Firkin 05 - Fahrenheit 666
Regenbogenkrieger auf seinen unfreiwilligen Flug nicht vorbereitet, denn sonst wäre seine Landung sicherlich etwas sanfter ausgefallen.
»Macht euch keine Sorgen, Leute«, keuchte der auf dem Boden liegende Mahrley. »Zurück in die Werkstatt damit. Ich weiß, was wir machen müssen, damit das Ding funktioniert.« Ein halbes Dutzend Bauarbeiter trat vor und schleifte erst das Katapult und dann den Klempner in die Werkstatt zurück.
Auf dem kärglichen Rasen jenseits des Sicherheitszauns sah es allmählich wie im Paradies eines Tierpräparators aus. Dort lagen haufenweise Hunderte von Vögeln herum, sorgfältig von den Regenbogenkriegern nach Arten sortiert. Die einzigen Regungen der Hitzeopfer bestanden im gelegentlichen mitleiderregenden Schlagen der Flügel und im ständigen Hervorstoßen der trockenen Zungen.
Und es wurde immer schlimmer, minütlich kamen mehr und mehr dazu und brachten die Fänger, die sich bereits ihrer Oberteile entledigt hatten, an den Rand der totalen Erschöpfung – und jeden, der irgend etwas auch nur entfernt Fächerähnliches bei sich hatte, an die Grenzen der Belastbarkeit.
Falls nicht bald etwas passierte, würde es Todesopfer geben.
»Und du bist still!« zischte einer der Regenbogenkrieger, als Klammerpilz, der noch immer gefesselt und geknebelt hinter einem Busch lag, verzweifelt herumzuzappeln begann, weil er offenbar etwas sagen wollte. »Sei still, hab ich gesagt!« Aber in dem Grunzen von Klammerpilz schwang etwas mit, das den anderen Umweltschützer dazu veranlaßte, ihm den Knebel aus dem Mund zu nehmen.
»Sie kommt!« heulte er auf. »Ich hab mein Ohr am Boden gehabt. Hör doch selbst!« Und tatsächlich war ein Rumpeln und das heftige Prusten einer infernalischen Verbrennungsmaschine zu hören. Die allgemeine Stimmung stieg schlagartig an, als Frau Grün mit vom Wind zerzaustem Haar ganz vorn auf einem gestohlenen Zugwagen über den Horizont fegte und freudestrahlend in beiden Händen jeweils einen Eimer schwang.
»Ich bin wieder zurück und … Anhalten!« stieß sie panisch hervor, als der Vierzigtonner völlig außer Kontrolle an den wartenden Ökosturmtruppen vorbeidonnerte. Fichte gelang es, mit dem Zugwagen in die Kurve zu gehen, die infernalische Verbrennungsmaschine abzuschalten und das Segel mit aller Kraft herumzuschwenken. Grassoden und Eimer flogen im hohen Bogen durch die Luft, und der Wagen donnerte mit kaum verminderter Geschwindigkeit zurück.
»Greift euch die Eimer!« schrie Frau Grün, als sie wieder vorbeirauschte.
Insgesamt raste der Wagen fünfzehnmal hin und her, bevor er endlich an Schwung verlor und dampfend zum Stehen kam.
»Jeder greift sich sofort einen Eimer!« befahl sie mit sich überschlagender Stimme und befreite gleich darauf Klammerpilz von den Fesseln.
Ehe er sich versah, bekam er ein paar hinter die Ohren, erhielt den Ratschlag, in Zukunft zuzuhören und nicht zu unterbrechen, wenn Erwachsene redeten, und wurde mit den anderen zum See geschickt. Schließlich bildete sich ein ganzer Zug unermüdlicher Kämpfer für den Erhalt von Flora und Fauna, der schwitzend, aber voller Tatendrang vorwärts marschierte.
Frau Grün jauchzte vor Vergnügen, während sie ihre Ergebenen antrieb und an jeden Eimer verteilte, der auch nur das leiseste Interesse bekundete.
»Du da!« forderte sie kurz darauf auch Knalli J’hadd auf, der gerade ebenso zufällig wie verwirrt in ihre Richtung geschaut hatte. »Ja, du! Los, mach schon! Hilf mit, die Vögel zu retten! Schließlich ist das hier ein Notfall.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, knallte sie ihm einen Eimer vor die Brust und zeigte auf die unzähligen Rücken der schweißüberströmten Helfer, die müde am Horizont in Richtung des Sees Hellarwyl trotteten.
Geschockt gehorchte J’hadd.
Unter seinen Füßen wanden sich unbemerkt dreiunddreißigtausend lechzende Würmer nach oben und verfolgten aufgeregt den schmackhaftesten Laubhaufen, den das Talpa Gebirge jemals gesehen hatte. Nicht weit hinter ihnen gruben sich mittlerweile achtundsechzig Maulwürfe hungrig durch die vorzüglich nach Würmern duftende Erde.
Nabob mußte zugeben, daß es ein beeindruckender Anblick war. Entlang des Phlegethon-Ufers wurden von den Bediensteten der Einwanderungsbehörde Plakate und Transparente hochgehalten – und durch Sprechgesänge bekundete man die Solidarität mit den streikenden Fährmännern. Kapitän Naglfar versuchte mit seiner Kapitänsmütze so imponierend wie möglich zu wirken und
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