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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Anspruch nehmen? Wie erbärmlich!
    Automatisch drehte Flagit sich um und rauschte die spiralförmigen Stufen hinunter, wobei er die klagenden Sünder mit den Pferdehufen aus dem Weg räumte.
    »Küm … küm … kümmer du dich um die Kleinigkeiten … keiten … keiten.«
    Ja, das hatte er auch vor. Er würde Nabob schon zeigen, wie man richtig organisiert. Allen wollte er es beweisen, und das möglichst sofort! Und ›es‹ würde viel größer und viel besser sein, als alles, was Nabob jemals in seinen kühnsten Träumen erlebt hatte!
    Mit einem dämonischen Schrei trat er die Tür zum Lagerraum auf, schüttelte die Schlacke vom Ascheknirps und griff nach der Zauberdrahtkappe, die auf einem Steinstuhl lag.
    Kaum hatte er sie zwischen die Hörner gesetzt, schloß er die Augen und griff mit den Klauen seines Verstandes nach dem dreihundert Meter über ihm schlafenden Mann, der in einer Hängematte lag.
    Die mentalen Krallen der totalen Kontrolle des limbischen Systems legten sich um den Willen zweier Schläfer herum, schwangen den einen aus der erholsamen Hängematte heraus und schoben ihn durch den Haupteingang des Hospitals nach draußen, dann ließen sie den anderen aus seinem Bett springen und in die Gasse hinter dem Druckerladen gehen.
     
    Dem Zwerg Quarz gefiel das alles überhaupt nicht. Er hatte die kurzen Arme in die Hüften gestemmt und spähte durch das gewaltige Aufgebot an roten Augenbrauen und hennafarbenen Bartbüscheln hindurch mürrisch auf die Wasserfläche. Unter dem schwarzen Schlapphut schwirrten ihm wirre Gedanken durch den Kopf.
    »Nee, nee, mein Junge. Das is nich natürlich, is das nich«, jammerte er vor sich hin. Dann drehte er sich um, spuckte einen Klecks Speichel auf eine Schaufel, und es ertönte das feuchte Klirren eines Volltreffers.
    »Kein Halunke, der noch ’n bißchen bei Verstand is, brauch so was, niemals, sach ich. So läuft das nu ma nich. Jahrhunderte sind wir ohne ausgekommen und haben uns ’n Dreck drum gekümmert, und wir brauchen das Ding jetz auch nich.« Er nahm einen weiteren großen Schluck Bier, kaute noch einen Klumpen klebrigen Tabak und ließ den Blick über das nachtdunkle Wasser schweifen.
    Es war lange nach Schichtende, und Quarz, der Grundstücksverwalter der cranachanischen Hafenentwicklungsgesellschaft, glotzte angewidert auf den Transtalpinokanal. Nur weil er die Aufsicht über alles hatte, mußte ihm das noch längst nicht alles gefallen. Wenngleich sich mit Gold so mancher Nachteil aufwiegen ließ.
    »Menschenskinder! Seit der allererste Wagen von ’nem Nashorn übers Talpa Gebirge gezogen wurde, steht ja wohl außer Frage, daß alles, und zwar wirklich alles, auf ’m Landweg transportiert wird: Lebensmittel, Tierfelle, Waffen, Armeen, Bier, Tabak und und und … Das is doch ’n perfektes System, is das doch! Welcher Depp hat eigentlich ma gesacht: ›Es lebe der Fortschritt‹? Die Frage is ja wohl, um wessen Fortschritt es sich handelt, oder? Du meine Güte! Sicher muß man hin und wieder neue Wege beschreiten, aber diese Windeier befinden sich eindeutich auf ’m Holzwech. Wagen brauch man nun ma! Heutzutage benutzt man Nashornwagen. Ich mein, warum, zum Teufel, hätt die Armee wohl sonst extra ’ne eigene Nashornwagendivision, wenn das nich so wär, hä?«
    Er nahm erneut einen kräftigen Schluck, kaute Tabak und spuckte noch einmal eine schwarze Masse in Richtung der Schaufel.
    »Und das alles wollen die jetz einfach über Bord werfen. Das ganze Erbe so einfach auf ’n Müll.« Quarz bekam in der nächtlichen Stille einen heftigen Schluckauf, so daß ihm entging, wie ein durchtrainierter Körper leise den Bauzaun überwand.
    »’n bißchen mehr Dankbarkeit kann man schon erwarten, wenn man Monate damit verbracht hat, den alten Handelswech auszubessern«, murrte er in sein Bier. »Sicher, ’n paar Pannen hat’s auch gegeben. Scheiß drauf, nichts is vollkommen! Klar, er wird auch nich den ersten Preis für das am reibungslosesten funktionierende Hoch- und Tiefbauprojekt aller Zeiten gewinnen. Sicher, nachdem diese verdammten Spediteure endlich damit aufgehört hatten, sich über die Vorfahrt bei Gegenverkehr zu streiten, haben allein die Aufräumarbeiten fast drei Wochen gedauert. Scheiß drauf! Aber weidet doch jetzt eure Augen am Anblick dieses einmaligen Projekts, ihr ungläubigen Halunken, ihr! ’ne dreispurige Kiesstraße, die sich wie ’n geölter Blitz auf Schienen durch die Berge schlängelt, jede Kurve is perfekt ausgebaut,

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