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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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ahnenden alten Mann heran, zog ihren Körper, der nichts Menschenähnliches besaß, mit schleifenden, ruckenden Bewegungen noch ein kleines Stück näher, hob den Kopf und … Wie ein letztes Lebenszeichen ersterbender Schönheit blitzte kurz vor dem Gemetzel vom speicheltriefenden Rachen im Licht der Sonne ein flüchtiges Leuchten auf, und dann … dann stieß der Kopf gnadenlos zu, stieß nach unten, fuhr nach links, nach rechts, stieß zu mit messerscharfen Zähnen, die tiefe Wunden schlugen. Fetzte und riß und schlang – mörderisch, rasend, vom Blutrausch besessen. Schleuderte in wilder Wut Zerstückeltes in alle Richtungen, um endlich, endlich den nagenden Hunger zu stillen …
    Und als die Sonne mit rotfarbenen Strahlen den Schauplatz beschien, auf dem Blutgier und zerstörerische Lust ihr schändliches Werk verrichtet hatten, wälzte die Kreatur den aufgeblähten satten Leib zur Seite, um das deftige Essen besser verdauen zu können.
    Einsam und verlassen strich ein kühler Windstoß über den schlafenden alten Mann und versetzte die Rockschöße in leichtes Flattern. Die Augenlider des Schläfers flackerten unwillkürlich, gräßliche Krämpfe schüttelten den Körper, als die allmählich abklingenden Feuerstöße der Nervenfortsätze das Ende eines Nachmittagsschläfchens ankündigten. Whintz gähnte ausgiebig, kratzte sich zwischen den Schulterblättern, leckte sich schmatzend die Lippen und streckte sich. Dann nahm er das ledergebundene alte, Buch, schlug es zu und steckte es vorsichtig wieder in den Rucksack. Schließlich stand er auf, streckte sich noch einmal, um die steifen Glieder ein wenig zu lockern, massierte sich den Rücken und machte sich auf den Weg zur nächsten Stadt. Zurück blieben ein Fleck an einem Baumstamm (leicht angewärmt), eine zerdrückte Stelle im Gras (in der sich die Konturen eines menschlichen Körpers abgezeichnet hatten) und ein winziges Häuflein altersgilbes Pergament (frisch zerkaut).
    Eine sanfte Bö wirbelte die Schnitzelchen hoch und versteckte sie unter einem Haufen aus abgefallenem Laub, der seit einem Jahr schon an ein und derselben Stelle vor sich hin welkte.
    Und nicht weit von dieser Stelle schnarchte ein Bücherwurm leise vor sich hin und verdaute sein nachmittägliches Festmahl.
     
    Ganz hinten, am Ende einer finsteren, feuchten, mit Wackersteinen gepflasterten Gasse, in der verrufensten Gegend der Stadt, hatten sich Dutzende der übelsten Schurken von Guldenburg zum nächtlichen Krakeel versammelt.
    Was nichts Besonderes war.
    Sie versammelten sich Nacht für Nacht zum nächtlichen Krakeel.
    Irgendein Anlaß ließ sich jedesmal finden.
    Sie waren unglaublich einfallsreich, wenn es darum ging, einen Anlaß zu finden. Wenn es einmal nicht die Aufnahme eines eben aus dem Gefängnis ausgebrochenen Sträflings in ihren fidelen Verein war, die es zu feiern galt, dann konnte man immer noch den Jahrestag der Aufnahme eines damals eben aus dem Gefängnis ausgebrochenen Sträflings in ihren fidelen Verein feiern. Oder vielleicht einen erfolgreich ausgeführten Mord. Möglicherweise wollte aber auch ein überaus großzügiger Dieb seine Mitmenschen an seinem großen Erfolg teilhaben lassen und hielt seine Freunde frei. Im Silbernen Spucknapf, wo es überaus einfach war, Freunde zu finden: Jeder, der einem die Gurgel nicht durchschnitt, war ein Freund, jeder, der einem kein Messer in den Rücken rannte, war ein Freund, jeder der einem nicht …
    Die Guldenburgsche Unterwelt verstand es, Feste zu feiern. Rund um die Uhr hockte sie im Silbernen Spucknapf zusammen, im ›Spuckschloß‹, wie die Pinte liebevoll genannt wurde. Sie schätzte die Schtimmung, die dort herrschte. Und umgekehrt: Die Schtimmung schätzte auch sie.
    Der Einladung zu einem Fest war Folge zu leisten. Ohne jedes Wenn und Aber. Entschuldigungen wurden nicht angenommen. Auch nicht im Fall von Mord und Totschlag. Selbst dann nicht, wenn es sich um die Ermordung des Eingeladenen handelte.
    Wie immer waren auch heute abend wieder alle da, die immer da waren. Aezznaton, der Meuchelmörder, und Aknerr, der Rausschmeißer, spielten Köpfeln [ix] , ein Horde unbedeutender Straßenräuber und Diebe stand um sie herum und sah zu.
    »Aufstellen!« überbrüllte Aezznaton den betäubenden Krach.
    Aknerr bückte sich, steckte ein Geldstück in den Münzeinwurf am Spieltisch und stellte auf, was auf den Tisch kam.
    Raphgyr, der Wirt, war mit einer Anzahl mordlustiger Verrückter aneinandergeraten, die die Zeche

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