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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Hitze anscheinend längst viel zuviel, denn so schnell, wie sie aus dem Nichts aufgetaucht waren, hatten sie sich auch wieder verdrückt.
    Und noch während die Biber wie besessen ihre Dämme ausbesserten, machte einer nach dem anderen schlapp. Zum ersten Mal in der Bibergeschichte passierte es, daß sogar ihre paddelförmigen Schwänze schwitzten, und selbst in den Tümpeln verspürten sie kaum Erleichterung. Sie hatten keinen blassen Schimmer, woher die Hitze kam, denn das Allgemeinwissen bezüglich Wärmeleitfähigkeit und Thermodynamik war unter Bibern nicht sonderlich ausgeprägt; trotzdem wußten sie, daß es im Wasser kein bißchen kühler war. Und überall um sie herum tauchten unerbittlich Blasen an der Wasseroberfläche auf. Mit jeder Zunahme der Wassertemperatur um zehn Grad Fahrenheit verdoppelte sich das Tempo der enzymischen Aktivität. Die durch das Methan erzeugten Algen und Bakterien verschlangen und verdauten auf ihrem kollektiven Weg durch die Dämme Tonnen von Biomasse, wobei sich die Blätterteppiche in eine immer breiter werdende Wärmedecke verwandelten und die aufgestauten Gase rasch an der Oberfläche austreten ließen.
     
    Am Rande des Unterweltkönigreiches Helian befand sich auf einem relativ friedlichen Uferabschnitt des Flusses Styx ein riesiger rosafarbener Palast, der von Ziergärten, einem Landungssteg und Stallungen umgeben war. Dieser Palast war das einzige Bauwerk in Helian, das komplett aus Felsgestein errichtet worden war. Alle anderen Gebäude waren unter der Leitung gewissenhaft arbeitender Bautrupps mit Hilfe von Stalagmilben ausgehöhlt worden. Nicht aus Platzmangel waren die Stratakratzer so beliebt, sondern weil sie so einfach zu bauen waren. War das Granitgestein erst einmal komplett ausgehöhlt, schwärmte auch schon eine Schar infernalischer Innenarchitekten hinein, um das so entstandene Gebäude mit Lavalampen, Bodenheizungen und allem übrigen, was den modernen mortropolitanischen Lebensstil ausmachte, auszustatten.
    Und so hatte auch einst der Herr der Finsternis d’Abaloh als junger und aufgeweckter Dämon im Bauwesen angefangen. Er hatte sich damals sämtliche lieferbaren Artikel sowie die Gebrauchsanweisungen und Preislisten aller Hersteller eingeprägt, so daß niemand besser wußte als er, welche Spachtelmasse oder welcher Donnerbolzen für diesen oder jenen Zweck am geeignetsten war. Natürlich wurden seine Dienste insbesondere in höheren Kreisen immer gefragter, und als er dahinterkam, welch ausschweifenden Lebensstil sich hochrangige Sündenbeamte leisten konnten, sah er sich plötzlich vor die Frage gestellt, entweder weiterhin einer Arbeit nachzugehen, die ihm zwar Spaß machte, für die er aber nur ein paar mickrige Obolen bekam, oder einen Job anzunehmen, den er zwar hassen würde, durch den er aber ein Leben im Luxus führen könnte. Aus freiem Willen entschied er sich für das letztere und traf umgehend die notwendigen Vorbereitungen, um sich den Weg nach oben zu ›schmieren‹. Bei seinem rasanten Höhenflug wurde keine offene Handfläche ausgelassen, jeder behilfliche Freund gehegt und gepflegt und jeder Schwächere übertrumpft. Und jetzt hockte er hier in einem rosafarbenen Palast, der sein ganzer Stolz war. Er hatte ihn eigenhändig mit erstaunlichem Erfolg errichtet, da er sich selbst mit den Bauarbeiten beauftragt hatte, die mit dem Geld aus dem von ihm bewilligten ›Baukostenzuschuß für die Herrscher der Unterwelt‹ bezahlt worden waren.
    Dennoch war er heute alles andere als glücklich. Das Klappern manikürter Krallen, die gelangweilt auf die Platte eines diamantenbesetzten Obsidiantisches trommelten, hallte durch den Palast. Es folgte ein äußerst unzufriedenes Grunzen und ein verärgertes Aufbrüllen, als d’Abaloh zum hundertzwölften Mal in dieser Stunde die Geduld verlor. Zischend und fluchend schnappte er sich die Marmorkarten, mischte sie und legte erneut eine Patience.
    Selbst in einem Umkreis von hundert Metern war noch offensichtlich, daß d’Abaloh irgend etwas beunruhigte. Und bei diesem Etwas handelte es sich um seine bevorstehende Reise nach Mortropolis. Er freute sich ungefähr so sehr darauf wie auf das Ziehen der vorderen Reißzähne – ohne Betäubung. Allein bei dem Gedanken, sich mit erdrückender Platzangst durch die drängelnden Massen der keuchenden Kreaturen von Mortropolis schieben zu müssen, bekam er schon eine Gänsehaut. War es das wirklich wert, all diese Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen, nur um

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