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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Beschimpfungen von sich.
    Darüber hinaus wurden überall Meinungsverschiedenheiten ausgefochten, wobei man mit der Wortwahl nicht gerade zimperlich umging: Markthändler beschuldigten Schmiede, absichtlich das Gemüse mit Falschgeld bezahlt zu haben; erfolgreiche Pokerspieler beschimpften andere Zocker, die um Geld gespielt und verloren hatten; aufgebrachte Buchmacher übten Druck auf Leute aus, die bei den letzten Garnelenkämpfen ihr gesamtes Vermögen gelassen hatten.
    Mit steigender Temperatur wuchs auch der Volkszorn.
    Plötzlich ertönte eine Fanfare knirschender Türen, der eine Reihe angestrengter Seufzer folgte, bis schließlich aus einer der satanischen Fabriken ein riesiges Gerät in die zwielichtige Dämmerung geschoben wurde, die das Tageslicht unter der sich immer noch ausdehnenden Wolkendecke aus fluoridierten chthonischen Kohlenwasserstoffen längst verdrängt hatte. Sofort waren sämtliche Blicke auf das merkwürdige Ding gerichtet, und die allgemeine Verblüffung wuchs noch an, als die Anwesenden den siegesgewissen Ausdruck auf Mahrleys Gesicht wahrnahmen, der hochmütig vorweg marschierte. Das Gerät hatte auf jeder Seite acht Räder und in der Mitte einen an Scharnieren befestigten Pfahl, an dessen Ende eine Badewanne festgeschnallt war. Genau hinter den Scharnieren befand sich unter dem Pfahl eine kräftige Federung, die aus den Metallringen der Fässer zusammengeschustert worden war, so daß durch das zwischen der Badewanne und dem als Seilwinde dienenden Wasserrad straffgezogene Tau eine Spannung entstand. Da mit der Hand geworfene Steine dem Hochsicherheitszaun nichts anhaben konnten, war es nun an der Zeit, einmal auszuprobieren, was man mit Hilfe eines Katapults würde anrichten können. Die Menge jubelte und geriet erneut mächtig ins Schwitzen, als die notdürftige Steinschleuder in die richtige Stellung gebracht wurde. Flinke Hände drehten kräftig an dem Wasserrad, so daß der Schleuderarm mitsamt der Badewanne nach unten gegen die quietschenden Federn gezogen wurde. Von allen Seiten wurden Steine in die Wanne geworfen, die im Handumdrehen gefüllt war, und anschließend wurde das Katapult unter Mahrleys Anleitung ein letztes Mal ausgerichtet. Sobald sie den Zaun erst einmal durchbrochen hätten, könnten sie sich den Zwerg vorknöpfen und von ihm die Herausgabe echten Geldes verlangen; so oder so ähnlich lautete jedenfalls der Plan.
    Zwischen dem Katapult und dem Zaun bildete sich schnell eine Gasse.
    »Los! Noch zwei ganze Umdrehungen!« befahl Mahrley. »Macht schon!« Er wollte die größtmögliche Kraft aus dem Katapult herausholen, um das Tor unter dem Kreischen zerberstenden Metalls und dem tosenden Applaus der Menge aus den Angeln zu heben. Und er wollte, daß alles beim ersten Mal reibungslos funktionierte. Holz, Metall und Seile quietschten und ächzten mit der zunehmenden Spannung um die Wette. Der riesige Pfahl bog sich und zitterte wie ein Geiger, der an einem Premierenabend mit den Nerven am Ende war. Als Mahrley den gestreckten Daumen hochhielt, wichen alle Umstehenden ehrfurchtsvoll zurück und ließen ihn, stolz wie ein Pfau, allein am Katapult zurück. Mit der Hand umklammerte er fest den Hebel, der den Schleudervorgang auslösen sollte. Alle Blicke waren nun auf ihn gerichtet. Das war sein großer Augenblick, und er konnte nicht widerstehen, der bewundernd zuschauenden Menge ein paar anspornende Worte zuzurufen. Schließlich würde sich ihm solch eine Gelegenheit so schnell nicht wieder bieten, daran wollte er die Situation voll auskosten.
    »Verehrtes Publikum, in fünf Sekunden werde ich diesen Hebel hier lösen, und dann wird von dem Zaun nichts mehr zu sehen sein. Bitte vergessen Sie nicht, wem Sie das alles zu verdanken haben.
    Falls Sie also mal einen Klempner brauchen, schauen Sie doch einfach in ›Mahrleys Installationsbetrieb‹ vorbei. Duschen sind zur Zeit übrigens im Sonderangebot! Fünf!« schrie er und hob zur Unterstützung die Hand.
    »Vier!« Einige Kinder stimmten mit ein. »Drei!« brüllte Mahrley. »Zwei!« fuhr die Menge fort. »Eins!« riefen alle zusammen. Dann ließ er den Hebel los. Als die Spannung des Taus mit einem ächzenden Geräusch gelöst wurde, schnellte der Pfahl zischend nach oben. Doch nachdem er den Höhepunkt erreicht hatte, flitzte er am Scheitelpunkt vorbei und schoß in den Boden, riß dabei das gesamte Gerät mit sich und schleuderte Mahrley sechs Meter in die Luft. Leider waren Frau Grüns sprungtucherfahrene

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