Firkin 05 - Fahrenheit 666
in Ohnmacht fielen. Ein jeder wußte, daß man sich in die Geschäfte von Khar Pahcheeno nicht einzumischen hatte.
»Das reicht nicht«, zischte Achonite. »Einen solchen Vertrag kann jeder aufsetzen. Ich brauche mehr Beweise!«
»Wie oft muß ich dir noch sagen, daß ich ein aufrichtiger Geschäftsmann bin? Ohne einen Vertrag würde ich niemals jemanden töten. Welchen Nutzen soll das haben? Ich hab die ganze Nacht im Rinnstein verbracht«, beharrte der Mörder, der überrascht war, mit welcher Anmaßung Achonite einen Vertrag mißachtete, der vielleicht mehr Wirkung als ein königlicher Erlaß besaß.
»Im Rinnstein?« hakte Achonite nach. »Was hast du denn getrunken?«
»Etwa zwölf Liter Hexenhammer.«
Achonite trat ein Stück zurück, hielt die Talgkerze etwas höher und musterte den Mörder mit argwöhnischem Blick. »Los, streck die Zunge raus!« befahl er.
»Wieso denn das? Für eine neue Folter etwa? Nix da.«
»Los, mach schon!«
Der Mörder steckte für eine Sekunde die Zunge raus, und in diesem Augenblick wußte Achonite, daß er die Wahrheit gesagt hatte. Ein pelziger grünlich-gelber Teppich lag auf der Zunge – die unverkennbaren Folgen einer heftig durchzechten Nacht im Rinnstein, das wußte Achonite aus persönlicher Erfahrung nur zu genau.
Mit einem Aufschrei schleuderte Achonite die Kerze durch das Zimmer und traf einen Wachmann am Hinterkopf. »Er ist frei und kann gehen!« brüllte er und marschierte auf die Tür zu. »Dieses eine Mal jedenfalls!«
»Warte!« rief ihm der Mörder hinterher und starrte auf das schwarze Haarbüschel, das Achonite noch immer in den Händen hielt. »Ich glaube, das gehört mir. Ich hätte nichts dagegen, wenn du mir den Skalp zurückgeben könntest. Senior Pahcheeno ist nämlich sehr eigen, wenn’s um Leistungsnachweise geht.«
Kommandant Achonite murmelte etwas Unergründliches vor sich hin und warf dem Mörder die abgetrennte Kopfhaut zu, dann ging er gereizt mit langen Schritten über den Korridor und trat die Tür zum nächsten Verhörzimmer auf.
Hauptmann Barak fuhr erschrocken hoch, als der Kommandant hereinplatzte, durch den Raum stampfte und ohne viel Federlesens Macke Tripper an der Kehle packte.
»Nun, was ist?«
»Ich bin’s nicht gewesen! Ich war gar nicht hier!« krächzte Tripper.
»Warum sollte ich dir glauben?«
»Weil ich nur auf Mädchen aus bin«, gestand Macke Tripper ein, der kaum noch Luft bekam.
Achonite war außer sich vor Rage, und die Muskeln seiner Unterarme schwollen an, als er die Fäuste ballte und den Gefangenen mitsamt Stuhl hochhob und ihn mit einem Fluch, der noch auf hundert Meter Entfernung Gußeisen zum Schmelzen gebracht hätte, in eine Ecke feuerte. Noch bevor sich der aufgewirbelte Staub wieder gelegt hatte, war er schon draußen und schritt wutschnaubend den Gang hinunter.
»Ich habe gefragt«, erklang eine Stimme aus einem Seitengang, »ob Sie mir wohl sagen können, wer hier der Verantwortliche ist.«
Achonite drehte sich mißbilligend um, sein Zahnschmuck blinkte im trüben Licht, als er den mit einer Tarnsoutane bekleideten Störenfried mürrisch musterte.
»Ah, Herr Kommandant!« rief General Sinnohd, als er die Dienstgradbezeichnungen auf den Zähnen erkannte und auch zu deuten wußte. »Ich scheine einen meiner Leute verloren zu haben, könnten Sie mir vielleicht behilflich sein?«
Achonite starrte den General wortlos an. Er kämpfte gegen die unbändige Wut an, die in ihm aufstieg, und hatte Mühe zu antworten. »GURU, oberes Stockwerk«, knurrte er, bevor er um eine Ecke verschwand und seinen Zorn an einer unschuldigen Rüstung ausließ.
General Sinnohd hätte niemals geahnt, wie nahe er in diesem Augenblick davor gewesen war, vorzeitig vor seinen Schöpfer zu treten.
Flagit stieß einen Pulk von bedauernswerten Sündern aus dem Weg und stampfte durch den Flammensturm.
»Küm … küm … kümmer du dich um die Kleinigkeiten … keiten … keiten.«
Die Wörter schwirrten ihm im Kopf herum. Kleinigkeiten! Ha! Als ob es sich um ein paar läppische Vorbereitungen für ein Betriebsfest handeln würde. Bestimmt war es keine Kleinigkeit, hundertfünfzehn Kilo eines nur wenig hilfsbereiten Schmieds durch ein frisch genagtes Stalagmilbenloch zu schleppen, um ihn dann am Stadtrand von Cranachan abzusetzen. Kleinigkeiten!
Streiken war eine Kleinigkeit! Flagits Plan hingegen basierte auf einer großangelegten Strategie. Wie konnte der Streik der Fährmänner überhaupt soviel von Nabobs Zeit in
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