während er mit einem Federkiel abwesend auf einem Haufen Pergamentdokumente herumkritzelte.
J’hadd grinste und genoß diesen Augenblick in vollen Zügen. Sein Blick schweifte an den Bürowänden entlang, an denen Scheitels Urkunden aus dessen AS-Ausbildungszeit hingen – Erster beim Einzelwettkampf im Taufsteintragen, 1017; Auszeichnung für hervorragende Ergebnisse beim Marschieren und Navigieren, 1018; der Papst-Uri-Preis für herausragende Frömmigkeit unter Feindesangriff, 1018 … was für eine beeindruckende Sammlung! Und es gab noch mehr davon, aber ein Räuspern durchbrach die Stille. Scheitel setzte den Federkiel in einem Halter ab und sah auf.
»Nun, was kann ich für …?« Der Hauptkommissar verstummte, als er die glückselig dreinblickende Gestalt sah, die in einem Malerkittel vor ihm stand. Scheitels Gesicht zuckte unkontrolliert, während er mit seinen Gefühlen rang – eine Mischung aus Abneigung, Abscheu und dem Ekel vor der anhaltenden Peinlichkeit, mit der dieser J’hadd durch seine Tölpelhaftigkeit den Namen des GURU fortwährend beschmutzt hatte. »… DICH TUN!« beendete er den Satz, und die Farbe wich ihm aus dem Gesicht, als hätte ein Geist seine Finger in Scheitels Ohren gesteckt. »Ich dachte, du wärst längst t … ähm … also … also hast du die AS-Ausbildung tatsächlich überlebt?« stammelte er und wirkte dabei sehr niedergeschlagen.
J’hadd strahlte. »Eure Aufgeklärtheit, ich habe die geheime Mission beendet, mit der Ihr mich so umsichtig betraut habt. Es hat lange gedauert und der Auftrag war schwer zu enträtseln, aber alles verlief so, wie Ihr es vorausgesehen habt.«
»… ?« seufzte Scheitel.
»Ich war nur eine einfache Schachfigur im Untergrund, ein Spielball des Schicksals, aber das Vertrauen, das Ihr in mich gesetzt habt, war berechtigt. Ich habe Euch nicht enttäuscht, Eure Aufgeklärtheit.«
»Was, um Himmels willen, willst du eigentlich s …?«
»Ich habe ihn, Eure Aufgeklärtheit!« verkündete J’hadd strahlend.
»Wen hast du? Was hast du angestellt …?« Scheitels Nerven waren bis zum Zerbersten angespannt, und er befürchtete das Schlimmste. Sollte J’hadd tatsächlich jemanden festgenommen haben? Wie grausam konnte das Schicksal sein – drei Tage bevor er mit J’hadd nie mehr
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