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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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schaufeiförmigen Pfoten beiseite geschoben und eine große spitze Nase stieß in die Luft. Zwei winzige, fast blinde Augen blickten sich nach allen Seiten um und machten einen ungeheuer enttäuschten Eindruck. Sabbernd schnüffelte der Maulwurf umher, um sich zu orientierten. Schließlich buddelte er sich weiter vorwärts und begab sich auf die Suche nach dem größten Regenwurmgelage, das jemals in dieser Waldzunge gesichtet worden war.
    Mahrley schlug mit dem Geldbündel aus Hunderttalerscheinen wütend gegen das Tor, wischte sich den strömenden Schweiß von der Stirn und schrie: »Quarz! Los, du miese Ratte, beweg sofort deinen verlogenen Arsch hierher! Ich hab da nämlich ein paar Fragen!«
    Das war weit von einer feinsinnig und diplomatisch eingeleiteten Eröffnungsrede entfernt. Die Meute dankte es ihrem Anführer mit entsprechender Begeisterung und unterstützte Mahrleys Forderungen mit wildem Gebrüll. Bei verbalen Auseinandersetzungen stellte sich Mahrley immer recht geschickt an; so wurde er nie ausfallend, wenn offen und ehrlich geäußerte Beleidigungen vollkommen ausreichten. Zum Beispiel bezeichnete niemand in seiner Hörweite ein Rohr als eine Röhre – und überlebte das ohne weiteres …
    »Quarz!« brüllte Mahrley erneut. »Heh, du alter Narbenkopf, komm endlich raus!« Wieder ertönte grölende Zustimmung.
    J’hadd kratzte sich am Kopf, als er in Hörweite gelaufen kam. Narbenkopf? überlegte er. Seltsamer Name für einen Zwerg.
    In der Horde machte der Sprechgesang ›Narbenkopf! Narbenkopf!‹ die Runde und wurde immer lauter, bis er mit einem Mal verstummte.
    Durch die Schlitze in dem hohen Sicherheitszaun war eine Gestalt zu erkennen, die gereizt einen Wachturm erklomm, der den Zaun und die davor stehende Horde weit überragte. Erneut schrien die Bauarbeiter »Narbenkopf! Narbenkopf!«, wobei sie versuchten, so einschüchternd wie möglich zu klingen. Sie starrten die ganze Zeit zu Mahrley hinüber, der schon dafür sorgen würde, brennbares und somit echtes Geld ausgezahlt zu bekommen. Dennoch fiel es ihnen gar nicht so leicht, bedrohlich zu wirken, da sie alle furchtbar unter der Hitze litten.
    Aus sieben Schornsteinen stieg ununterbrochen Rauch aus der Kuppel des Zentaur-Vergnügungsparks empor.
    »Beeilung, Quarz! Beweg dich!« rief Mahrley ungehalten, kurz bevor sich die auf dem Wachturm stehende Gestalt vorbeugte.
    »Was wollt ihr denn? Ihr werdet nicht mehr gebraucht. Es gibt keine Arbeit mehr für euch! Also haut endlich ab!« brüllte die klobige Gestalt von Schlacke Schmidt zurück.
    Hinter der Menge kam Knalli J’hadd völlig entsetzt zum Stehen und schluckte schwer; selbst aus dieser Entfernung konnte er das Narbengeflecht auf dem Kopf der riesigen Gestalt erkennen, die ganz bestimmt kein Zwerg war.
    »Wir wollen keine Arbeit. Wir wollen den Zwerg mit den häßlichen Narben sehen!« brüllte Mahrley.
    Also hatte der Zwerg etwa auch Narben? J’hadds Gedanken schlugen Purzelbäume. Etwas an dieser Gestalt auf dem Wachturm kam ihm furchtbar bekannt vor.
    »Was ist das überhaupt für ein Ton?« empörte sich Schlacke Schmidt mit einem gottlosen Glanz in den Augen. »Wenn ihr ihn sehen wollt, müßt ihr schön artig darum bitten!«
    »Nein! Das müssen wir nicht. Wir haben nämlich die Schwarze Garde auf unserer Seite!« schrie Mahrley wütend, während der noch immer komatöse Körper von ›Rabe‹ Achonite wie ein jämmerliches Maskottchen vorwärts geschleift wurde. »Und der Kommandant will sofort den Zwerg sehen!«
    »So ein Pech aber auch. Der Zwerg ist nämlich nicht da«, rief Schlacke Schmidt. Dann stieg er ohne einen weiteren Kommentar vom Wachturm herab und verschwand wieder hinter dem Zaun.
    Die schweißgebadete Menge geriet immer mehr in Rage, stimmte wütende Sprechchöre an und bombardierte den Zaun mit einem hämmernden Steinhagel. Ein rußgeschwärzter ausgestreckter Mittelfinger von Schlacke Schmidt ragte zum unverkennbaren Gruß über den Zaun hinweg, so daß die Menge noch mehr in Wallung geriet.
    Knalli J’hadd bemerkte nichts davon, denn mit einem Schlag offenbarte sich ihm die ganze Wahrheit und ihn durchfuhr es heiß und kalt – plötzlich wußte er, wo er diesen Schmied zuvor schon einmal gesehen hatte; nämlich kopfüber mit einem Dolch im Bauch, an einem Seil herabhängend und dabei grotesk hin und her schwingend. Seufzend sah sich J’hadd die Verbrennungen auf seinen Händen an, und ebenso unverhofft erinnerte er sich nun auch an einen Zwerg.

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