Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
dann: Bin neugierig, wieviel ich für diese Ladung bekomme.
    Wieder zog er an den Zügeln, manövrierte das Gefährt zwischen zwei Felsbrocken hindurch und zockelte im Schutz der dunklen schwarzen Nacht davon.

 
III
VLAD
     
     
    Firkins Nerven waren gespannt wie Stahltrossen, als er durch die enge Schlucht und an der schlafenden Gestalt vorbeikroch. Er zitterte am ganzen Körper. Noch so ein Schock, nur noch der winzigste Schreck, und es war um seine Courage geschehen: Sie würde unaufhaltsam wie auf einer Geröllhalde den Steilhang des Schreckens hinabsausen und in die finstere Klamm des Entsetzens stürzen.
    Aber, versuchte er sich zu trösten, es könnte schlimmer sein.
    Es könnte noch Nacht sein. Es könnte noch dunkel sein. Es könnte sich – so, wie es in der Nacht immer geschehen war – etwas hinter ihm aufrichten, etwas mit langen knochigen Fingern und riesigem, weitaufgerissenem, lechzendem Maul, erwartungsvoll und hungrig und …
    HALT! Aufpassen! Abwarten, bis das Schnarchen wieder zu hören ist. Schritt. Schnarchen. Schritt. Er konzentrierte sich so stark, daß ihm der Schweiß auf die Stirn trat.
    Er stand kurz vor dem Durchdrehen.
    Als er in der vergangen Nacht Khucaph verlassen hatte, war er noch voller Courage gewesen, bis zum Kragen voll mit Adrenalin und gestärkt durch eine gehörige Portion Unzurechnungsfähigkeit. In den ersten Stunden, als er sich auf dem Trampelpfad, der aus Khucaph herausführte, seinen Weg gesucht hatte, war alles gutgegangen. Er hatte sich allenfalls Sorgen gemacht, daß er über einen Stein stolpern und sich den Knöchel verstauchen könnte. Aber je weiter er abgestiegen, je weiter er in unbekanntes Gelände vorgedrungen war, desto empfindlicher und aufnahmefähiger waren seine Wahrnehmungsorgane geworden, und er hatte hunderterlei im Dunkel der Nacht verborgene Aktivitäten und Geräusche wahrgenommen. Seine Phantasie hatte ihm böse Streiche gespielt, hatte harmlose Baumstämme in häßliche Scheusale verwandelt, in ekelhafte, feindselige Drachen, die, Mord und Totschlag im Sinn, im Dunkel lauerten. Und immer wenn er die Augen zusammengekniffen und angestrengt versucht hatte, genauer zu sehen, war alles um ihn nur grau und verschwommen gewesen.
    Und dann, nachdem er mehrere Stunden lang durch pechschwarze Nacht gegangen war, hatte er plötzlich bemerkt, daß ganz in seiner Nähe etwas schnaufte. Ein schweres rauhes Schnaufen in der Stille der Nacht … ganz nahe … viel zu nahe … beunruhigend nahe. Nur mit äußerster Mühe hatte er die panische Angst unterdrückt, war stehengeblieben, hatte den Atem angehalten und gehorcht … In seinen Schläfen dröhnte und hämmerte der Pulsschlag, rundumher war tiefe Stille. Kurz bevor seine Lungen geplatzt wären, hatte er ausgeatmet. Langsam, ganz langsam – er fürchtete, der Brustkorb könne infolge der Überanstrengung zusammenbrechen. Der kalte Schweiß brach ihm aus, als das Schnaufen wieder einsetzte. Er hielt inne. Es hielt inne. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Er sah nichts. Er hörte nichts. Er atmete wieder ein. Dann hörte er es wieder … Und plötzlich verflog das Entsetzen, er war so erleichtert, daß er beinahe laut aufgelacht hätte: Laut hörte er den eigenen Atem in der Stille der Nacht.
    Er faßte wieder Mut und brach auf.
    Ein paar Stunden lang kam er trotz der Dunkelheit ganz gut voran. Bis er plötzlich Schritte hörte. Schritte, die lauter wurden. Er ging weiter. Die Schritte wurden lauter. Und lauter.
    »Das sind meine Schritte«, sagte er sich. »Was ich da höre, das sind meine Schritte.«
    Und um sich von der Richtigkeit seiner Annahme zu überzeugen, blieb er stehen und horchte. Stille. Tiefe, dunkle, beruhigende Stille. Abgesehen von den Schritten, die auf ihn zustapften.
    Eiskalt lief es ihm über den Rücken, die Nackenhaare stellten sich auf – wie bei einem zu Tode erschrockenen Stachelschwein. Er hechtete geräuschvoll ins Unterholz, hielt sich dann mucksmäuschenstill und horchte. Er sah nichts. Die Schritte wurden lauter. Es hat mich gehört. Ist in den Bäumen, dachte er. Wieder fehlte nicht viel, und er wäre durchgedreht. Die Schritte wurden lauter und lauter. Es kommt!
    Reglos und schmerzverzerrt, so wie er gelandet war, lag er im Gebüsch und litt Höllenqualen. Nur noch drei Milligramm Adrenalin mehr, und der Starrkrampf würde einsetzen. Er wagte nicht, sich zu bewegen. Wagte nicht zu atmen. Die Schritte kamen näher und immer näher, wurden lauter und lauter und

Weitere Kostenlose Bücher